Archive for the ‘Blogwelt’ Category
Wörter des Monats Juli
Meine besten Freunde sind Wörter. Hier ein paar aufgeschnappte, bizarre Schöpfungen aus fremden Federn:
Nazi-Hartzler und “Anonyme Hartzler” vom Freiheitsverherrlicher.
“Strichjungen des Finanzkapitals” von J.Elsässer: Glückwunsch,Ahmadinedschad!
to be continued ….
kurz notiert
- Der Spiegelfechter macht am Beispiel politischer Sonntagsreden für die iranische Opposition auf die Festung Europa aufmerksam.
- Nics Bloghouse hat den offenen Brief der Iranistin und Politologin Katayun Pirdawari an alle PolitikerInnen veröffentlicht. Am 12. Juli hat er auch den miesen Charakter der Jungen Welt Postille am Beispiel von deren Iranberichterstattung erkannt: Kündigung von Freundschaft und Abonnement, seine Berichterstattung zur iranischen Opposition aus Berlin ist hiermit ebenfalls zur Lektüre anempfohlen. Er weilt übrigens derzeitig in Ungarn.
- Schnapszahl: LastFM, 44 444 plays since 29 Apr 2006,Track von Rowwen Hèze – Twieje wurd aus Limburg.
- Bereicherunf der Forenkultur: Iranian Protesters Discussion Board
- Berlin,Stop The Bomb Kundgebung 5.8.09 BB-Tor,Fotos
Halbwertzeit: Rot-Grüne Bürokratie
Jobs,die kein Mensch braucht
Der Rot-Grünen-Koalition von 1998 verdankt die Republik nicht nur das Dosenpfand, den Serbienkrieg, die Appeasementpolitik mit den Mullahs im Iran oder den Machtzuwachs GAZPROMs aus Schröders Gnaden.
Zettel weist auf ein weiteres ärgerliches Überbleibsel der Kohl-Nachfolgeregierung hin. Es geht um Frau Bätzing (SPD), die als “Drogenbeauftragte der Bundesregierung” ursprünglich für Junkies, Trunkenbolde und Spielsüchtige – die erst seit dem drohenden Fall des staatlichen Glücksspielmonopols zu Kranken gemacht werden und an denen sich der Staat auch weiterhin eine goldene Nase verdienen möchte – zuständig war.
Frau Bätzing hat in ihrer Amtszeit während der grossen Koalition das Komasaufen Jugendlicher, das Rauchen in Kneipen und neuerdings auch die suchtmedizinisch fragwürdige Erkrankung der “Internetsucht” zu ihrer Chefsache erklärt. Herausgekommen sind und werden zukünftig nur Schnüffelei in der Privatsphäre und Verbote,Verbote,Verbote. Damit ist die Frau dann auch rund um die Uhr beschäftigt. ABM auf ganz hohem Niveau. Mit Schwarz-Gelb sollte zumindest diese ideologisch motivierte Wegelagerei und Geldverschwendung des Staates ein Ende finden. Ich hoffe einfach einmal, dieser antihedonistischen Unke wird endlich das Handwerk gelegt.
Dazu gibt es aktuell noch einen Hilferuf von bei Achim (A-Team)
Zettel zum Dritten
Die Zeit rennt dahin, Zettels Weblog feiert seinen dritten Jahrestag.
Schrippe erzählte mir damals,Zettel will etwas Neues im Netz ausprobieren. Als Forumschreiber kannten wir ihn beide schon über Jahre und seine Argumente wurden wie selbstverständlich bei einschlägigen Diskussionen immer in unserem Denktopf mit bewegt. Web 1.0 nannte man das irgendwann.
Ich habe Schrippe schon damals intensiv bekniet, selber auch zu bloggen – er hat das aber nie praktiziert und ich glaube, er war zu bescheiden dafür.
Ich war damals super happy,dass Zettel das Format des Internetforums endlich verliess und seine Gedanken ansprechend als Blog in die breitere virtuelle Öffentlichkeit gab.
Es war die Zeit der Aufbruchstimmung in der deutschen Webloggesellschaft – vertraute Blogs wurden zur Blogosphäre vernetzt, Zettel nannte das ganze Ding seine Blogkugelzone und ich war geradezu entzückt von solch physikalisch-geometrischer Deutung.
Publizistisch bin ich wohl schon in Rente gegangen, Zettel veröffentlicht aber unbeirrt und ohne jegliche Ermattung regelmässig seine interessanten Depeschen zu Gott und der Welt.
Seine Beharrlichkeit ist auf so fruchtbaren Boden gefallen – das liberale Denken hat mit ihm einen regelmässigen und zuverlässigen virtuellen Ort als Ideen- und Ratgeber,auf den sicherlich nicht nur meine Wenigkeit immer gerne zurückgreift.
Man muss nicht immer einer Meinung sein und wenn der Austausch respektvoll und nicht grenzüberschreitend gestaltet wird,entsteht eine Kultur,die sich nicht an der nächsten Ecke überlebt – seit 2002 ging mir das mit Zettel immer so.
Zettel, ein kühler Kopf,der sich so gut wie nie zu Hitzigkeiten hinreissen lässt – eine Eigenschaft,die ich mir noch weiter erarbeiten muss – bereichert seit seinem ersten Text das Blogleben so vieler Leser.
Obwohl seine Auseinandersetzungen mit allerlei extremistischen Ideologenpack zuweilen komische Züge annahm,seine Trockenheit gegenüber hormongesteuerten oder hebephrenen Mitmenschen war phänomenal.
Aber ein Schuft wurde von ihm auch als solcher benannt – damit war aber die Injurienkanone auch schon wieder leer geschossen, damals in der Forenzeit.
Zettels Angebot geschieht kostenlos, öffentlich,fast täglich und kommt ganz ohne jede sozialistische oder anarchistische Attitüde aus – die sonst in der Schenkerbewegung so verbreitet ist. Mehr als mitdenken wird nicht von ihm erwartet und wer ihm schreibt,bekommt immer eine Antwort. Zettel ist Text und Relation in einem systematischen Zusammenhang gelebter Debattenkultur, die in unseren Breiten – sagen wir es frei heraus – extrem unterentwickelt ist.
Danke dafür,lieber Zettel 😉
kurz notiert
- Neuigkeiten aus den Epik- und Drama-Räumen der Kunst: Thomas Bernhard und Heiner Müller bei Power Of Will.
- Nahezu “Wildes Denken” mit Michel Foucault und T.W. Adorno gibt es in der Freiheitsfabrik.
- Quelle Buch: Arnulf Baring bespricht “Honeckers Erben – Die Wahrheit über Die Linke” von Hubertus Knabe – “Der diskrete Charme der DDR” ist auch zu empfehlen. Via anaximander
- USA umarmen Iran: Da lacht der Mullah by Lindwurm. Nie mehr lachen wird der Blogger Omid Mir Sayafi, er ist von den Knast Schergen der Mullahs getötet worden. Mehr bei Jensito.
- Autorenportrait eines Gründers der liberalen politischen Ökonomie, mit dem sich schon K. Marx in nahezu jeder dritten Fussnote seiner politökonomischen Schriften auseinandersetzte: Jean-Baptiste Say (1767-1832), Autorendebut von Daniel Leon Schikora bei eifrei-online, via Power Of Will.
WP Blogging Design Contest
Mit Blogdesign etwas Geld machen.
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Holocaust-Gedenken in Deutschland und ein Walkürenritt durch’s Kino
Die BRD wird 60.
Gedenktage spiegeln der Öffentlichkeit wichtige Ereignisse, die der entwickelten Staatsräson auch nach aussen Repräsentanz verleihen. Der “Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus” im deutschen Bundestag – in 2009 ohne den Zentralrat der Juden in Deutschland – ist eine denkwürdige Veranstaltung (Text Lammert Rede). Der Rechtsnachfolger des 3. Reiches übernimmt seit Jahrzehnten staatliche Verantwortung für die Untaten des Naziregimes, dessen Generation zunehmend verstummt und bald vollständig auf den Friedhöfen verschwindet.
Vom Reichstag in’s flache Land
Im Bundestag findet sich keine Fraktion, die dem “1000 jährigen Reich” auch nur eine Träne nachweint, in den Ländern ist das bekanntlich nicht flächendeckend der Fall, in nicht wenigen Kommunen und einigen Landtagen haben die Nazinachfolger Fraktionsstatus. Der Bundestag ist bis auf die Linksfraktion mit Demokraten besetzt. Sozialisten vom Schlage der PDS sind zentralistisch-demokratisch organisiert, eine leninistische Camouflage für demokratische Organisierung, sie versuchen sich seit der Wende mit kaum spürbaren Erfolgen (abgesehen von Wahlergebnissen), in die Verhandlungsdemokratie einzutakten.
Die Abgeordneten erinnern sich
Die berührende Gedenkstunde im Bundestag zeigt auch heute noch die massive Scham und Schuld, welche die Abgeordneten beim Benennen der Nazigreuel zwischen 1933 und 1945 empfinden können. Der 27. Januar wird gemeinhin als “Holocaust-Gedenktag” benannt – an diesem Tag in 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Oświęcim/Auschwitz in Polen – hier wurden Juden aus ganz Europa während der Wehrmachtsfeldzüge geplant industriell getötet, zwischen 1940 und 1945 wurden dort über 1,1 Million Menschen ermordet.
Vom Richterstuhl zum Pragmatismus
Martin regt in seinem lesenwerten Essay “Die Zeit heilt keine Wunden” zu einem neuen Gedanken über den Umgang mit dem 3. Reich an: Die Frage “wer ist daran schuld?” sei falsch gestellt, vielmehr gehe es um verantwortlichen Handeln heute.
Schuld können nur Täter oder Mittäter übernehmen und dass in der Vergangenheit zeitnah zum WKII einiges an Aufklärung und Sühne von den verantwortlichen Rackets aus Justiz und Politik behindert oder gar unterlassen wurde, ist eine traurige Tatsache. Der Antikommunismus des heraufziehenden Kalten Krieges baute nicht wenigen ehemaligen Nazis ein molliges Nest schon im Schosse der Westalliierten, die Restwärme reichte für die meisten auch bis weit in die Bundesrepublik hinein. In den vergangenen Jahrzehnten blieb auch genug Zeit, den Begriff des verantwortlichen Nazis immer wieder neu zu modellieren. Manche nennen das Fortschritt.
Wer erinnert sich noch?
Mit der Unsichtbarkeit und dem Aussterben der Erlebnisgeneration – hier sind Täter, Mitläufer und Opfer gleichermassen gemeint – wird die ganze Veranstaltung immer mehr zu einer literarisch-historischen Charade: Bis der ganze Sachverhalt nachbearbeitet ist, hat man entweder eine Hochschulprofessur in Geschichte erreicht, ist Berufspolitiker in den einschlägigen Parteien geworden oder hinterm kärglich befeuerten Öfchen verbittert zurückgeblieben. Während dessen schreibt ein hoch bezahlter Kulturapparat weiter am Narrativ der nationalen Erinnerung. Die Karawane zieht weiter, mittlerweile ist man schon wieder bei König Otto I. angekommen . Nebenbei: So hat auch meine seelige Oma deutsche Geschichte gelernt, im Kaiserreich.
Antiamerikanische Projektionen
Eine Paradebeispiel kultureller und sozialpsychologischer Verschiebung ist am Beispiel der öffentlichen Debatte über den Walküre-Film mit Tom Cruise beobachtbar. Schon während der Dreharbeiten in Berlin wurden verräterische Fragen von der Journaille und ausgesuchten Politikern aufgeworfen: Darf 1. ein Ami, aus 2. Hollywood und 3. der auch noch prominenter Scientologe ist, den Widerstandskämpfer Graf Stauffenberg mimen?
Das Denkmal
Ich möchte jetzt nicht der Frage nachgehen, ob Stauffenberg als das richtige Symbol für den Widerstand im 3. Reich von Staatswegen ausgewählt wurde – er ist es einfach qua politischer Entscheidung, was aus guten Gründen kritisierbar ist. Die Kritik ändert aber nichts am abgeschlossenen Auswahlverfahren zur Ausschmückung bundesrepublikanischer Staatsräson, was das staatliche Selbstverständnis von Widerstand zwischen ’33-’45 anbetrifft.
Ein adeliger Offizier der Wehrmacht hatte sich ab einem bestimmten biografischen Punkt entschieden, dem GröFaZ den Gehorsam zu verweigern, ihm das Leben und die Macht zu entreissen und er war nicht alleine mit diesem Anliegen. Das Anliegen scheiterte, Stauffenberg und seine Komplizen starben rückblickend den militärischen Heldentod und die Alliierten konnten nur unter grössten Verlusten die Folgen der Naziideologie kriegerisch beenden.
Das biblische Thema „vom Saul zum Paul“ ist am Beispiel des Grafen national zum Erfolg gekommen. Ein hochrangiger Mitmacher aus Hitlers Wehrmacht als Heldenfigur, der leider erfolglose Totmacher des unbequemen Tyrannen als nationales Vorbild eines demokratischen Staates. Das alles sind sehr seltsame Projektionen nach jahrelangem Weltmeistertum in der Wiederaufarbeitung, das Ergebnis wirkt freundlich betrachtet etwas mager.
Walküre reitet unter neidvollen Blicken
Die argwöhnische Begleitung des Walküre-Filmprojekts offenbarte nichts anderes als Neid über die gut ausgestattete US-amerikanische, kinematographische Fremdbesetzung eines nationalen Symbols. Den nationalen Neid konnte auch die Verehrung des Hauptsdarstellers für den heldenhaften Grafen nicht heilen. Zum Neid gesellt sich die Scham an die Amis über den verlorenen Krieg: Ein Schauspieler der Siegernation erfrecht sich, das einzig übrig gebliebene Widerstandssymbol der BRD filmisch zu besetzen. Hätte nicht wenigstens ein deutscher Darsteller für die Rolle ausgewählt werden müssen? Oder anders gesagt: Uns reicht doch die Zeitmaschine des Guido Knoop mit seinen historischen Fraktalen im ZDF – wehe, wenn die Erinnerung von aussen kommt.
Wenn der ehemalige Feind die Gedenkstunden ursurpiert
Nun ist Tom Cruise nicht nur Ami und Hollywoodschauspieler, zwei Ausschlusskriterien für den nationalen Gedenkdiskurs, sondern auch ein hochrangiger Schientologe. Das ist in old-europe natürlich ganz und gar nicht political correct. So sehr es mir als Atheist gefällt, dass die Scientologen den Begriff der Kirche maximal verhohnepiepeln – das hat aber vornehmlich steuerliche Gründe, mein Amusement ist nur ein Abfallprodukt scientologischer Geldgier – sehe ich deren Wirken sehr skeptisch und ich habe kein Problem damit, sollte der Laden beim nächsten faux-pas dicht gemacht werden; aber mal sehen, was Hillary Clinton so bei ihrem ersten Besuch bei der Bundesregierung für die Scientologen alles an Forderungen im Köfferchen hat. Ihr Gatte Bill hat ja seinerzeit den Hubbardepigonen den Kirchenstatus in den USA auf das Beste zementiert. Ob Frau Aussenminister wohl dieses familiäre Erbe der “Religionsfreiheit” fortführen wird?
Ausblick
Ob die Miesepetereien über den Tom Cruise Film dessen Erfolg hier schmälern werden, weiss ich nicht. Ich hoffe das nicht, denn es kommt wenigstens ein wenig Kenntnis über die Geschichten aus dem Nahbereich des GröFaZ in grösseren Kreisen dieser Kulturnation der Dichter und Denker an. Daran kann dann ja der kritische Weltgeist anknüpfen und für Vertiefung sorgen, wenn es beliebt. Bei der nächsten Gelöbnix-Demo am berliner Bendlerblock könnten aber auch mehr Leute verstehen, warum man dort dem Grafen nicht umstandslos zujubeln möchte. Aber die Freunde der Widerstandsymbolik müssen sich keine Sorgen machen, das Heldenepos – an dem auch Tom Cruise sehr gelegen ist – wird sicherlich mehrheitlich in den Köpfen haften bleiben.
Den Graf von Stauffenberg und endlose Leichenberge toter KZ-Häftlinge in Auschwitz. Diese Bilder als Erinnerungskultur zusammen zu denken, fällt mir auch nicht leicht. Ich für meinen Teil habe eine eigene “Heldin” aus der Zeit des 3. Reiches, sie hiess Hannah Arendt – sie hat viele jüdische Kinder aus dem Europa der Nazis nach Palästina gebracht und so viele Leben gerettet. Zur Geisteshaltung im Nachkriegsdeutschland schrieb sie die zeitlose Einschätzung:
„Die Gleichgültigkeit, mit der sich die Deutschen durch die Trümmer bewegen, findet ihre genaue Entsprechung darin, dass niemand um die Toten trauert.“ Hingegen kursierten zahlreiche Geschichten über die Leiden der Deutschen, die gegen die Leiden der anderen aufgerechnet würden, wobei die „Leidensbilanz“ in Deutschland stillschweigend als ausgeglichen gelte. Die Flucht vor der Verantwortung und die Zuschreibung von Schuld auf die Besatzungsmächte seien weit verbreitet. „Der Durchschnittsdeutsche sucht die Ursachen des letzten Krieges nicht in den Taten des Naziregimes, sondern in den Ereignissen, die zur Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies geführt haben.“
Was ist daraus nach all den Jahren geworden? Ein Land mit Leuten, die sich nur mit sich selbst beschäftigen, für die es in der Frage des 3. Reiches kein Aussen und keine konsequente Empathie mit den Opfern – und schon garnicht mit deren Enkeln in Israel – gibt. Auch das ist freundlich betrachtet ein mageres Ergebnis der Aufarbeitungsweltmeister.
references:
Alle Obrigkeit will Gewissenlosigkeit
Macht doch Euren Holocust alleine!
Tom Cruise, Stauffenberg und Widerstandsgeist
Filmkritiken von Mark, Jan und Gideon
Zum fragwürdigen Begriff “Operation Walküre”
Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit , Berlin
Aufgeschnappt
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Der Psychoanalytiker Martin Altmeyer wendet sich vehement gegen Antisemitismus von links. Krach in der LiNKEn um Existenzrecht Israels. Gaza-Berichterstattung II. “Obamania” aus den PR-Abteilungen der iranischen Führerbunker. Von Anaximander
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Zensur in Absurdistan: Die Schliessung eines Anorexia-Blogs – Glasperlenspiel der Meinungsfreiheit
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Neben der ganzen Hoffnungslosigkeit – Antisemitismus ist kein exklusives Vorrecht der Linken und Rechten – gibt es einige Lichtpunkte, dissi berichtet.
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Bon mot des Tages: sixtus “Der Geldautomat einer Bad Bank müsste konsquenterweise Geldscheine einsaugen, oder?”
Der Zettelkasten
Wissenserschliessung in einer digitalen Welt.

Kompagnon A5
In der analogen Zeit habe ich mir Sachverhalte aus Bibliotheken und Archiven mit Hilfe von DIN-A-5 Notizbüchern (ähnlich diesem Kompangon), meiner Praktica-Kamera und Karteikästen aus Holz erschlossen – heute übernimmt das ein Subnotebook oder der Palm. Texte wurden handschriftlich vorbereitet, mit der Kugelkopf- oder später einer Typenrad-Schreibmaschine in die letzte Form gegossen, dafür gab es kompetente Schreibdienste – ich frage mich bis heute, wie die Leute dort mein Gekrakel so fehlerfrei entziffern konnten. Kopierdienste oder -studios haben dann den Verfielfältigungrest erledigt. So war sie, die gute alte Zeit.
Mit Helga vom Tellstübchen (dort wird eben nicht nur hochprozentig konsumiert sondern auch gelegentlich vielversprechend nachgedacht oder zuletzt auch dem Kabarettsternchen Wolfgang Neuss aus Charlottenburg zum 85. gedacht) hatte ich in den letzten Monaten öfters die Systemtheorie und Olle Niklas Luhmann – “die Welt ist über die Analyse von Kommunikation erschliessbar” – in der Mache. Wir nahmen uns dazu die eine oder andere Hermeneutik z.B. von Siggi Freud vor. Etwa zu gleicher Zeit hat Marco vom nerone-Blog eine schmale Anwendung – den Zettelkasten (800kb) von Daniel Lüdecke aufgetan. Daniel hat Luhmanns Zettelkasten zur Anwendung programmiert und freundlicherweise kostenlos im Netz abgelegt.
Ich habe nun beschlossen, den Versuch systemtheoretischer, digitaler Felderschliessung mit Hilfe des Zettelkastens aufzunehmen. Premiere wird aller Voraussicht nach das Buffy-Thema werden. Ob aus mir – hermeneutisch verdorben bis zum jüngsten Tag – wohl auch noch ein Systemtheoretiker werden kann? Im Zweifelsfall wird es eine Selbstbedienung im methodisch-technischen Steinbruch des Hildesheimers.
PS: (offtopic) Nun meuchelt der Klima- und CO2-Wahn der EU auch noch das Andenken an Edison einfach dahin, das Siechtum der Glühbirne ist beschlossene Sache – sachliches zu Staatsraub und EU-Warentotalitarismus gibt’s bei Zettel. Ich aber sage: Der Krug geht solange zum Brunen, bis er bricht. Nimmst Du mir Glühbirne weg, mach’ ich Athen-Exarchia!
references:
Herr Paule zum Arbeitstechnikfetisch:Wissen unter Kontrolle
Mumbai,Bombay,Mumbai. Städtenamen.
Nach den verheerenden Anschlägen in Mumbai, deren antisemitischer Charakter durch die Folterungen und Ermordungen der Bewohner des jüdischen Zentrums unzweifelhaft in das Relief der islamistischen Geschichtsschreibung Asiens gemeisselt wurde, kam durch dieses Massaker auch bei dem letzten Hinterweltler die Umbenennung der Stadt Bombay in Mumbai an – ein zu hoher Preis für Allgemeinbildung,wie mir scheint.
Einige interessante Überlegungen zur “neuen” Namensgebung der indischen Metropole sind bei Gedankensolo abgelegt. Mumbai ist der vorkoloniale Name dieser Stadt gewesen,wir haben es also mit einer Rückbenennung zu tun, Ich habe zwei Haltungen zur Namensgebung der Stadt aus dem Netz gefischt. Bei Wikipedia.de wird der Sachverhalt so beschrieben:
Der Name der Stadt
Seit Beginn der Kolonialisierung Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt als Bombay bekannt. Der Name Bombay leitet sich von der portugiesischen Bezeichnung „Bom Bahia“ (Gute Bucht) und der späteren Abwandlung „Bombaim“ her.[3] Der Name Mumbai wird angeblich von der örtlichen Bevölkerung schon genauso lange verwendet und der regionalen Hindu-Göttin Mumbadevi zugeschrieben. Am 4. Mai 1995 beschloss die Regierung Maharashtras, dessen Hauptstadt Bombay seit der Gründung des Bundesstaates am 1. Mai 1960 ist, die Umbenennung der Stadt in Mumbai. Die Namensänderung wurde vom indischen Parlament 1997 bestätigt. Inder verschiedener Muttersprachen in Mumbai, die oft ohnehin auf Englisch kommunizieren, verwenden Mumbai und Bombay nebeneinander. Auch öffentliche Einrichtungen wie etwa die Börse, der Gerichtshof und die technische Eliteuniversität IIT tragen weiterhin Bombay in ihrem Namen.[4]
Auf der offiziellen Homepage der Stadt ist heute folgendes Selbstverständnis zur Namensgeschichte Mumbais abgelegt:
Mumbai has lived up to the reputation for which it was established. It is a city built by the residents of the city. Mumbai is more than a cosmopolitan made of concrete buildings.
Mumbai was given by Portuguese as dowry to Charles II of England when he married Catherine. The group of seven islands was leased to the East India Company who offered freedom of business and religion to persons who came and settled here. Initially a few Parsis and Gujarati came but soon a sizeable population began to thrive here.
This was way back in the 17th century. Today also Mumbai is a city of migrants. People from all over the country have come and settled here. This gives the society of Mumbai a multi-lingual and multi-cultural colour.
In the 18th century Mumbai grew rapidly and it also became one of the leading centers for the activists in the freedom struggle. Britishers played their role by shifting the presidency from Surat to Bombay, the former name of Mumbai. Also, the first railway line on which train moved was laid between Bombay and Thane.
Bombay played a formative role in shaping the freedom struggle. It hosted the first Indian National Congress and was also a venue for the declaration of ‘Quit India’ by Gandhiji. Today Mumbai is the capital of Maharashtra. Bombay was re-named as Mumbai in 1996.
It is a city which never sleeps, its streets are never empty. The factories and mills of operate day and night to meet the growing demands, their efforts has made Mumbai the commercial capital of India.
The marvelous natural port of Mumbai is fit for handling an ever expanding world trade. The city situated on the edge of Arabian sea has some thing or other to offer to everybody but one has to struggle to achieve that and one who is left behind parishes in the race of life in Mumbai with no one to care for.
For decades the city has attracted migrants who come here to earn bread, many fail and those who survive are absorbed in the pace of Mumbai.
Mir scheint,die Offiziellen in Mumbai haben kein grosses Problem damit,die Kolonialgeschichte ihrer Stadt als historische Faktensammlung hinzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Berlin ist ja dankenswerter Weise nicht in Germania umbenannt worden. Props an die Alliierten der Anti-Hiltler Koalition!!!
Auch die realsozialistischen Seitenhiebe der DDR-SED – sie nannte Berlin ja ganz offiziell “Hauptstsadt der DDR” – ein Namens- und Ortsrecht, das den Westdeutschen von 1947 bis 1990 verwehrt blieb – mit ihrer Hauptstadtnamensgebung führten nicht zu einer Namensdebatte: Berlin blieb Berlin. Ganz anders war die Situation für Strassen- und Plätzenamen im Ostteil der Frontstadt, hier wurde in extremer Weise umbenannt. Die Erinnerungskultur der SED sollte sichtbar aus den Stadtplänen der Nachwendezeit verbannt werden. Berliner Stadtpläne aus der Zeit der DDR haben seitdem historischen Wert, vergleichbar mit Seekarten aus dem 16. Jahrhundert. Wie es um die Strassennamensgebungen in anderen ex-DDR-Metropolen bestellt ist,weiss ich leider nicht.
Ein deutsches postkoloniales Überbleibsel in der Strassennamensgebung Berlins gibt es allerdings noch. Es reicht thematisch in die Kaiserzeiten Wilhelms zurück. Die Kolonisierungen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) und Deutsch-Ostafrika (Tansania) finden sich bis heute in Strassennamen wieder, im “Afrikanischen Viertel” im Wedding ist z.B. eine Strasse nach dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz benannt, der die vertraglichen Vorarbeiten (Lüderitzbucht) zur Erschliessung Afrikas (des heutigen Namibias) für die kolonialen Interessen Wilhelms mit leistete – böse Zungen behaupten, er habe dem Häuptling der Nama den Landstrich für ‘nen Appel und ‘nen Ei ( 100 Pfund in Gold und 200 Gewehre ) abgeluchst. Nach ihm ist im Wedding bis heute eine Strasse benannt.
Für den Völkermord an den Hereros hat sich die “Rote Heidi” vor einiger Zeit als Bundesministerin entschuldigt, Knete gibt es aber wegen des Völkerrechts trotzdem keine.
Und morgen kommt der Weihnachtsmann: Alle sollten schön brav die Stiefel herausstellen.
kurz notiert
- Da macht die EU einmal etwas für die Bürger und sie unterschätzt natürlich das grosse virtuelle Bildungsinteresse am Geschichts- und Kulturkorpus des Kontinents:
Zuviel Traffic, EUROPEANA Website is down. - Kokskalle stellt das neue Album “Gute Sprüche” von L’Avantgarde vor, auch zum herunterladen.
- In gut zwei Stunden gibt es WordPress 2.7 auch für die WordPress.Com User. Und das alles noch vor Weihnachtsmann und Christkindl. Toll 😉
Veränderungen in der liberalen Blogosphäre
Das Weblog der Freunde der offenen Gesellschaft existiert nicht mehr unter der alten Domain – stattdessen wird der Leser über einige interessante Seiten der liberalen und libertären Politik- und Denkströmung um Berlin herum informiert.
Was auch immer die Gründe für diese Entscheidung gewesen sein sollten,ich finde das schade. Obwohl ich auch zugeben muss,das Blogaggregat epu hat in den leztzen Monaten mehr Aufmerksamkeit von mir erhalten. Daniel hat als Domaininhaber von “fdog.org” eine kurze Begründung im weiter geführten FdoG-Blog bei WordPress hinterlassen. Wie so oft im sozialen Leben ging es um unüberbrückbare Differenzen, die ihn zum Rückzug aus der Blog-Redaktion / der Blogdomain bewegten.
Merci an Daniel, der sich immer bemüht hat, das gesamte FdoG-Blog auf einem journalistisch ansprechenden Niveau zu halten. Aber: Ohne Zerfall gibt es keine Erneuerung.
Farewell, altes FdoG-Blog 😉
UPDATE 26.11.08: Daniel bloggt jetzt beim A-Team.
references:
Zwischen Revolution und Familienkonservatismus denkt A.F. Lichtschlag über das Label libertär nach.