Archive for the ‘Dissidenz’ Category
kurz notiert
Das Sommerloch 2009 ist endgültig überwunden,jetzt ist dissidenter Wahlkampf.
Hoffentlich fällt Angie etwas passendes dazu ein:
CDU: Wir haben mehr zu bieten …
UPDATE: Kiezkonkurrenten Ströbele und Lengsfeld treffen sich im TV.
DIE PARTEI hatte weniger Glück, sie wollte UN-Blauhelme und bekommt die noch lahmarschigere Truppe von der OSZE zur Unterstützung aufgebrummt. Live is hard.
Augenklappe und poröses Gedächtnis
Zur Einstimmung das photographische Thema der Augenklappe.
Geschichtswahrnehmung ist ein schwieriges Unterfangen – man ist meistens zu Generalisierungen verdammt. In Deutschland ist das schon am jüngeren Beispiel deutsch-deutscher Erinnerungskultur am lebendigen Objekt studierbar. Richtig kompliziert wird es beim 3. Reich, den Nazimitläufern und dem Thema Widerstand. Totalitäre Regime haben ja die Eigenart, zunächst ihre äusseren und dann ihre inneren Gegner zu liquidieren – jeglicher Widerstand wird abgemäht oder muss ins Exil flüchten. Die Konsensdemokratie in der Bundesrepublik hat sich beim Thema erinnerungswürdiger Widerstand für den Grafen entschieden und sogar Hollywood hat ihm ein kinemathographisches Erinnerungswerk mit Tom Cruise in der Hauptrolle gewidmet
Graf Stauffenberg will aber nicht so wirklich bei den Massen ankommen. Während Amerikaner über die Legende des Grafen erstaunt ins Nachdenken geraten, regiert im deutschen Patriotismus ein gähnendes Loch. Die staatlich subventionierten Rackets oder die vom Topf ausgeschlossene kritische Intelligenzia zerreibt sich im Loben oder Schelten des Grafen. Thomas Schmid bringt drei Hauptgründe für die lahme Gedächtnisimplementierung so auf den Punkt:
… Erstens galt der Widerstand nach 1945 lange noch als etwas Schäbiges, Unpatriotisches. Viele sahen in den Akteuren immer noch Verräter.
Zweitens ging später leise und untergründig, aber wirkungsvoll der Verdacht um, bei den Männern des 20. Juli handele es sich um spätbekehrte Nazis, die Hitlers Reich nicht durch eine Demokratie, sondern durch einen autoritären Ständestaat hätten ersetzen wollen. Auch darüber schwieg man lieber.
Drittens aber: Die Männer und Frauen des 20. Juli scheinen heute um Lichtjahre von uns entfernt zu sein. Die Gewissenskonflikte, die sie quälten, sind einer postpatriotischen Gesellschaft so fern wie die christliche Verwurzelung und das verzweifelte, aber unbeirrbare Verantwortungsethos der Verschwörer. Dass Monarchisten und Sozialisten, Demokraten und Obrigkeitsstaatler, Atheisten und halbe Gottesstaatler für ein Ziel zusammen gingen: Das wirkt auf uns heute seltsam und fast ungehörig…. Quelle: Weltonline
Der erste Punkt scheint für die Nachkriegszeit und bis zum Ende der Berliner Republik der Wiedervereinigungszeit treffend zu sein. Die Jahrzehnte währenden Streitereien um Namensgebungen diverser Bundeswehrkasernen geben ein Schlaglicht auf die Diskurspräferenzen damaliger politischer wie journalistischer Provenienz. Eines sei verraten: Widerständler aus dem 3. Reich waren nicht unter den Namenspaten zu finden, eher Schlachten und deren Protagonisten vom 1870 bis 1918. Streitereien um Wiederbewaffnung, die Westanbindung im NATO-Bündnis, den mündigen Bürger in Uniform bis hin zur Infragestellung der Wehrpflicht sind mir erinnerlich. Minderheitliche, pazifistische Träumereien einer neutralen BRD lieferten sich Propagandaschlachten mit militaristischen Pragmatikern und ewig gestrigen Wehrmachtssoldaten, die “nur ihre Pflicht” unter Hitlers Regime taten. Eine Zeit,in der die politischen Entscheider auch aus dem unendlich grossen Reservoir der Nazimitläufer rekrutiert wurden. Eine üble Zeit. Mit dem Ableben des Herrn Filbinger dürfte diese Gruppe endlich verendet sein oder zumindest im Pflegeheim ihr klägliches Restleben verbringen – eine gewisse Ausnahme dürfte Bundeskanzler a.D. Schmidt darstellen,der zwar über die Wehrmacht nur dummes und relativierendes Zeug verbreitet, der sich aber im hohen Alter immerhin im Verbund mit seiner Gattin für die Rechte rauchender Mitbürger verwendet.
Der zweite Punkt trifft schon eher meinen Nerv,wenn es um die Glorifizierung des Grafen geht. Auch der Anarchist Elser hat viel früher als der Graf versucht,Hitler mit einer Bombe ins Jenseits zu befördern. An ihn wird nur in kleinsten Kreisen gedacht. Bei der bundesrepublikanischen Gedächtnisveranstaltung geht es also nicht un die Würdigung der Beseitigungspraxis eines Tyrannen. Mit dem Grafen wird ein Mitmacher des NS-Regimes gewürdigt, der der NS-Ideologie nicht bis zum letzten Folgen konnte,ein Saulus der zum Paulus wurde. Hier wird an den kläglichen Rest einer dem Endsieg verpflichteten Opposition angeknüpft,die den Untergang nicht über Durchhalteparolen ignorieren oder märtyrisierend mit beschreiten wollte. Für mich eine fragwürdige Veranstaltung, die nur Sinn macht,wenn man sich als Rechtsnachfolger des 3. Reiches ohne eigene Abgrenzungsmassstäbe in die Zukunft begeben muss. Eine demokratisch phantasielose Anknüfung an ein Personal,das Hitler bis zum bombigen 20. Juli übersehen hatte. Um die Opfer des 3. Reiches wird sich mannigfaltig gekümmert. Der Historikerstreit Ende der 80er ebnete einen fruchtbaren Boden,um sich als Deutsche über die Aufrechnungspraxis von Opferzahlen von den Nazigreueltaten zu emanzipieren. Der Widerstand wird vom Staat aber sehr isoliert auf diese kleine Gruppe naserümpfender Mitmacher konzentriert, die nicht einmal erfolgreich waren. Diesen Job mussten dann die Alliierten erledigen. Dieses Eingeständnis scheint aber mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten flöten gegangen zu sein.
Der dritte Punkt klingt wohlfeil,beschreibt er doch eine Tatsache,die sich aus den Punkten eins und zwei ableiten lässt. Im Vergessen oder nach Jahrzehnten erstaunen zu heucheln,hat die deutsche Öffentlichkeit Routine. Der im Artikel erwähnte Film Holocaust aus 1979 ist ein Paradebeispiel dieser nationalen Autosuggestion,die auch bei der Nachkriegsgeneration ihre Wirkung nicht verfehlte. 30 Jahre nach den Nürnberger Prozessen gaben sich Landser und die Wirtschaftswunderkinder das Staffelholz in die Hände. Die Shoah und der Vernichtungskrieg haben stattgefunden,aber keiner hat dabei mitgemacht. Wer möchte bitte an so eine Mischpoke heute noch gerne erinnert werden?
Am Montag den 20. Juli 2009 werden Rekruten am Reichstag vereidigt (die Orte werden immer geschichtsträchtiger) und im Bendlerblock wird dem Hitlerattentat des Grafen gedacht. Das Eiserne Kreuz für Tapferkeit im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan wird wieder verliehen. Ein Zusammenhang dieser Gedächtnis- und Würdigungspolitik lässt sich nur schwer herstellen.
PS: Eine versöhnlichere Sicht auf den Grafen hatte letztes Jahr schon der Scrutograph in Stauffenberg revisited dargestellt. In diesem Jahr beleuchtet er Stauffenbergs Schwur, Varus, Arminius und Richard Herzinger.
PPS: Die Linke bekundet ihren Protest im GELÖBNIX-Bündnis gegen das Rekrutengelöbnis am Reichstag mit Kundgebungen am Potsdamer Platz und am Hauptbahnhof.
PPPS: Auf dem CDU-Politik-Blog wird den Eidbrechern auf den Führer gedacht, Gedenken an den 20. Juli 1944.
Iran Soli Berlin,remember 1999
Am 9. Juli 1999 wurde bei Studentenprotesten eine nicht hinnehmbare Anzahl von Iranischen Studenten getötet. Ihr Protest wurde gewaltsam und blutig unterdrückt. Diese Art von brutalem Vorgehen durfte die Weltgemeinschaft wieder im Iran beobachten als die legitimen Proteste gegen den Wahlbetrug Ahmadinejads wieder Tote forderten.
Morgen, Donnerstag der 9. Juli 2009, wollen wir an diesem zehnten Jahrestag derer gedenken, die damals und seither wegen ihrer Überzeugung oder wegen Ihrer Meinung getötet wurden.
Es ist ein Tag der Trauer; kein Tag zur Definition-Suche.
Es ist ein Tag der Trauer; kein Tag der politischen Auseinandersetzung.
Es ist ein Tag der Trauer; kein Tag der Politisierung.
Es ist ein Tag der Trauer!
Da wir uns ausschließlich aus diesem Grunde treffen wollen, werden wir uns der bereits seit dem 4.Juli bestehenden Mahnwache am Brandenburger Tor anschließen und bitten alle Trauernden sich zu diesem Zweck am selben Ort anzutreffen.
Treffpunkt zur Mahnwache am Brandenburg er Tor
9.Juli 2009 21:00
IRAN-BERLIN against election fraud.
Säkulare IranerInnen für Freiheit und Demokratie (SIFD) rufen ebenfalls zum 09. Juli unter dem Motto “Nein zur Islamischen Republik, Ja zur Freiheit!” zu einer Kundgebung auf dem Breitscheidplatz in Berlin um 18.00 Uhr auf.
See also: Iran Bahai Rights Day
references: Fotos der Mahnwache am Brandenburger Tor von Freitag, in Köln 03.07. 17.00 Domplatte, mehr Termine und Veranstaltungen zum Iran. Iran election,voices from the left. Iran Soli am Sonntag in Berlin. Äusserst fragwürdig ist auch die Rolle des heute mit allerlei Hoffnungen belegten Politikers Mussavi bei den Massakern an den Studenten im Iran in 1988. Die Arbeiterfreunde von Cosmoprolet kümmern sich um die linke Entsolidarisierung notorischer Antiimperialisten von der iranischen Opposition in den Folterkellern des Mullahregimes: Iran, Israel und nationalbolschewistischer Antizionismus.
OFFTOPIC: Nette Bob Dylan Covers zum herunterladen gibt es im “Carnival Saloon”: An Alternative Blood on the Tracks
Iran Soli Sonntag in Berlin
WHERE IS MY VOTE? 3. Großdemonstration – 5. Juli 2009
Die Lage im Iran hat sich NICHT beruhigt. Im Gegenteil, sie hat sich seit der endgültigen Anerkennung Ahmadinejads als offiziellen Staatspräsidenten durch den Wächterrat zugespitzt ! Das Regime hat unmissverständlich erklärt, dass es nicht zu Neuwahlen kommen wird und bestraft die Demonstranten und Journalisten mit einer inakzeptablen Härte. Trotzdem gehen die Menschen in Tehran, Shiraz, Isfahan, Tabriz und anderen Städten immer noch täglich für eine Wiederwahl auf die Straße.
Es ist unsere Pflicht, die Menschenrechtenverletzungen im Iran anzuprangern und die europäischen Regierungen weiterhin aufzufordern, Ahmadinejad als Volksvertreter des Iran nicht anzuerkennen. Wir bitten jeden, ganz gleich aus welcher Nation, uns bei diesem friedlichen Protest zu unterstützen!
TREFFPUNKT UND STRECKE:
Sonntag , 5.Juli 2009
12:00-16:00 Uhr
Treffepunkt: U-Bhf Nollendorfplatz
Endpunkt: Gedächniskirche
Kontakt: hemayate_ma ät yahoo.com, via Facebook
Fotos der Mahnwache am Brandenburger Tor von Freitag.
In Köln 03.07. 17.00 Domplatte, mehr Termine und Veranstaltungen zum Iran.
Iran Demo Berlin am 21.06.09
Ich habe mich dann am gestrigen heiligen Sonntag doch noch zur Kantstrasse aufgemacht – am S-Bahnhof Charlottenburg musste ich z.B. die antiimperialistischen Phantasien der Ulla Jelpke von der SED verpassen. Zwischen “Theater des Westens” und S-Bahnbrücke empfing mich ein entschlossener Aufzug mit “Hoch die internationale Solidarität”, der Parolensound war schon auf dem S-Banhnsteig Bahnhof-Zoo hörbar. Zwei Kids fragten mich dort auch nach den Urhebern der Parolen, “die iranische Opposition demonstriert heute wieder in Berlin”, darauf bedankten sich die Kids für die Info und verschwanden in der gerade angekommenen S-Bahn in Richtung Potsdam.
More pics: Hier , bei Nic und Thomas
Die Demo war grösser als am letzten Dienstag und die 2500+ Teilnehmer trauten sich auch radikalere Forderungen als “where is our vote?” über Schilder, Parolen und Transparente der Öffentlichkeit zu bekunden. Es wurde von vielen Demonstranten noch auf Mousavi und die Wahlannulierung gesetzt, jüngere Iraner forderten aber auch die Trennung von Staat + Religion und ein Ende des Mullahregimes im Iran. Der Aufzug wurde positiv durch die Anwohner und Passanten auf- und angenommen.
Claudia Roth, die Empathiebeauftragte der Grünen, wiess bei der Abschlusskundgebung am Breitscheidplatz auf die Wut, Trauer und Empörung der Iraner über den Umgang des Regimes mit seiner Bevölkerung hin. Sie nutzte die Demo auch, um die Trennung der Bevölkerung von ihrer Regierung in der Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit hervorzuheben. MEP Buetilhofer hat die Forderungen seiner Parteikollegin auch getwittert.
Die Demoveranstalter brachten es wieder fertig, die crowd über vier Stunden mit Statements, Parolen und Musikeinlagen bei Laune zu halten. Bis auf die Lautibeiträge einheimischer Gäste gelang das ohne nervige parteipolitische Einfärbungen. Denn es ging um die Unterstützung der im Iran so arg gebeutelten Freiheitskämpfer, persönliche Meinungsunterschiede traten dafür auf der berliner Strasse erst einmal zurück. Der Kampf geht also weiter.
references:
Free Tibet? Better: Free Iran!
Iran,weisser Fleck der Berichtterstattung?
Der Putsch: Khameneis verspätete Rache? Von Behrouz Khosrozadeh 16.06.2009
Neda Net
Die Revolution der Blogger
Iran – Revolte in den Medien
Die deutsche Rechte: Mit Carl Schmitt für Allah und Ahmadinedschad, dazu auch
Tempora mutantur
Solidarität mit der iranischen Opposition
Vordergründig tobt im Iran ein Machtkampf innerhalb der iranischen Mullahelite – Achmadimjed gegen Mussavi, Anerkennung des amtlichen Wahlergebnis gegen die Forderung nach Neuwahlen, Chamenei gegen Rafsanjani. Das kann man auch als Oppositionsbewegung bezeichnen, aber mein Begriff von Opposition geht weiter, er umfasst auch diejenigen Kräfte, deren Köpfe seit Jahren in den Gefängnissen sitzen, die exekutiert wurden, die notorisch von den Wahllisten gestrichen werden oder in’s Ausland fliehen mussten. Die Säuberung der Opposition im Iran läuft nun schon 30 Jahre, viele junge Iraner kennen diese Personen und Gruppierungen schon nicht mehr. Das Gift der Theokratie hat den Blick auf demokratische, liberale Denkarten verstellt. Der Hass auf den Westen und dessen Freiheit sitzt nun tief.
Ich habe weiterhin grossen Respekt vor den vielen Menschen, die in dieser Zeit ihre Gesundheit und ihr Leben auf’s Spiel setzen, um für ihre Freiheit offen einzustehen. Von Märtyrertum und religiöser Eiferei halte ich allerdings wenig, sie hat in der Politik nichts verloren. Es wäre schade, wenn die Iraner dem nächsten Rattenfänger auf den Leim gehen würden und einem Weggefährten von Ayatollah Chomeini traue ich schon garnicht über den Weg. Wäre es nicht viel reizvoller, demnächst an einer Loveparade auf den Strassen Teherans teilnehmen zu können, ein Rave bei guter Laune. Nur in den Seitenstrassen sitzen noch verbitterte, entmachtete Büttel des Mullahregimes, aber deren hasserfüllter Ideologie hört kein Mensch mehr zu.
references:
FREE IRAN NOW!
Iran: Cyber War Guide
Nachrichtensperre im Iran. Wird der Machtkampf heute entschieden?
Iran 2009,ein Trauerspiel seit 30 Jahren
In diesem Jahr feiert die Diktatur der Mullahs 30 Jahre schiitische Revolution in Persien. Es ist auch kein Zufall,dass gerade in dieser Zeit ein Politiker die Geschäfte des Iran führt,der in den siebziger- und achtziger Jahren für die groben Arbeiten des damals noch neuen Mullahregimes unter Führung Ayatollah Khomeinis zuständig war. Achmadinedjad war für die Beseitigung störender Oppositioneller (das sind so ziemlich Alle,die der Shiah nicht umstandslos folgen wollen) zuständig, auch vor Mord hat dieser Mann nie zurück geschreckt.
Nun soll dieser Mann mit 2/3 der iranischen Wählerstimmen zum zweiten Mal bestätigt worden sein. Von Wahlbetrug wird öfters gesprochen – das Regime soll vielen Wählern die Wahl z.B. durch fehlende Stimmzittel in den Wahllokalen verunmöglicht haben. In Iran tobt auf den Strassen aktuell eine Welle des Protests gegen das Wahlergebnis, regimetragende Sicherheitskräfte versuchen den Unmut der betrogenen Wähler im Keim zu ersticken. Es wird geprügelt,verhaftet und mittlerweile auch scharf geschossen. Aktuell twittert auf mideastyouth und bei Shahrzad eine illustre Gemeinde über die unübersichtliche Lage in den grossen Städten.
Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht,das Mullahregime muss weg – es ist schlimmer als das Schahregime je war. Leider rührt weder die Bundesregierung noch die EU einen Finger für die iranische Opposition, sie steht alleine im Regen – und damit ist nicht nur der unterlegene Wahlkonkurrent von A. gemeint. Obama schleimt sich bei der aktuellen Machtelite des Mullahstaates (und der arabischen Welt) ein, so dass mir nur noch übel wird. Er gleicht sich der Politik von EU und BRD an – kritischer Dialog oder Appeasementpolitik sind die Begriffe dafür.
Im Iran herrscht keine Demokratie,die Mullahs mit ihrer antiwestlichen, antisemitischen und antiisraelischen Ideologie eleminieren schon im Vorfeld jeder Wahl die Opposition. Wer dann noch antreten darf,stellt kaum noch eine Gefahr für das Regime dar,er ist Teil des Regimes und es wird nur noch über Farben von Schleierstoffen,Erhängung statt Steinigung, o.ä. gestritten. Unterstützt die iranische Opposition,wo immer ihr sie trefft. Macht Druck auf hiesige politische- und wirtschaftliche Entscheider. Bei der SED, (Ein-Mann-Sekte) Steinmeier, der roten Heidi oder den Grünen Trittin und Müller braucht ihr garnicht anfangen,die stützen das Mullahregime.
references:
Hardliner und hardliner
Szenarien bei Zettel
VCC@netvibes
Unruhen im Iran
Wunschland Iran
wahlen im iran
Im Mai
Es ist Frühling in Berlin,seit gut zwei Wochen ein blauer Himmel wie auf Zypern – im märkischen Wald soll man wegen der Brandgefahr nicht rauchen oder grillen,aber ich hänge sowieso nur in der Stadt ab. Der Trubel um den 1. Mai hat mich in diesem Jahr nicht berührt – vor ein paar Jahren kamen noch Krawalltouristen zur Protestsimulatin oder Befriedigung der Schaulust aus aller Welt auf Besuch zu mir. Meine Liberalismusforschungen scheinen diesen Teil meines Bekanntschaftskreises zur Umdisponierung motiviert zu haben, ein in der Scholastik bewanderter Theologe wäre mir derzeitig ehrlich gesagt auch hilfreicher.
An diesem Wochenende treffen sich die liberal-libertären Protagonisten der FDP in Berlin-Dahlem,mir fehlt leider die Muse,die mich über Stunden aus der Mitte an den Stadtrand entlassen möchte – der Vortrag “Freie Bildung” von Stefan Blankertz scheint mit aber ein interessanter Input zu sein. —> Humor-Provo.
Im Rahmen der Überlegungen zum sog. “Tag der Arbeit” in 2009 kam mir wieder der ideologische Terror der protestantischen Ethik von Olle Max Weber in den Kopf, die soviel Versager (Arbeitslose) in einer modernen Gesellschaft zu betreuen trachtet – die Sozialisten knüpfen ideologisch direkt daran an. Im Gerede um die Krise wurde diese Ethik nun auch häufiger für die Manager der Hochfinanz populistisch angemahnt. Lord Dahrendorf hält deren Umsetzung aber für äusserst fraglich, nachlesbar in seinem Essay “Nach der Krise: Zurück zur protestantischen Ethik? Sechs Anmerkungen” (HATTIP), den er pünktlich zu seinem achtzigsten Geburtstag in der Presse platzierte.
Erst an diesem Wochenende kam ich dazu,die Texte eines Kolloquiums aus dem Februar 09 über “Kolonialismus und Nationalsozialismus. Die Debatte um (Dis-)Kontinuitäten” zu sichten. Dort ging es um den Zankapfel unter den Historikern, welche Bedeutung der (deutsche) Kolonialismus für den Nationalsozialismus hatte? Die Leute von der iz3w – ein linkes Zeitungsprojekt,das ich immer noch mit Interesse verfolge – haben einiges an Sachverstand in Freiburg versammelt,um den Diskurs in den Fussstapfen der Kritischen Theorie zu beleben – beim iz3w wird übrigens auch die Stelle der Geschäftsführung neu besetzt. Ob eine Bewerbung noch erfolgreich sein kann? Deadline war jedenfalls der 15. April,aber man weiss ja nie.
Die Neuigkeit im Mai 2009: Der Schriftsteller Walter Kempowski,er wäre nun 80 Jahre alt geworden,hat in der Nachkriegszeit doch für den US-Geheimdienst gearbeitet,so,wie es sich für einen aufrichtigen Antikommunisten schickt (link). Für Stalinos war also die Einknastung für 8 Jahre in Bautzen nun objektiv rechtmässig und man kann wieder CIA,CIA vor sich her raunen. Folkloristische Abgesänge auf einen Unrechtsstaat durch die Schnabeltasse der Volkssolidarität,wenn nur deren junge Erben nicht wieder nach der Macht greifen würden.
Einen sonnigen Mai und ich will endlich Sommer 😉
PS: Meine musikalische Neuentdeckung ist Katie Melua,eine georgisch-englische Sängerin.
references:
Kempowski Dossier bei spon
Sehnen nach Ausnahmezuständen

Strandkörbe statt Standortdebatten
Seit der Begebenheit des Rauschmiss der rotlackierten Faschisten – oder weniger polemisch betrachtet handelte es sich um progressives Gesindel – aus dem Frankfurter Institut für Sozialforschung in den Wirren der 68er APO ( Adorno liess das Institut von der Polizei räumen ) bis hin zu den unheimlichen antisemitischen Aufmärschen linker und islamistischer Bewegungen sind mehr als vierzig Jahre in’s Land gegangen.
Wer sich in 2009 ein Update der Kritischen Theorie abholen möchte, ist zunächst einmal arm dran, denn es gibt ausserhalb der Studierstube wenig Gelegenheiten zum Austausch mit ihren Adepten. In Berlin trafen sich am Sonnabend auf Einladung der BAHAMAS-Redaktion (noch) aktive Autoren und eine beachtliche Zuhörerschaft zur Analyse aktueller wie historischer Verkommenheiten einer Linken, die sich auf ihre Bewegungsgeschichten nichts einzubilden braucht – wer aber ihre zeitgenössischen Kritiker studiert, stösst immer wieder auch auf bewegungspraktische und ideologische Parallelen zu heute. So können linke Mythen (und Lügen) auch abgebaut werden. Ein Mythosbegriff geistert seit Jahren durch das linke Selbstverständnis, es handelt sich um die zur Worthülse verkommene Begrifflichkeit der Emanzipation – wer sich von was und warum emanzipieren soll, steht in den Flugis schon lange nicht mehr drinne. Think Big: Globalisierung, Finanzkapital und USA müssen zur Projektion hinreichen. Mehr kommt auch nicht nach.
Ob die Linke in Lenin, Stalin, Mao, Chavez, Nasrallah oder Achmadinedschad ihren aktuellen Tribun verortet, ist eine Erscheinung des Zeitgeistes. Die Gemeinsamkeit dieses Gruselkabinetts findet sich im Hang zum jakobinischen Schafott, in der Abwesenheit von individuellen Glücksideen, in der kollektiven Gleichschaltung und dem völligen Abschalten des Denkvermögens auch einmal von der Bewegung ernannter Intellektueller – wer selbst in den dreissiger Jahren glaubte, zwischen den Idealen von Stalin und Hitler wählen zu müssen, dokumentiert seine Beschränktheit mehr als deutlich. Wer in der Linken in dieser Zeit einigermassen bei Trost war, ist in die USA anstatt in’s Hotel Lux exiliert.
In Zeiten der verschärften Wirtschaftskrise nimmt aber auch die bürgerliche Mitte Anleihen bei linken Konzepten. Die Anleihe erfolgt sowohl in der Politpraxis als auch in der ideologischen Begleitmusik, die der kapitalistischen Krise folgt. Wie die Fliegen auf dem grössten Scheissehaufen ihr Auskommen sichern, entwickelt auch die Linke ihren Labsal an der Krise: “Das haben wir schon immer gesagt, Verstaatlichung, Kollektivierung und “die Verantwortlichen” als Sau durch’s Dorf treiben und überhaupt fliegt denmächst die sozialrevolutionäre Kuh hoch durch die Luft” – hier wird dann das linke ABER nachgeschoben, weil die bürgerlichen Volksvertreter dies natürlich nur halbherzig umsetzen. Denn es fehlt der deutsche Tribun, ein von der Mehrheit anerkannter Führer zur Umsetzung der herbei gesehnten Ausnahmezustände; tabula rasa in praktischer Reinform als Krisenmeister.
Dass die Linke diesen Job nicht mehr bekommt – in der SED und der KPdSU hat sich deren unzulängliche und kurzfristige Lösungsmächtigkeit verdeutlicht – hindert sie nicht am Hetzen auf die gierigen Manager und den Individualismus, die dem deutschen Michel das Blut aussaugen möchten. Man dient sich im Spiel der Parlamente seit der Wende immer wieder als Vollstrecker der groben Arbeiten eines Staates an – in der Rechten versuchen das die Nazis mit weniger Erfolg auch.
Nun sind die Begleiter der BAHAMAS-Strömung aber idealer Weise auch Kommunisten, die beim Spiel der Linken um die Machtverteilung im Staate nicht mitspielen wollen. Sie bieten ihre Kritik an den aktuellen Verhältnissen in Zeiten des Niedergangs jeglicher Glücksutopistik (diese Diagnose trifft die Linke genauso wie die bürgerliche Mitte) als letzte Möglichkeit an, eben nicht zu verzweifeln. Ein langes Winterbivak mit gelegentlichen Aufstiegen auf die Höhen gedanklicher Vergewisserung: Irgendwo in weiter Ferne liegt die Gesellschaft der Gleichen und Freien und wenn ihr es wollt, bleibt es kein Traum.
Bis dahin bleiben die Niederungen eines ideologischen Zeitalters zu bestellen, die Dokumentation einer öffentlichen Gegnerschaft zu den grössten Feinden der Zivilisation – die dem starken Staat und der Guillotine vernünftigerweise vorgezogen wird. Mehr scheint im Rahmen der Kritischen Theorie auch 2009 nicht leistbar. It’s a very, very mad world.
references
Konferenztexte in Bahamas #57 (April 2009)
Konferenzbericht von Mark
Vor- und Nachbereitung bei ADF
Berlin: Party von Querfront-Info in der Scharni 29
Berlin: Party in der Scharni29 am Fr.,06.02.09 ab 21.30 Uhr
“5 Jahre Querfront-Info” founded by Info-S
Hintergrund: Das neue Jahrtausend war noch keine zwei Jahre alt, die Antworten auf die Anschläge auf das Worldtradecenter in 2001 (selbst gemacht, Pech für die Amis, Freudenfeste, selbst schuld, mal sehen wer das wirklich verantwortet) brachten mich über die linksradikale Ideologie ins Nachdenken. Der zweite Anlass waren die Pro-Palästina Demos, wo ich mit der aggressiven Frage “bist Du Jude” konfrontiert wurde, weil ich Arafat und Djihadisten nicht cool fand – noch blöder fand ich seinerzeitig, dass die Linken sich davon nicht abgrenzen konnten. Es reihten sich eine gruselige Erfahrung an die Nächste in der Linken. Ab 2002 fiel mir auch die Querfrontideologie links- wie rechtsextremer Strömungen auf: Antiwestlich, antizionistisch, pro völkische Befreiungsbewegungen, PLO-Tuch, Emanzipation als rein kulturrelativistischer Begriff , etc.. Und, o.k., um den Individualismus war es in der Linken noch nie gut bestellt.
In 2003 wurde dann zum “Ratschlag zu “Querfront”-Phänomenen, Renegatentum & “Die Linke” eingeladen, Ich sass mit ca. 25 Leuten im Keller der K9 in Berlin Friedrichshain und es wurde allerhand zu meinen persönlichen Beobachtungen hinzu berichtet. Ein Ergebnis dieses Ratschlages war die Eröffnung des Yahoo-group “Querfront-Info-Verteilers“, ein thematisch einschlägiger Emailverteiler, der sich mit so gut wie allen Gruseligkeiten antiimperialistischer Ideologie befasst – er wurde 2003 von Info-S und Schrippe, der am 03.02.09 seinen 28. Geburtstag gefeiert hätte, gegründet. Natürlich konnte mich dieser kleine Lichtpunkt interner linker Kritik nicht mehr halten, aber zum Besuch der 5. Geburtstagsparty möchte ich doch wertschätzend aufrufen, siehe oben. Und wer sich für das Thema Querfront interessiert, ist mit der Yahoo-group in gut informierter Gesellschaft.
Wer sich auch am Mittwoch Abend in Berlin kulturell weiter entwickeln möchte, kann sich am Rande der unsäglichen Berlinale in der Filmbühne am Steinplatz in Charlottenburg über den neuesten Coup aus der westlichen Werbeabteilung für das Mullahregime informieren Es geht um einen Doku-Film mit Präsident Ahmadinedjad, der auf der heurigen Berlinale präsentiert wird. Im Gegensatz zu Hitlers privaten Berghof-Blondie hüpft um Eva Braun herum – Super8- Stummfilmrollen in Farbe geht es 2009 natürlich vertont zu.
references:
(ungeliebte) Internetseiten anonymisieren
kurz notiert
- Ende Oktober 2008 ist der Guerilla-Journalist Studs Terkel gestorben,einen Nachruf gibt es hier + hier und hier etwas Presseecho. R.I.P.
- Wenn Homos ideologisch in Sippenhaft genommen werden,kommt nur Stuss dabei heraus.Adrian hat sich das Thema aus aktuellem Anlass von Migrantengewalt gegen Homos genauer vorgenommen.
- Die Versetzung des Israelkritkers Ludwig W. sorgt für späten Protest: Aufstand in der Reha-Klinik
- In Sachen Überwachungsstaat sind die britischen Sozialdemokraten (New Labour) ganz vorne dabei,mehr Infos gibt es bei Jan Filter.
- Die FREE KAREEM!-Kundgebung an der ägyptischen Botschaft Berlin für den immer noch inhaftierten Blogger ist bei FDOG mit Videomaterial unterlegt, Die weltweiten Unterstützungskampagnen sind bei FREEKAREEM.ORG gelistet.
- Wolf Biermann hat gestern endlich sein Diplom für das Fach Philosophie von der HU-Berlin erhalten,obendrauf gab es auch noch einen Dr.h.c.. Biermann war von 1955 bis 1957 im Fach Politische Ökonomie eingeschrieben und von 1959 bis 1963 in Philosophie und Mathematik,dann wurde er der SED zu unbequem,ihm blieben die Gitarre,seine Stimme und seine Freunde. (#)
- Egotronicparties sind aus unterschiedlichen Gründen interessant,man trifft sich eben dort und das Thema Marktwirtschaft vs. Raubkopieren (#) kam schon im Vorfeld zu seinem Stellenwert.
Termine:
- Der Gedenkmarsch zur Reichspogromnacht 1938 durch Berlin-Moabit am Sonntag, 09. November 2008 ab 14 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße/Jagowstrasse – nach der Kundgebung geht es wieder zur Putlitzbrücke am S-Westhafen. Ein Nationalliberaler meinte zu mir, “dieser Schuldkult gehe ihm auf die Nerven”,ich habe ihn zur NPD zum sich weiter ausheulen geschickt. Folge:meiner Intoleranz ist wohl ein Gesprächspartner weniger in der Frontstadt. Kurzum:Umfeldverkleinerung,denn “small is beautful”. Broder mag den dt. Betroffenheitskult nicht mehr ertragen. Gideons Gedanken: Nie wieder 9.November 1938!!! Und überhaupt,die eigentlichen Juden des 21. Jahrhunderts sind ja wohl die Anthroposophen. Moabit Demo-UPDATE: Dämlicher Zivibulle von Antifa verkloppt – Berichterstattungsvarianten I + II .
- Am Sonnabend 15.11.08 / ~21:00 gibt es wieder einen polnischen Abend im Club49 in der Ohlauer-31 mit Helga.
Lesestoff
– Lily E. Kay: Das Buch des Lebens, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1746,Frankfurt a.M. 2005
– Das Libertäre Manifest von Stefan Blankertz kann online via Freiheitsfabrik gelesen/herunter geladen werden.
Personalikonen
Personenkult ist mir fremd. Es gibt aber Personen, an deren Vita bestimmte zeitgeschichtliche Phänomene nachvollziehbarer werden. Und wenn Dokumente erhalten gebleiben sind,ergibt sich vielleicht auch ein aussagekräftiges personales Bild über eine künstlerische Ikonographie hinaus.
Richard Wagner möchte dem deutschen Reigen über die Avantgardistin Romy Schneider nicht folgen,leider hat er auch nur Magda Schneiders PR-Konzept von der Sissi als Alternative zur Projektion anzubieten: Sissi in Paris. Im Mai letzten Jahres war ihr 25. Todestag, dazu meine Jubiläumsgedanken. Ich gebe gerne meine Sensitivtät für das Tragische in der Welt zu.
Wolf Biermann öffnet sich nun auch endlich dem WWW, er hat seine Homepage ins Netz gestellt – oder sein Verlag hat ihn dazu genötigt / überredet. Der virtuelle Streitraum wird so um einen wackeren Streitaxtträger erweitert. Zum 70. Jahrestag im November 2006 gab es meine Hommage für den wandelbaren Künstler “Wolf Biermann ist 70″ , gut ein Jahr später kam das unseelige Havemann-Buch von Robert Havemanns Sohn ( und Radaubruder für die DDR-Dissidentenszene ) Flori Have auf den Markt – und entschwand auch sogleich wieder vom eben solchen. Übrig blieben aber einige unbeantwortete Fragen an Wolf Biermann. An den Stellen des Schweigens entzündet sich ja oft so mancher Zweifel und Zwist – das späte Gift des MfS ?