Archive for the ‘Ideologie’ Category
EU,Europa und die Hoffnung
Im 60. Jahr der EG/EU wird gefeiert und minimalistisch deklariert. Die Römischen Veträge waren bekannter Weise ein staatspolitisch notwendiges Projekt vor allen Dingen für Frankreich und Deutschland im Kalten Krieg. Es wurde ein gemeinsamer politischer Bund gegen die UdSSR geschlossen. Ökonomisch wurde die Verteilung von Montanindustrie und Nukleartechnologie zuverlässig geregelt. Und für ein Frankreich unter De Gaulle war die junge BRD nicht solitär an die USA angebunden.
Nach dem Zerfall des Warschauer Pakts und dem Zusammneschluss der beiden deutschen Staaten rückten juristische und ökonomische Fragen in den Fokus der EU. In einer multipolaren,globalisierten Welt wollten die nördlichen, reichen Staaten die EU als Globalplayer am Weltmarkt platzieren. Die gemeinsame Währung war dafür ein vordringliches Ziel. Die Maastricht-Kriterien wurden als nationale Hausaufgabe zur Pflicht – weithin bekannt ist das Staatsverschuldungslimit bei 3% des BIP. Inwieweit hier Segnungen für breite Bevölkerungsschichten möglich sein können,wurde den gewählten Nationalführungen überlassen – eine getrübte Tendenz der Wohlstandsverteilung von oben nach unten war allerdings zu verzeichnen.
Seit den letzten Jahren gibt es vielerlei Verunsicherung für die Freunde der EU. Die Austrittsposse Großbritanniens ist nur die Spitze des Eisbergs. Rechtspopulisten versuchen mit EU-Feindlichkeit und Hetze gegen Flüchtlinge das EU-Projekt zu annulieren. Die nationalistischen Bewegungen bekommen Zulauf, in Polen und Ungarn sind sie an der Macht.
Es wird versucht, die EU als Wertegemeinschaft zur Garantierung von Liberalität, Freizügigkeit und Menschenrechten zu fassen. Andere monieren völlig zu Recht die Abschottung der Festung Europa vor den systematisch Benachteiligten aus Afrika, dem Mittleren Osten und Asien.
Grundlegend ist für mich die Überlegung,ob und wie eine republikanische Föderation der EU-Staaten möglich werden kann. Wenn man die Handlungen der EU vor diesem Hintergrund anschaut, ist der Umgang mit der EU-Aussengrenze in den letzte Jahren immer mehr diskussionswürdig und selbst Angela Merkel musste sich zu mehr maritimen Engangement ihrer Flotte im Mittelmeer durchringen. Wer das EU-Projekt nur als Imperialismus begreift, nimmt dem Projekt die Nebenchancen. Nicht nur Erasmusstudenten oder Schüleraustauschfreunde können die ideellen Vorteile einer offenen EU bestens beschreiben. Bei der Wohlstandsverteilung wäre noch viel zu tun. Man muss nicht beim Nord-Süd-Gefälle anfangen,in der BRD sind immer noch zu viele Menschen ökonomisch, sozial und kulturell abgehängt – Stichwort Hartz IV.
Wenn heute institutionelle Föderalisten und EU-Idealisten auf die Strassen Europas gehen, um den Miesepetern etwas entgegen zu setzen, dann ist das eine erfreuliche Entwicklung. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Sommerlektüren
Überbleibsel linker Intellektualitäten
Über einen Ttwitterbeitrag wurde ich auf den Konstanzer Autor Konradin Leiner aka QRT (1965-1996) aufmerksam gemacht – QRT wurde im besagten Tweet als protofaschistischer Autor von “Zombologie” vorgestellt, seine Texte werden im Berliner Merve-Verlag in der Nachbarschaft von Foucault, Deleuze, Negri, Baudrillard, Luhmann und Cy Twombly veröffentlicht. Zur Zeit lese ich Tekknologic. Zombologie hängt noch in der sommerlochartigen Bestellschleife bei meinem Buchhändler fest. Ich bin etwas überrascht, welche Ideen im subkulturell elektrobegeisterten Berlin der 80er und 90er den Weg zum gedruckten Wort gefunden haben. Ob das neue Irrlichter aus dem Hause Merve sind? Dem teutonisch linken Ungeist wurden ja aus dem kleinen Verlagshaus in Schöneberg (vormals Wilmersdorf) schon so einige Herausforderungen aus Frankreich und Italien präsentiert. Jetzt weht der textuelle Wind also direkt aus dem Herzen der ehemaligen Frontstadt, wenn auch nur zugereist aus Konstanz und posthum veröffentlicht. Ich begebe mich dann auf die Spurensuche nach Protofaschismus in den mir vorliegenden Textfetzen.
Das Ende der grossen Würfe sei nahe
In einem Gespräch vor einigen Wochen wurde mir ein interessantes Projekt vorgestellt: Eine neue Biographie über den Philosophen Karl Löwith (1897-1973), dessen Autobiographie nicht nur wissenschaftsgeschichtlich interessante Aufschlüsse zur Geschichtswahrnehmung des 20. Jahrhunderts liefert. Die Judenverfolgung und das 1934 ausgesprochene Berufsverbot der Nazis führten ihn zwangsweise über Italien, Japan in die USA. In den 50er Jahren nahm er einen Ruf an die Heidelberger Uni an. Ich schätze ihn seit den 80er Jahren als Wegbereiter dekonstruktivistischer Ansätze historisch-philosophischer Fragestellungen im dt. – engl. Sprachraum. Er wird meist als stoischer, skeptischer und agnostischer Philosoph eingeschätzt. Einer seiner populärsten Texte ist wohl der im deutschen bearbeitete Band “Weltgeschichte und Heilsgeschehen: Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophi” (engl.: Meaning of History, Chicago University Press, 1942), bei mir liegt aktuell das Taschenbuch des Kohlhammer Verlages aus 1954 in 4. Auflage auf dem Schreibtisch – ich werde mir noch die Originalausgabe und den aktuell herausgegebenen Text besorgen. Die Redaktionsgeschichte des Textes dürfte ein Schlaglicht auf die Rezeptionsgewohnheiten der Texte von Karl Löwith in den Geisteswissenschaften des 20. Jahrhunderts liefern.
Dass ausserhalb des philosophischen Unibetriebes immer noch verbreitet in heilsgeschichtlichen Totalitäten gedacht und argumentiert wird, dürfte kein Geheimnis sein. Ich fühle mich dahingehend in praktisch politischen Ansätzen über Jahrzehnte zurückgeworfen. Es ist nicht nur intellektuell keine Herausforderung, mit Mitmenschen des 21. jahrhunderts über die vorgeblichen Vorteile von “islamischen Republiken” gegenüber westlich-liberalen Gesellschaftsmodellen zu diskutieren. Eine breite Ödnis tut sich da auf.
Zur Belüftung des Geistes bin ich dann aber unter der Führung des Pausanias auf dem Wege durch Athen und Umgebung.
Eine thematische Sommerpause
Meine Liberalismusstudien sind eher für die Winterzeit geeignet, ich werde sie im Herbst fortführen. Der philosophische Erkenntnisgewinn ist bisher eher dürftig ausgefallen, naturrechtliche Überlegungen zur Stärkung des Individualismus kommen mir wie Gymnastikübungen aus dem 19. Jahrhundert vor. Wenn das Laub wieder fällt, kommen aber bestimmt neue Wege zum Vorschein.
Augenklappe und poröses Gedächtnis
Zur Einstimmung das photographische Thema der Augenklappe.
Geschichtswahrnehmung ist ein schwieriges Unterfangen – man ist meistens zu Generalisierungen verdammt. In Deutschland ist das schon am jüngeren Beispiel deutsch-deutscher Erinnerungskultur am lebendigen Objekt studierbar. Richtig kompliziert wird es beim 3. Reich, den Nazimitläufern und dem Thema Widerstand. Totalitäre Regime haben ja die Eigenart, zunächst ihre äusseren und dann ihre inneren Gegner zu liquidieren – jeglicher Widerstand wird abgemäht oder muss ins Exil flüchten. Die Konsensdemokratie in der Bundesrepublik hat sich beim Thema erinnerungswürdiger Widerstand für den Grafen entschieden und sogar Hollywood hat ihm ein kinemathographisches Erinnerungswerk mit Tom Cruise in der Hauptrolle gewidmet
Graf Stauffenberg will aber nicht so wirklich bei den Massen ankommen. Während Amerikaner über die Legende des Grafen erstaunt ins Nachdenken geraten, regiert im deutschen Patriotismus ein gähnendes Loch. Die staatlich subventionierten Rackets oder die vom Topf ausgeschlossene kritische Intelligenzia zerreibt sich im Loben oder Schelten des Grafen. Thomas Schmid bringt drei Hauptgründe für die lahme Gedächtnisimplementierung so auf den Punkt:
… Erstens galt der Widerstand nach 1945 lange noch als etwas Schäbiges, Unpatriotisches. Viele sahen in den Akteuren immer noch Verräter.
Zweitens ging später leise und untergründig, aber wirkungsvoll der Verdacht um, bei den Männern des 20. Juli handele es sich um spätbekehrte Nazis, die Hitlers Reich nicht durch eine Demokratie, sondern durch einen autoritären Ständestaat hätten ersetzen wollen. Auch darüber schwieg man lieber.
Drittens aber: Die Männer und Frauen des 20. Juli scheinen heute um Lichtjahre von uns entfernt zu sein. Die Gewissenskonflikte, die sie quälten, sind einer postpatriotischen Gesellschaft so fern wie die christliche Verwurzelung und das verzweifelte, aber unbeirrbare Verantwortungsethos der Verschwörer. Dass Monarchisten und Sozialisten, Demokraten und Obrigkeitsstaatler, Atheisten und halbe Gottesstaatler für ein Ziel zusammen gingen: Das wirkt auf uns heute seltsam und fast ungehörig…. Quelle: Weltonline
Der erste Punkt scheint für die Nachkriegszeit und bis zum Ende der Berliner Republik der Wiedervereinigungszeit treffend zu sein. Die Jahrzehnte währenden Streitereien um Namensgebungen diverser Bundeswehrkasernen geben ein Schlaglicht auf die Diskurspräferenzen damaliger politischer wie journalistischer Provenienz. Eines sei verraten: Widerständler aus dem 3. Reich waren nicht unter den Namenspaten zu finden, eher Schlachten und deren Protagonisten vom 1870 bis 1918. Streitereien um Wiederbewaffnung, die Westanbindung im NATO-Bündnis, den mündigen Bürger in Uniform bis hin zur Infragestellung der Wehrpflicht sind mir erinnerlich. Minderheitliche, pazifistische Träumereien einer neutralen BRD lieferten sich Propagandaschlachten mit militaristischen Pragmatikern und ewig gestrigen Wehrmachtssoldaten, die “nur ihre Pflicht” unter Hitlers Regime taten. Eine Zeit,in der die politischen Entscheider auch aus dem unendlich grossen Reservoir der Nazimitläufer rekrutiert wurden. Eine üble Zeit. Mit dem Ableben des Herrn Filbinger dürfte diese Gruppe endlich verendet sein oder zumindest im Pflegeheim ihr klägliches Restleben verbringen – eine gewisse Ausnahme dürfte Bundeskanzler a.D. Schmidt darstellen,der zwar über die Wehrmacht nur dummes und relativierendes Zeug verbreitet, der sich aber im hohen Alter immerhin im Verbund mit seiner Gattin für die Rechte rauchender Mitbürger verwendet.
Der zweite Punkt trifft schon eher meinen Nerv,wenn es um die Glorifizierung des Grafen geht. Auch der Anarchist Elser hat viel früher als der Graf versucht,Hitler mit einer Bombe ins Jenseits zu befördern. An ihn wird nur in kleinsten Kreisen gedacht. Bei der bundesrepublikanischen Gedächtnisveranstaltung geht es also nicht un die Würdigung der Beseitigungspraxis eines Tyrannen. Mit dem Grafen wird ein Mitmacher des NS-Regimes gewürdigt, der der NS-Ideologie nicht bis zum letzten Folgen konnte,ein Saulus der zum Paulus wurde. Hier wird an den kläglichen Rest einer dem Endsieg verpflichteten Opposition angeknüpft,die den Untergang nicht über Durchhalteparolen ignorieren oder märtyrisierend mit beschreiten wollte. Für mich eine fragwürdige Veranstaltung, die nur Sinn macht,wenn man sich als Rechtsnachfolger des 3. Reiches ohne eigene Abgrenzungsmassstäbe in die Zukunft begeben muss. Eine demokratisch phantasielose Anknüfung an ein Personal,das Hitler bis zum bombigen 20. Juli übersehen hatte. Um die Opfer des 3. Reiches wird sich mannigfaltig gekümmert. Der Historikerstreit Ende der 80er ebnete einen fruchtbaren Boden,um sich als Deutsche über die Aufrechnungspraxis von Opferzahlen von den Nazigreueltaten zu emanzipieren. Der Widerstand wird vom Staat aber sehr isoliert auf diese kleine Gruppe naserümpfender Mitmacher konzentriert, die nicht einmal erfolgreich waren. Diesen Job mussten dann die Alliierten erledigen. Dieses Eingeständnis scheint aber mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten flöten gegangen zu sein.
Der dritte Punkt klingt wohlfeil,beschreibt er doch eine Tatsache,die sich aus den Punkten eins und zwei ableiten lässt. Im Vergessen oder nach Jahrzehnten erstaunen zu heucheln,hat die deutsche Öffentlichkeit Routine. Der im Artikel erwähnte Film Holocaust aus 1979 ist ein Paradebeispiel dieser nationalen Autosuggestion,die auch bei der Nachkriegsgeneration ihre Wirkung nicht verfehlte. 30 Jahre nach den Nürnberger Prozessen gaben sich Landser und die Wirtschaftswunderkinder das Staffelholz in die Hände. Die Shoah und der Vernichtungskrieg haben stattgefunden,aber keiner hat dabei mitgemacht. Wer möchte bitte an so eine Mischpoke heute noch gerne erinnert werden?
Am Montag den 20. Juli 2009 werden Rekruten am Reichstag vereidigt (die Orte werden immer geschichtsträchtiger) und im Bendlerblock wird dem Hitlerattentat des Grafen gedacht. Das Eiserne Kreuz für Tapferkeit im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan wird wieder verliehen. Ein Zusammenhang dieser Gedächtnis- und Würdigungspolitik lässt sich nur schwer herstellen.
PS: Eine versöhnlichere Sicht auf den Grafen hatte letztes Jahr schon der Scrutograph in Stauffenberg revisited dargestellt. In diesem Jahr beleuchtet er Stauffenbergs Schwur, Varus, Arminius und Richard Herzinger.
PPS: Die Linke bekundet ihren Protest im GELÖBNIX-Bündnis gegen das Rekrutengelöbnis am Reichstag mit Kundgebungen am Potsdamer Platz und am Hauptbahnhof.
PPPS: Auf dem CDU-Politik-Blog wird den Eidbrechern auf den Führer gedacht, Gedenken an den 20. Juli 1944.
Iran election,voices from the left
Was aus der Linken zu den Kämpfen für Demokratie und Freiheit im Iran so veröffentlicht wurde? Hier ein paar Beispiele:
DIE LINKE Newsletter vom 24.6.2009
Iran: Eskalation der Lage für niemanden von Interesse
Bei den Präsidentenwahlen im Iran gab es massive Unregelmäßigkeiten, seit fast zwei Wochen protestieren Teile der Bevölkerung gegen Wahlmanipulationen. Der Staat reagiert mit Gewalt. DIE LINKE verurteilt auf das Schärfste die Verhaftungen und brutalen Misshandlungen von Demonstrantinnen und Demosntranten durch die iranischen Sicherheitskräfte, die bereits zahlreiche Todesopfer gefordert haben, die Unterdrückung der politischen Opposition und das massive Vorgehen gegen die Medien, einschließlich der Eingriffe in die Informationsfreiheit des Internet, erklärt Helmut Scholz, Mitglied im Parteivorstand und im Vorstand der EL.
IV Online magazine : IV413 – June 2009
Iran
Our place is at the side of the Iranian people!
Statement by the executive bureau of the Fourth International
Since June 13th, after the faked presidential election, millions of Iranian are expressing their anger with cries of “down with the dictatorship”. Their mobilization increases the crisis of the regime. Ferocious repression has already caused hundreds of dead and wounded. Our place is at the side of the Iranian people!
With the announcement of the re-election of Ahmadinejad, the underground war between the various factions in power was transformed into open war. Four candidates had been authorized to participate. Four of the regime’s dignitaries who share responsibility for the bloody balancesheet of the thirty years of the Islamic Republic. But the Supreme Leader [1]and the clan in power designated the winner well before the first round. In a context of strong tensions between factions, crisis and social instability, it was unthinkable that the Guide be repudiated by the people. In the same way, the immense economic and financial interests in the hands of Pasdaran and their desire to take control of important sectors of the economy, controlled by the clan of the former president of the Rafsandjani Republic, made it impossible for Ahmadinejad and his cronies to give up power and its privileges. In this fight to control oil revenue, the wealth of the country and power, Khamenei and Ahmadinejad carried out a true coup d’etat intended to oust their rivals. For democratic liberties and the claims of working people …. weiterlesen
Autorenbeiträge zum Iran von Pedram Shahyar,
Mitglied im Attac-Koordinierungskreis:
* Neues Deutschland, 17. Juni, ” Sanfter Putsch mit demokratischem Anstrich”
* Neues Deutschland, 19. Juni, “Opposition in Iran: Wer ist das?”
* Neues Deutschland, 26. Juni, ” … so viel geweint: Exiliraner in
Berlin mit großen Hoffnungen”
Linker Globalisierungskritiker Prof. N. Chomsky: Demokratie im Iran = Demokratie im Westen,keinerlei Empathie für die Proteste gegen Wahlbetrug.
The Mousavi campaign in Iran and the lessons of past “color revolutions”
By World Socialist Web Site Published by the International Committee of the Fourth International (ICFI)
Interview mit Bahman Nirumand: “Endlich Freiheit”
Böllstiftung, 18. Juni 2009
BAK Shalom Pressemitteilung | 14. Juni 2009 | Wahlen im Iran
Zum gestrigen Wahlausgang im Iran erklären die Bundessprecher des BAK Shalom, Anne Vester und Benjamin Krüger: Die aktuellen Ereignisse zeigen sehr deutlich, dass die iranische Diktatur nicht nur eine Gefahr für seine Nachbarländer und insbesondere den Staat Israel darstellt, sondern seit über 30 Jahren seine Bevölkerung unterdrückt und jede Form der demokratischen Opposition mit Repression zum Schweigen bringt..
Solidarität mit der iranischen Opposition
Vordergründig tobt im Iran ein Machtkampf innerhalb der iranischen Mullahelite – Achmadimjed gegen Mussavi, Anerkennung des amtlichen Wahlergebnis gegen die Forderung nach Neuwahlen, Chamenei gegen Rafsanjani. Das kann man auch als Oppositionsbewegung bezeichnen, aber mein Begriff von Opposition geht weiter, er umfasst auch diejenigen Kräfte, deren Köpfe seit Jahren in den Gefängnissen sitzen, die exekutiert wurden, die notorisch von den Wahllisten gestrichen werden oder in’s Ausland fliehen mussten. Die Säuberung der Opposition im Iran läuft nun schon 30 Jahre, viele junge Iraner kennen diese Personen und Gruppierungen schon nicht mehr. Das Gift der Theokratie hat den Blick auf demokratische, liberale Denkarten verstellt. Der Hass auf den Westen und dessen Freiheit sitzt nun tief.
Ich habe weiterhin grossen Respekt vor den vielen Menschen, die in dieser Zeit ihre Gesundheit und ihr Leben auf’s Spiel setzen, um für ihre Freiheit offen einzustehen. Von Märtyrertum und religiöser Eiferei halte ich allerdings wenig, sie hat in der Politik nichts verloren. Es wäre schade, wenn die Iraner dem nächsten Rattenfänger auf den Leim gehen würden und einem Weggefährten von Ayatollah Chomeini traue ich schon garnicht über den Weg. Wäre es nicht viel reizvoller, demnächst an einer Loveparade auf den Strassen Teherans teilnehmen zu können, ein Rave bei guter Laune. Nur in den Seitenstrassen sitzen noch verbitterte, entmachtete Büttel des Mullahregimes, aber deren hasserfüllter Ideologie hört kein Mensch mehr zu.
references:
FREE IRAN NOW!
Iran: Cyber War Guide
Nachrichtensperre im Iran. Wird der Machtkampf heute entschieden?
Halbwertzeit: Rot-Grüne Bürokratie
Jobs,die kein Mensch braucht
Der Rot-Grünen-Koalition von 1998 verdankt die Republik nicht nur das Dosenpfand, den Serbienkrieg, die Appeasementpolitik mit den Mullahs im Iran oder den Machtzuwachs GAZPROMs aus Schröders Gnaden.
Zettel weist auf ein weiteres ärgerliches Überbleibsel der Kohl-Nachfolgeregierung hin. Es geht um Frau Bätzing (SPD), die als “Drogenbeauftragte der Bundesregierung” ursprünglich für Junkies, Trunkenbolde und Spielsüchtige – die erst seit dem drohenden Fall des staatlichen Glücksspielmonopols zu Kranken gemacht werden und an denen sich der Staat auch weiterhin eine goldene Nase verdienen möchte – zuständig war.
Frau Bätzing hat in ihrer Amtszeit während der grossen Koalition das Komasaufen Jugendlicher, das Rauchen in Kneipen und neuerdings auch die suchtmedizinisch fragwürdige Erkrankung der “Internetsucht” zu ihrer Chefsache erklärt. Herausgekommen sind und werden zukünftig nur Schnüffelei in der Privatsphäre und Verbote,Verbote,Verbote. Damit ist die Frau dann auch rund um die Uhr beschäftigt. ABM auf ganz hohem Niveau. Mit Schwarz-Gelb sollte zumindest diese ideologisch motivierte Wegelagerei und Geldverschwendung des Staates ein Ende finden. Ich hoffe einfach einmal, dieser antihedonistischen Unke wird endlich das Handwerk gelegt.
Dazu gibt es aktuell noch einen Hilferuf von bei Achim (A-Team)
Im Mai
Es ist Frühling in Berlin,seit gut zwei Wochen ein blauer Himmel wie auf Zypern – im märkischen Wald soll man wegen der Brandgefahr nicht rauchen oder grillen,aber ich hänge sowieso nur in der Stadt ab. Der Trubel um den 1. Mai hat mich in diesem Jahr nicht berührt – vor ein paar Jahren kamen noch Krawalltouristen zur Protestsimulatin oder Befriedigung der Schaulust aus aller Welt auf Besuch zu mir. Meine Liberalismusforschungen scheinen diesen Teil meines Bekanntschaftskreises zur Umdisponierung motiviert zu haben, ein in der Scholastik bewanderter Theologe wäre mir derzeitig ehrlich gesagt auch hilfreicher.
An diesem Wochenende treffen sich die liberal-libertären Protagonisten der FDP in Berlin-Dahlem,mir fehlt leider die Muse,die mich über Stunden aus der Mitte an den Stadtrand entlassen möchte – der Vortrag “Freie Bildung” von Stefan Blankertz scheint mit aber ein interessanter Input zu sein. —> Humor-Provo.
Im Rahmen der Überlegungen zum sog. “Tag der Arbeit” in 2009 kam mir wieder der ideologische Terror der protestantischen Ethik von Olle Max Weber in den Kopf, die soviel Versager (Arbeitslose) in einer modernen Gesellschaft zu betreuen trachtet – die Sozialisten knüpfen ideologisch direkt daran an. Im Gerede um die Krise wurde diese Ethik nun auch häufiger für die Manager der Hochfinanz populistisch angemahnt. Lord Dahrendorf hält deren Umsetzung aber für äusserst fraglich, nachlesbar in seinem Essay “Nach der Krise: Zurück zur protestantischen Ethik? Sechs Anmerkungen” (HATTIP), den er pünktlich zu seinem achtzigsten Geburtstag in der Presse platzierte.
Erst an diesem Wochenende kam ich dazu,die Texte eines Kolloquiums aus dem Februar 09 über “Kolonialismus und Nationalsozialismus. Die Debatte um (Dis-)Kontinuitäten” zu sichten. Dort ging es um den Zankapfel unter den Historikern, welche Bedeutung der (deutsche) Kolonialismus für den Nationalsozialismus hatte? Die Leute von der iz3w – ein linkes Zeitungsprojekt,das ich immer noch mit Interesse verfolge – haben einiges an Sachverstand in Freiburg versammelt,um den Diskurs in den Fussstapfen der Kritischen Theorie zu beleben – beim iz3w wird übrigens auch die Stelle der Geschäftsführung neu besetzt. Ob eine Bewerbung noch erfolgreich sein kann? Deadline war jedenfalls der 15. April,aber man weiss ja nie.
Die Neuigkeit im Mai 2009: Der Schriftsteller Walter Kempowski,er wäre nun 80 Jahre alt geworden,hat in der Nachkriegszeit doch für den US-Geheimdienst gearbeitet,so,wie es sich für einen aufrichtigen Antikommunisten schickt (link). Für Stalinos war also die Einknastung für 8 Jahre in Bautzen nun objektiv rechtmässig und man kann wieder CIA,CIA vor sich her raunen. Folkloristische Abgesänge auf einen Unrechtsstaat durch die Schnabeltasse der Volkssolidarität,wenn nur deren junge Erben nicht wieder nach der Macht greifen würden.
Einen sonnigen Mai und ich will endlich Sommer 😉
PS: Meine musikalische Neuentdeckung ist Katie Melua,eine georgisch-englische Sängerin.
references:
Kempowski Dossier bei spon
kurz notiert
morgen soll ja conficker über die microsoft-welt kommen und der eine oder andere wird virtuell oder in real-life gebührlich in den ersten april geschickt.
in berlin gibt es mittwoch nachmittag noch die gelegenheit,dem iranischen mullahregime in aller öffentlichkeit zu zeigen,was man so von ihm hält. und morgen in einer woche gibt es aktuelle aufklärung über die machenschaften der “graue- wölfe-faschobande”. —> mehr dazu bei dissi, dessen israel-diaries somit als lesestoff empfohlen werden.
references:
Eine Meldung, die hierzulande keine Meldung wert ist
kurz notiert
- Photos: Swing Dance 2009 in Germany.
- Neue Moden bei den Reichsbürgern: Fürstentum Germania in der Prignitz. Film
- So blaue Augen: Lula fährt rassistisch mit der postkolonialen Retourkutsche durch die globale Politlandschaft. Fürstin Glorias “Schnacksel-Ausrutscher” wird auch immer relativer.
- Jüdisches Leben im Polen der Zwischenkriegszeit und unter der Naziherrschaft erforschte Wolf Glucksman. Eine Bestandsaufnahme bietet Alfred Döblin in seinem Buch Reise in Polen von 1925.
- Ketzer-Fazit zum 2. Irakkrieg 2003 ff. von Zettel.
kurz notiert
- Neuigkeiten aus den Epik- und Drama-Räumen der Kunst: Thomas Bernhard und Heiner Müller bei Power Of Will.
- Nahezu “Wildes Denken” mit Michel Foucault und T.W. Adorno gibt es in der Freiheitsfabrik.
- Quelle Buch: Arnulf Baring bespricht “Honeckers Erben – Die Wahrheit über Die Linke” von Hubertus Knabe – “Der diskrete Charme der DDR” ist auch zu empfehlen. Via anaximander
- USA umarmen Iran: Da lacht der Mullah by Lindwurm. Nie mehr lachen wird der Blogger Omid Mir Sayafi, er ist von den Knast Schergen der Mullahs getötet worden. Mehr bei Jensito.
- Autorenportrait eines Gründers der liberalen politischen Ökonomie, mit dem sich schon K. Marx in nahezu jeder dritten Fussnote seiner politökonomischen Schriften auseinandersetzte: Jean-Baptiste Say (1767-1832), Autorendebut von Daniel Leon Schikora bei eifrei-online, via Power Of Will.
Zitat des Tages:
“Wenn das so weitergeht,schicken die Castro-Brüder eine Freundschaftsdelegation zum nächsten CDU-Bundesparteitag.” Brüderle via FDP-Fraktion
Sehnen nach Ausnahmezuständen

Strandkörbe statt Standortdebatten
Seit der Begebenheit des Rauschmiss der rotlackierten Faschisten – oder weniger polemisch betrachtet handelte es sich um progressives Gesindel – aus dem Frankfurter Institut für Sozialforschung in den Wirren der 68er APO ( Adorno liess das Institut von der Polizei räumen ) bis hin zu den unheimlichen antisemitischen Aufmärschen linker und islamistischer Bewegungen sind mehr als vierzig Jahre in’s Land gegangen.
Wer sich in 2009 ein Update der Kritischen Theorie abholen möchte, ist zunächst einmal arm dran, denn es gibt ausserhalb der Studierstube wenig Gelegenheiten zum Austausch mit ihren Adepten. In Berlin trafen sich am Sonnabend auf Einladung der BAHAMAS-Redaktion (noch) aktive Autoren und eine beachtliche Zuhörerschaft zur Analyse aktueller wie historischer Verkommenheiten einer Linken, die sich auf ihre Bewegungsgeschichten nichts einzubilden braucht – wer aber ihre zeitgenössischen Kritiker studiert, stösst immer wieder auch auf bewegungspraktische und ideologische Parallelen zu heute. So können linke Mythen (und Lügen) auch abgebaut werden. Ein Mythosbegriff geistert seit Jahren durch das linke Selbstverständnis, es handelt sich um die zur Worthülse verkommene Begrifflichkeit der Emanzipation – wer sich von was und warum emanzipieren soll, steht in den Flugis schon lange nicht mehr drinne. Think Big: Globalisierung, Finanzkapital und USA müssen zur Projektion hinreichen. Mehr kommt auch nicht nach.
Ob die Linke in Lenin, Stalin, Mao, Chavez, Nasrallah oder Achmadinedschad ihren aktuellen Tribun verortet, ist eine Erscheinung des Zeitgeistes. Die Gemeinsamkeit dieses Gruselkabinetts findet sich im Hang zum jakobinischen Schafott, in der Abwesenheit von individuellen Glücksideen, in der kollektiven Gleichschaltung und dem völligen Abschalten des Denkvermögens auch einmal von der Bewegung ernannter Intellektueller – wer selbst in den dreissiger Jahren glaubte, zwischen den Idealen von Stalin und Hitler wählen zu müssen, dokumentiert seine Beschränktheit mehr als deutlich. Wer in der Linken in dieser Zeit einigermassen bei Trost war, ist in die USA anstatt in’s Hotel Lux exiliert.
In Zeiten der verschärften Wirtschaftskrise nimmt aber auch die bürgerliche Mitte Anleihen bei linken Konzepten. Die Anleihe erfolgt sowohl in der Politpraxis als auch in der ideologischen Begleitmusik, die der kapitalistischen Krise folgt. Wie die Fliegen auf dem grössten Scheissehaufen ihr Auskommen sichern, entwickelt auch die Linke ihren Labsal an der Krise: “Das haben wir schon immer gesagt, Verstaatlichung, Kollektivierung und “die Verantwortlichen” als Sau durch’s Dorf treiben und überhaupt fliegt denmächst die sozialrevolutionäre Kuh hoch durch die Luft” – hier wird dann das linke ABER nachgeschoben, weil die bürgerlichen Volksvertreter dies natürlich nur halbherzig umsetzen. Denn es fehlt der deutsche Tribun, ein von der Mehrheit anerkannter Führer zur Umsetzung der herbei gesehnten Ausnahmezustände; tabula rasa in praktischer Reinform als Krisenmeister.
Dass die Linke diesen Job nicht mehr bekommt – in der SED und der KPdSU hat sich deren unzulängliche und kurzfristige Lösungsmächtigkeit verdeutlicht – hindert sie nicht am Hetzen auf die gierigen Manager und den Individualismus, die dem deutschen Michel das Blut aussaugen möchten. Man dient sich im Spiel der Parlamente seit der Wende immer wieder als Vollstrecker der groben Arbeiten eines Staates an – in der Rechten versuchen das die Nazis mit weniger Erfolg auch.
Nun sind die Begleiter der BAHAMAS-Strömung aber idealer Weise auch Kommunisten, die beim Spiel der Linken um die Machtverteilung im Staate nicht mitspielen wollen. Sie bieten ihre Kritik an den aktuellen Verhältnissen in Zeiten des Niedergangs jeglicher Glücksutopistik (diese Diagnose trifft die Linke genauso wie die bürgerliche Mitte) als letzte Möglichkeit an, eben nicht zu verzweifeln. Ein langes Winterbivak mit gelegentlichen Aufstiegen auf die Höhen gedanklicher Vergewisserung: Irgendwo in weiter Ferne liegt die Gesellschaft der Gleichen und Freien und wenn ihr es wollt, bleibt es kein Traum.
Bis dahin bleiben die Niederungen eines ideologischen Zeitalters zu bestellen, die Dokumentation einer öffentlichen Gegnerschaft zu den grössten Feinden der Zivilisation – die dem starken Staat und der Guillotine vernünftigerweise vorgezogen wird. Mehr scheint im Rahmen der Kritischen Theorie auch 2009 nicht leistbar. It’s a very, very mad world.
references
Konferenztexte in Bahamas #57 (April 2009)
Konferenzbericht von Mark
Vor- und Nachbereitung bei ADF