Rudolph Herzogs Optimisten, Pessimisten
Von Holger Vonhof
Mit Komik und Humor im Dritten Reich beschäftigt sich Rudolph Herzogs „Heil Hitler, das Schwein ist tot!“.
Die TV-Dokumentation lief im August; das Buch bietet die Gelegenheit, sich eingehender mit dem Thema zu befassen. Hitler habe den Deutschen das Lachen genommen, sagt Adorno. Doch auch in der NS-Zeit wurde gelacht. Es gab den bösen Humor der Machthaber. Die bitteren Witze der Gepeinigten. Die Flüsterwitze über die Schwächen der Herrenmenschen. Es gab sogar eine von Hitlers Pressechef Putzi Hanfstaengl zusammengestellte, vom Führer genehmigte Sammlung ausländischer Hitlerkarikaturen, von „richtigstellenden“ Kommentaren Hanfstaengls begleitet.
Regimekritische Komiker und Kabarettisten wie Kurt Gerron, Robert Dorsay oder Werner Finck verschwanden von der Bühne; harmlose Spaßmacher wurden großgemacht, belanglose Ufa-Komödien kamen in die Kinos. Doch Flüsterwitze dienten der angestauten Wut der Hitler-Gegner als Ventil. Wer sie laut erzählte, hatte die Folgen zu tragen. Fritz Muliar erzählte Witze, die er bei den unterjochten Franzosen aufgeschnappt hatte, bei „Bunten Abenden“ zur Erheiterung der Truppe. Er büßte fünf Jahre in einer Feldstrafgefangenenabteilung in Russland. Er hatte noch Glück: „Wehrkraftzersetzung“ konnte mit dem Tod bestraft werden.
Herzog folgt der Chronologie der Nazi-Herrschaft anhand des Pegelstands der gerade kursierenden Witze. Erstaunlich ist, welches Wissen über das Regime sich schon früh in den Witzen widerspiegelt: „Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm“ oder „Was gibt’s für neue Witze? – Drei Monate Dachau“. Das schlimmste aller Grauen, der Holocaust, hält sogar in den jüdischen Witz Einzug: „Wie viele Arten von Juden gibt es? Zwei. Optimisten und Pessimisten. Und wodurch unterscheiden sie sich? Die pessimistischen Juden sind im Exil, die optimistischen in deutschen Konzentrationslagern“.
Rudolph Herzog: „Heil Hitler, das Schwein ist tot!“, Eichborn-Verlag, Berlin, 240 S., 19,90 Euro.
© 2003 Frankfurter Neue Presse#
references: TV Dokumentation von Rudolph Herzog und Wolfgang Mönninghoff (2007)
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February 22, 2013 at 2:56 pm