Der Zettelkasten
Wissenserschliessung in einer digitalen Welt.

Kompagnon A5
In der analogen Zeit habe ich mir Sachverhalte aus Bibliotheken und Archiven mit Hilfe von DIN-A-5 Notizbüchern (ähnlich diesem Kompangon), meiner Praktica-Kamera und Karteikästen aus Holz erschlossen – heute übernimmt das ein Subnotebook oder der Palm. Texte wurden handschriftlich vorbereitet, mit der Kugelkopf- oder später einer Typenrad-Schreibmaschine in die letzte Form gegossen, dafür gab es kompetente Schreibdienste – ich frage mich bis heute, wie die Leute dort mein Gekrakel so fehlerfrei entziffern konnten. Kopierdienste oder -studios haben dann den Verfielfältigungrest erledigt. So war sie, die gute alte Zeit.
Mit Helga vom Tellstübchen (dort wird eben nicht nur hochprozentig konsumiert sondern auch gelegentlich vielversprechend nachgedacht oder zuletzt auch dem Kabarettsternchen Wolfgang Neuss aus Charlottenburg zum 85. gedacht) hatte ich in den letzten Monaten öfters die Systemtheorie und Olle Niklas Luhmann – “die Welt ist über die Analyse von Kommunikation erschliessbar” – in der Mache. Wir nahmen uns dazu die eine oder andere Hermeneutik z.B. von Siggi Freud vor. Etwa zu gleicher Zeit hat Marco vom nerone-Blog eine schmale Anwendung – den Zettelkasten (800kb) von Daniel Lüdecke aufgetan. Daniel hat Luhmanns Zettelkasten zur Anwendung programmiert und freundlicherweise kostenlos im Netz abgelegt.
Ich habe nun beschlossen, den Versuch systemtheoretischer, digitaler Felderschliessung mit Hilfe des Zettelkastens aufzunehmen. Premiere wird aller Voraussicht nach das Buffy-Thema werden. Ob aus mir – hermeneutisch verdorben bis zum jüngsten Tag – wohl auch noch ein Systemtheoretiker werden kann? Im Zweifelsfall wird es eine Selbstbedienung im methodisch-technischen Steinbruch des Hildesheimers.
PS: (offtopic) Nun meuchelt der Klima- und CO2-Wahn der EU auch noch das Andenken an Edison einfach dahin, das Siechtum der Glühbirne ist beschlossene Sache – sachliches zu Staatsraub und EU-Warentotalitarismus gibt’s bei Zettel. Ich aber sage: Der Krug geht solange zum Brunen, bis er bricht. Nimmst Du mir Glühbirne weg, mach’ ich Athen-Exarchia!
references:
Herr Paule zum Arbeitstechnikfetisch:Wissen unter Kontrolle
Lieber zuppi,
ich hatte wieder ein pingback von dir. ja daniel ist gerade am feinschliff und schickt uns ein preview nach dem anderen rein. die sache wird richtig gut! das tool war schon zuvor überzeugend. jetzt sind die funktionen noch erweitert worden. alles sehr überzeugend…
gruß
nerone
December 10, 2008 at 8:21 pm
Lieber Marco,
Merci vielmals für die fixe Rückmeldung und ich drücke alle Daumen für die nächste,reifere Version 😉
PS: Hast Du schon Erfahrungen mit der Mindesgrösse/Anzahl an Einträgen,die einen sinnvollen Text-Output des Zettelkasten grundsätzlich ermöglichen?
Ein guter Freund hat mir berichtet,dass die ihm bekannten Linux-Anwendungen (nicht die von Daniel) erst ab ca. 1000 Einträgen sinnvolle Ergebnisse hervorbringen können. Dann müsste ich mir allerdings noch eine Schreibkraft einstellen.
Liebe Grüsse
zuppi
zuppi
December 10, 2008 at 10:05 pm
das programm, gerade die neuere version ermöglicht sher diskursives schreiben. einerseits folgt es der luhmannschen zettelordnug mit der indexierung jedes einzelnen zettels. andererseits unterstütz es clusterbildung von begriffen, ähnlich den clouds auf blogs. zudem hat daniel den”folgezettel implementiert. das ist ein tool welches ermöglicht zeitlich voneinander getrennte einträge als logische verknüpfung fortlaufen zu lassen. das ist für tagebucheinträge, zusammenhängende recherche ergebnisse, erzählungen, romane, weltverschwörungstheorien, kreationisten und darwinisten gleichermassen interessant 😉
deswegen würde ich sagen für geringe mengen ist das schon interessant, zumal, wenn man blogerfahrung hat. ich selbst habe das ding noch nicht so sehr gefüttert, auch weil nicht hauptberuflicher schreiber bin. als tagebuch und denkzentrale ersetzt es mein bloggen. allein – es befriedigt nicht die narzisstischen neigungen.
ich werde aber weiter am ball bleiben. es gibt immer etwas zu tippen. das werkzeug konzentriet mein denken ein wenig und archiviert gleichzeitig.
aber zu deiner frage gibt es, glaube ich, auf den wikiseiten von daniels zettelkasten auch einige berichte.
nerone
December 11, 2008 at 12:13 am
Hallo Zuppi,
ich habe Daniels Zettelkasten ausprobiert und muss sagen, dass er mir ausgesprochen gut gefällt. Bislang hatte ich auch keine Probleme, dass Programm unter Linux (via CrossOver) zu starten und damit zu arbeiten.
Für alle, die Linux (ohne Wine oder CrossOver) verwenden, gibts aber auch eine modifizierte Linuxvariante:
http://www.cc-c.de/german/download/zettelkasten.php
Ich bin gespannt!
Helga
December 11, 2008 at 10:41 am
Ich möchte an dieser Stelle kurz auf das Biblionetz hinweisen:
http://beat.doebe.li/bibliothek/index.html, in die Richtung Zettelkasten, kommt dabei aber viel viel weiter 🙂
Elto
December 11, 2008 at 11:17 pm
@ Marco: Merci für die ausführlichen Hinweise,die Anwendung von Daniel ist ein praktischer Meilenstein der Wissensaufbereitung 😉
@Helga: Das sind ja sehr gute Nachrichten,der Dezember ist gut zu uns 😉
@Elto: Eine sehr vielversprechende Seite – und ich habe dort beim kurzen stöbern Anette Schlemms Philosophiestübchen http://www.thur.de/home/annette/asich1.htm (vormals das philosophische Klo) wieder gefunden 😉
zuppi
December 12, 2008 at 1:52 am