Raumzeit

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Sommerlektüren

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Überbleibsel linker Intellektualitäten

QRT Tekknolo Über einen Ttwitterbeitrag wurde ich auf den Konstanzer Autor Konradin Leiner aka QRT (1965-1996) aufmerksam gemacht – QRT wurde im besagten Tweet als protofaschistischer Autor von “Zombologie” vorgestellt, seine Texte werden im Berliner Merve-Verlag in der Nachbarschaft von Foucault, Deleuze, Negri, Baudrillard, Luhmann und Cy Twombly veröffentlicht.  Zur Zeit lese ich Tekknologic. Zombologie hängt noch in der sommerlochartigen Bestellschleife bei meinem Buchhändler fest. Ich bin etwas überrascht, welche Ideen im subkulturell elektrobegeisterten Berlin der 80er und 90er den Weg zum gedruckten Wort gefunden haben. Ob das neue Irrlichter aus dem Hause Merve sind? Dem teutonisch linken Ungeist wurden ja aus dem kleinen Verlagshaus in  Schöneberg  (vormals Wilmersdorf)  schon so einige Herausforderungen aus Frankreich und Italien präsentiert. Jetzt weht der textuelle Wind also direkt aus dem Herzen der ehemaligen Frontstadt, wenn auch nur zugereist aus Konstanz und  posthum veröffentlicht. Ich begebe mich dann auf die Spurensuche nach Protofaschismus in den mir  vorliegenden Textfetzen.

Das Ende der grossen Würfe sei nahe

löwith heilsgeschehen In einem Gespräch vor einigen Wochen wurde mir ein interessantes Projekt vorgestellt: Eine neue Biographie über den Philosophen Karl Löwith (1897-1973), dessen Autobiographie nicht nur wissenschaftsgeschichtlich interessante Aufschlüsse zur Geschichtswahrnehmung des 20. Jahrhunderts liefert. Die Judenverfolgung und das 1934 ausgesprochene Berufsverbot der Nazis führten ihn zwangsweise über Italien, Japan in die USA. In den 50er Jahren nahm er einen Ruf an die Heidelberger Uni an.  Ich schätze ihn seit den 80er Jahren als Wegbereiter dekonstruktivistischer Ansätze historisch-philosophischer Fragestellungen  im dt. – engl.  Sprachraum. Er wird meist als  stoischer, skeptischer und agnostischer Philosoph eingeschätzt. Einer seiner  populärsten Texte ist wohl der  im deutschen bearbeitete Band  Weltgeschichte und Heilsgeschehen: Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophi” (engl.: Meaning of History, Chicago University Press, 1942), bei mir liegt aktuell das Taschenbuch des Kohlhammer Verlages aus 1954 in 4. Auflage auf dem Schreibtisch – ich werde mir noch die Originalausgabe und den aktuell herausgegebenen Text besorgen. Die Redaktionsgeschichte des Textes dürfte ein Schlaglicht auf die Rezeptionsgewohnheiten der Texte von Karl Löwith in den Geisteswissenschaften des 20. Jahrhunderts liefern.
Dass ausserhalb des philosophischen Unibetriebes immer noch verbreitet in heilsgeschichtlichen Totalitäten gedacht und argumentiert wird, dürfte kein Geheimnis sein. Ich fühle mich dahingehend in praktisch politischen Ansätzen über Jahrzehnte zurückgeworfen. Es ist nicht nur intellektuell keine Herausforderung, mit Mitmenschen des 21. jahrhunderts über die vorgeblichen Vorteile von “islamischen Republiken” gegenüber westlich-liberalen Gesellschaftsmodellen zu diskutieren. Eine breite  Ödnis tut sich da auf.

Zur Belüftung des Geistes bin ich dann aber unter der Führung des  Pausanias auf dem Wege durch Athen und Umgebung.

Eine thematische  Sommerpause

Meine Liberalismusstudien sind eher für die Winterzeit geeignet, ich werde sie im Herbst fortführen. Der philosophische Erkenntnisgewinn ist bisher eher dürftig ausgefallen, naturrechtliche Überlegungen zur Stärkung des Individualismus kommen mir wie Gymnastikübungen aus dem 19. Jahrhundert vor.  Wenn das Laub wieder fällt, kommen aber bestimmt neue Wege zum Vorschein.

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One Response

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  1. Buch-Empfehlung: „Ausgesetzt zur Existenz“; Franz Sternbald

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    Versuche einer Technosophie des Posthumanismus

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    Eine exponentiell steigende Verdichtung von digitalen Speichern bei schnellerem Zugriff, hat die erforderliche Raum- und Energie- und vorallem Zeitersparnis erbracht, die die Voraussetzung für den Bau von intelligenten Netzwerken absehbar auch praktisch mit Bewußtseinspotential möglich macht. Mit Hilfe der Nano-Technologie wird es künftig möglich sein, zelluläre digitale Automaten (Naniten) zu erzeugen, und mit dem quasi ‚lebendigen’ Potential der Eigen-Reproduktivität auf der Molekularebene der Genetik auszustatten, sodaß auf dem Wege der lernenden Selbstorganisation so etwas wie eine Turing-Maschine mit John-von-Neumann’schen Fähigkeiten ersteht, nämlich digitale Signalwerte an analoge biologische Übertragungsglieder zu liefern. Wir treten somit in die Albtraumräume der künstlich intelligenten Lebensimulation. Über die selbstorganisierende Vernetzung von nanotechnischen Elementen zu langkettigen Makrostrukturen (sog. Morgellons), wird das selbsttätige Wachstum neuronaler Strangnetzwerke denkbar. Ihr Gehirn würde dann gespeist von den artifiziell verknüpften Datenbanken des Weltnetzes, und seine Aktuatoren sind der globale militärisch-industrielle Fuhr- und Maschinenpark. Wenn ein solches posthumanes „Kind-Programm“ (eine Begrifflichkeit des Mathematikers John v,. Neumann) in dieser Weise zum ersten Mal seine Augen öffnen wird, und lernbegierig ausgreifend um sich tastet, wird es wohl, wie jedes Kind am Anfang – mit vollem Ernst sein eigensüchtiges Spiel mit uns treiben.
    Der Hybrid-Androide wird das defizitär ‚unzulängliche’ Naturgeschöpf Mensch überwinden und endgültig hinter sich lassen, damit der Cyborg die Machination stetig fortsetzen kann, wo die Definitionsmenge dessen, was der Mensch als ein beständig Werdender je werden könne, seine asymptotisch offene Interallgrenze besitzt.
    Was haben wir aber dereinst wohl mehr zu fürchten:
    Daß der Mensch sich einstmals in diesem hochintelligenten kybernetischen System als potentiell schädlicher Virus-Erreger klassifiziert finden könnte, oder daß der Technoramaentwurf mißlingt, und sich zelluläre Protozellstrukturen auf der Nano-Ebene, auf der Stufe hochpotenzierter Reproduktivität steckengeblieben, sich des Planeten in Form eines alles überziehenden zweckfrei idiotischen Schaumpilzes bemächtigt, wie bereits die Mikroplastikpartikel die Weltmeere?
    Steckt hinter den zahlreich dokumentierten Fällen von Begegnungen mit vermeintlich extraterrestrischen Alien-Greys (“Die Grauen”), mutmaßlich von Zeta Reticuli, in Wirklichkeit eine kulturpsychonautische Konfrontation mit unserer eigenen Zukunft? “Sie” entführen uns, um auf dem Wege einer hybriden Rückzüchtung, für sich verloren gegangene Ressourcen der Empathie wiederzugewinnen, wie emotionale Kompetenz, Intuition, Kreativität – und Hoffnung und Erwartung auf eine lebenswerte Zukunft, auf ein irgend mögliches individualisiertes Glück mit Freiheitsvorbehalt dessen, mit wem man es teilen möchte. Aber wohin hat “Sie – die Grauen”, denn ihre KI-induzierte Effizienzsteigerung getrieben – In’s graue Einerlei eines digital oder logisch pluri-wertig orchestriertes kollektives Schwarmbewußtseins.
    That’s why they are called, ‘The Greys’.
    Und wie würdest Du erscheinen, wenn Du in tausend Jahren oder Zehntausenden von Jahren reinkarnieren müßtest?
    The Greys – Ihr Erscheinungsbild erweckt bezeichnenderweise den Anschein fötusartig unentwickelter Wesen. Ein großer kahler Kopf auf fröstelnd dürrem Leib, die Geschlechter haben sich angeglichen (für die Stammzellenaktivierung werden sie nicht mehr relevant sein), der Androgyn ist wieder erschienen, wenn auch nicht als mythische Gestalt göttlicher Vollkommenheit, sondern weitaus verhärmter. Die natürliche Schwangerschaft ist als unkalkulierbares Risiko längst in die Retorte outgesourct worden. Nach weiteren zehntausend Jahren wird die Ohrmuschel verschwunden sein, weil das Innenohrimplantat Dir die Akustik zur Matrixrealität liefern wird. Wozu da eine ausgeformte Ohrmuschel, die einst für die Wahrnehmung der Raumakustik einer natürlichen Umgebung angelegt war. Drei Finger genügen, um Bildschirmkonsolen zu bedienen. Die Daumen sind überflüssig, da die Tablets, wie ja überhaupt keine manifesten Dinge mehr, persönlich gehalten werden müssen, da die verbleibenden operationalen Handlungen auf das Fuchteln vor virtuell eingespielten Schaltflächen im virtuellen Raum reduziert worden sind. Die Brille zur optischen Induzierung virtueller Realitäten ist als vorgeschobene Blende inzwischen eine Verbindung mit der Augenhornhaut eingegangen.
    Wird Dir im hermetischen Einschluß dieser Wahrnehmungsblase überhaupt noch die Frage formulierbar, Wer für eine solche Inszenierung der Administrator sein solle, wer eigentlich die beherrschenden Matrix-Architekten sein werden. Wenn unser Befinden allein an die Parameter der homöolytischen Balance der Nahrungsergänzungsmittel gekoppelt ist, stellt sich eine meta-systemische Frage ja garnicht mehr.
    Im Austausch-Blutkreislauf fließt Chlorophyll, dessen Molekül sich vom Hämoglobin nur durch ein Kupferatom unterscheidet. Die Ernährung wird einfacher sein, Baden in veganem Pflanzendünger genügt ..
    Aber haben “Sie” sich nicht reale und irreale, virtuelle und imaginäre Unendlichkeiten erschlossen, in Immanenz und Transzendenz? –
    “Sie” – haben sich Selbst darin verloren!
    Eine solche Erwartung entbehrt nicht der zwingenden Folgerichtigkeit. Über die zu erwartende Effizienz von Nanobots, Maschinen in Nanometer-Größenordnung, dürfen wir uns keine zu geringe Vorstellung machen. Sie werden auf molekular-genetischer Ebene zum Totalangriff auf den Kern des Lebens selbst ansetzen – haben es mit den RNA-basierten Therapiezwängen bereits getan. Die intelligence braucht nicht mit dem Löffel gefressen zu werden, wenn sie mit der Impfnadel injiziert werden kann.
    Zur Verfügung eines derartigen Angriffes auf die conditio humana genügt ein flüchtiges Wegwischen und Abwinken der AGBs zud den Bedingtheiten unserer Existenz via interaktiver Displays.
    „Je größer der Effekt, desto kleiner die für dessen Verursachung erforderliche Bosheit. Das Ausmaß der für eine Untat verlangten Gehässigkeit steht im umgekehrten Verhältnis zum Ausmaß der Taten“
    Die Entfremdung zwischen Tat und Täter ist in Größenordnung inzwischen um Potenzen so weit fort geschritten, daß es für den Anspruch moralischer Verantwortlichkeit keinen Unterschied macht, ob der Bediener eines Knopfes damit eine Espressomaschine, ein Kraftwerk oder eine Massenvernichtungswaffe, bzw. eine Viruspandemie auslöst.
    Günther Anders konnte sich seiner Zeit nur auf den Hiroshimaflug beziehen, als er bemerkte: „Der Bomberpilot hatte nur ein homöopathisches Quantum an Bosheit für die konsequente Tat aufzubringen, wie sie Kain bedurfte, um seinen Bruder Abel zu erschlagen“. Für die Durchführung der letzten maßlosen Untat wird das erforderliche Bosheitsquantum gegen Null tendieren. Die Gründe für unsere einstige Auslöschung werden eine nahezu absichtsfreie Bedenkenlosigkeit in sich tragen – danke, keine Ursache –

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    Die Virtualität einer augmented reality besitzt ihre eigene übergriffige Wirksamkeit. In einer digitalisierten Lebenswelt verlieren die Potentiale der biodynamischen Anpassung hingegen ihre Wirksamkeit. Eine ‚Fitness’ des Menschen wird künftig daher nur durch die Ergänzung der organischen Lebensfunktionen mit synthetischer Prothetik (Muskel-Aktuatoren, brain-enhancement, pharmazeutische Wirkstoffe) möglich sein. Damit tritt die Evolution, die gewissen weltanschaulichen Kreisen bereits in der biologischen Ausprägung suspekt erscheint, unversehens in die digitalisierte Phase 4.0, ohne im gleichen Maße eine leidenschaftliche Debatte auszulösen, wie gegenüber ihrem Vor- und Auslaufmodell im 19. Jhrd., zur Zeit der Maschinensturm-Proteste
    Mit dem Auftreten des kybernetischen Organismus, dem androiden Cyborg als dem ‚besseren Menschen’, unterstützt von einer künstlichen Intelligenz-Effizienz, gewinnt der Begriff des Sozial-Darwinismus eine qualitativ unheimliche Dimension hinzu.
    Eingespannt in eine technoide Montur von exorbitanter Potenz, wird der kommende ‚Übermensch’ zu einem lebensuntauglich schwächlichen Wesen mutieren, an Körper und Seele atrophiert, sein Geist auf ein digitales Speichermedium gebannt. Aber die wuchtigen robotronischen Werk-Zeuge, die sich das Organische einverleibt haben werden, pflügen effizienter den Planeten um; und es ist ihnen gleich ob es noch die Erde selbst ist, oder der Mars – weil sie sich ja doch irgendwann ähneln werden.
    In der heraufdämmernden Epoche des Transhumanismus erwächst dem Menschen nicht nur eine weitere Demütigung, sondern eine veritabel existentielle Gefahr. Wenn darin für uns die Idee eines „Übermenschen“ verwirklicht zu werden scheint, haben wir Nietzsches Postulat von der ‚Überwindung des Menschen’ eine willkürlich neue Deutung gegeben, die nicht in der Intention seines Urhebers gelegen haben kann.
    Der ‚Letzte Mensch’ am Joystick derjenigen Apparatur, von der er selbst künftig ein funktionaler Teil, und autonom lebensunfähig geworden sein wird, wähnt sich wohl am Steuer, während die Maschine, über die Kanäle der neuronalen Verbindungen zu dessen Gehirn, ihn wohlweislich darüber in der Illusion von der Autonomie belassen wird, während es doch längst sie selbst es ist, die denkt und lenkt.
    Dies ist der Omega-Dollpunkt der smarten Singularität, wie ihn die transhumanistischen Verfechter der sog. ‚Starken KI’ anstreben, in der das Organische mit dem Technologischen verschmolzen, und von ihm überwunden sein wird.

    *

    „ Ausgesetzt zur Existenz “ – warum der Mensch ein Schicksal ist
    – vom Ausgang aus der unverschuldeten Absurdität –
    Franz Sternbald
    Verlag BoD-D-Norderstedt

    Franz Sternbald

    May 11, 2023 at 10:05 am


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