Archive for the ‘Kultur und Medien’ Category
Der Heilige Geist greift an
Der Mai meint es 2009 gut mit der arbeitenden Bevölkerung und einige freie Tage werden durch das Christentum erst möglich. An Pfingsten wird ja bekanntlich der Aussendung des Heiligen Geistes auf das Erdenrund durch Jesus und seinen Vater – gemeinhin Gott benannt – gedacht. Die Trinität (Gott, Jesus, Heiliger Geist) ist integraler Bestandteil des christlichen Glaubensbekenntnis und wer das nicht anerkennt, gilt gemeinhin als Ketzer, Atheist oder Heide. Da die Beiden nach der Himmelfahrt des Sohnes für die Menschen nicht mehr direkt erreichbar sind,stellt der Heilige Geist eine Art Mediationsinstanz dar. Leider kann man heute nicht mehr ohne weiteres erkennen,wer nun gerade im Besitz dieser Instanz ist- in der Urkirche waren das die Apostel. Aber in Glaubensfragen geht es nicht immer rational oder empirisch zu, wichtig scheint das Vetrauen der Gläubigen in die Fähigkeiten ihrer Vordenker und -sprecher. Religionsfreiheit eben.
… Linksradikale treffen sich an Pfingsten seit Jahrzehnten gerne in Camps und planen die Weltrevolution – meist am Arsch der Welt,damit die einmal zur Agitation gewonnenen Frischlinge nicht in die Vergnügungen irgendeiner Metropole abwandern und dem Verein XY unwiderbringlich verloren gehen; die alten Hasen sind ohnehin meist hedonismusfreie Subjekte. Vergessen sollte man auch nicht die diversen Musikfestivals um Pfingsten herum. Elektronik-, Metal-, Rock-, Gothic-,Punk- und Hardcorefans können ihre Lieblingsmusikgruppen meist im freien open-air abfeiern, auch hier steht der Wandervogel oft Pate: Es wird auf Kuhweiden gezeltet, ein zeitweiser, minimalistischer Lebensstil lässt zivilisierte Menschen die Segungen der Postmoderne wieder schätzen lernen – zum Glück sind die Insekten in unseren Breiten um diese Zeit noch nicht so angriffslustig. Regnet es länger,wird das Festival zum Matschevent,bei unter 20°C werden die Krankenkassen erheblich in Anspruch genommen – ein Stossgebet an Petrus möge die Musikbessenen dieses Jahr davor bewahren. Alkohol, Drogen und ein Sammelsurium an Erwartungen halten so manche Überraschung bereit,von denen man noch seinen Enkelkindern berichten kann – wenn die nicht sowieso schon mit dabei sind.
… In Berlin ist an diesem Wochenende viel los, im Bundeskanzleramt wird auf höchster Ebene über die Verscherbelung von OPEL an die Russen verhandelt – FIAT und der chinesische Interessent sind ja bereits ausgestiegen, MAGNA ist noch übrig. Ob der sich den Autobauer vor oder nach der Inso unter den Nagel reissen wird, ist nur noch eine astrologische Frage. Dass die amerikanischen Unterhändler nicht vor Begeisterung jeden Unsinn mit abnicken, sollte da nur verständlich sein. Die Autokäufer in Russland können sich schon freuen, denn nach Jahrzehnten LADA gibt es demnächst mehr moderne Autos aus dem Kartoffelnasenland auf russischen Pisten.
… Die Kunde von 20 Jahren Mauerfall wird auf die idiotischste aller denkbaren Möglichkeiten von der darstellenden Kunst unter die Berliner gebracht. Auf S-Bahnhöfen, in Parkanlagen, auf Strassen und Plätzen werden über 20 Tausend Buchtitel, die unter das Wendethema subsummierbar sind, in die Ohren von in der Regel völlig unschuldiger Passanten gebrüllt, gesungen, gespielt und sogar getanzt. Den ganzen Unsinn kann man dann im Garten der StaSi-Humboldt-Uni auf Grossleinwand begaffen. Ich glaube langsam doch: Ich will die Mauer wieder haben, bitte 10 Meter hoch.
… Die Völkerschauen in der Zeitenwende von 19. zum 20. Jahrhundert erleben in der Hauptstadt seit einigen Jahren ihr postmodernes Comeback. In unserer Zeit werden Neger, Latinos und Asiaten aber nicht in zooartigen Gattern ausgestellt, wie ehedem. Hier in der Frontstadt heisst die ganze Veranstaltung, “Karneval der Kulturen”, sie dauert vier Tage und es wird von Veranstalterseite eher über das schleppende Fundraising lamentiert – Staatsknete gibt es nämlich keine. Ab heute geht dieser ganze Zirkus am Kreuzberger Blücherplatz mit einem Fest los, am Sonntag zieht dann eine kostümierte Multikulti-Karawane vom Hermannplatz zur Yorckstrasse. Die Besucherzahlen der über den Mülldiskurs weg-gemobbten LOVEPARADE werden wohl nicht erreicht. Ich bin jedenfalls vor massenhaft praktiziertem Kulturrelativismus hier in Mitte noch in Sicherheit.
… Mein HERTIE macht demnächst dicht. Der letzte übrig gebliebene Konsumtempel auf der Turmstrasse wird mit der Insolvenz der Kaufhauskette verchwinden – es sollen ja böse Heuschrecken verantwortlich sein, denen man die Immobilien vor einiger Zeit zur Bilanzaufbesserung für gutes Geld verkauft hatte, deren Renditeerwartung war den verantwortlichen Warenhausmanagern also bekannt. Ob die Misere nun die sehr späte Rache für die Arisierung des Hertie-Kaufhauses in der Nazizeit gewesen ist? Angie, Steinmeier,Steinbrück und Guttemnberg müssen jedenfalls für Hertie nicht auch noch ihre Spendierhosen in Wahlkampfzeiten herausholen. Naja,Karstadt wird wohl folgen, Kaufhof und Woolworth sind schon weg und HORTEN (ebenfalls ein arisierter Betrieb) war ja schon vor Jahrzehnten auf er Abschussliste ganz oben. Die Ära der Shopping-Malls ist nun endgültig angebrochen. Ob ich dort auch wieder meine Falk-Strümpfe aus dem Sauerland bekomme?
… Heute folgte ich einem komplizierten Gespräch. Ein 68er-Typ gebärdet sich gegenüber seiner erheblich jüngeren Sozialpartnerin als Chauvi. Man könnte fast meinen, der Fehlgeleitete gehe davon aus, die emanzipatorischen Segnungen der 68er seien nur für das männliche Geschlecht erkämpft worden. Nach einigem Hin und Her der drei K’s (Küche,Kinder,Kirche) lachen wir den weisshaarigen Zausel alle nur noch kräftig aus – der Titel “Nix-Checker” geht heute verdient an ihn. Nein, nicht nur die Gesellschaft ist daran Schuld, denn Doofheit will auch langjährig bewusst erworben und gepflegt worden sein.
Frohe Pfingsten 😉
Hi Hotte und farewell Barbara
Der Bundeshotte dreht noch eine Ehrenrunde im Schloss Bellevue, Frau Schwan muss wohl noch ein drittes Mal in den Ring,das nennt man dann Unruhestand. Bei dem Wahlprocedere ist mir wieder aufgegangen,was ich an der CDU nicht ausstehen kann: Dieser penetrante Bezug auf Gott bei demokratischen Ritualen.
Die Schauspielerin Barbara Rudnik erlag heute ihrem Krebsleiden. Die Kaiser-Friedrich-Strasse in Charlottenburg wird so auch um eine Prominente ärmer.
RIP
La Musique
Im Februar und März habe ich am liebsten der Musik von Olivia Ruiz zugehört.
Olivia Ruiz – J’traîne des pieds (Eloïze)
Hier wird der Titel mit interessanter Instrumentierung von ihr interpretiert.
Unbehagen in der Massenkultur
Jedes Buch hat seine Zeit. Einige erleben sogar mehrmalige Erweckungen, “Der geschenkte Gaul” von Hildegard Knef aus 1970 ist so ein Werk, es wurde in 2008 verfilmt. Nun gibt Heike Makatsch in einem neuen Spielfilm die Knef und ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Natürlich ist es eine posthume Auszeichnung für die im Nachkriegsdeutschland immer auch umstrittene Knef, in einem neuen Film dem Publikum näher gebracht zu werden. Ihr Begräbnis 2002 in Berlin war nicht so grossartig wie das der Marlene zwei Jahre nach der Wiedervereinigung der beiden Frontstadtteile.
Marlene hatte aus ihrer Ablehnug gegen die Annäherungsversuche des NS-Kullturapparates nie einen Hehl gemacht, das haben ihr viele Deutsche vom Mitläufer bis zum strammen Volksgenossen auch zum Schluss noch übel genommen. Der Trauermarsch in 1992 (über Strecken auch als Dauerlauf einstufbar) bis zur Stubenrauchstrasse war eines meiner ergreifendsten Erlebnisse in den Neunzigern, die Grablegung der Diva erzeugte schier unendliche Referenzen in dieser Stadt. Es sollte nicht die letzte Begegnung bleiben, etwas später wühlte ich in ihren Pantinen, Schlüppern und Büchern in Spandau herum. Die SDK hatte ihren Nachlass erworben und zur Erschliessung in der Streitstrasse deponiert und dort habe ich mich ein wenig nützlich gemacht.
Die Knef war anders als Marlene: Als Jugendliche gefällig bei der UFA, sie provozierte die Nachkriegsgeneration auch mit freizügiger Weiblichkeit und später mit individuellen Lebensentwürfen und einer Karriere in den USA. Finanzielle Schwierigkeiten und ihre Krebserkrkankung wurden nicht von Allen mit der gebotenen Empathie – oder zumindest Gleichgültigkeit – belegt. Seit den Siebzigern fehlen Parodien auf ihr Werk in kaum einer Travestieshow, sie wurde gerne als qualmender, alternder Vamp inszeniert.
Ich schätze die Knef als Sängerin, mein Lieblingsstück ist ihre Interpretation “Lieber Leierkastenmann” (Vorlage). Mit der Knef, Evelyn Künnecke,der “Callas der Subkultur” – die mich in den frühen Neunzigern während einer Theater Premierengala bei Tisch mit ihren bärbeissigen wehrmachtskritischen Ausführungen auf Hitlers Polenfeldzug zu Vicki Leandros’ Interpretation “Theo,wir fahr’n nach Lodz” auf das Beste von den Scheintoten erweckte – und der in den sechziger Jahren zugezogenen Helen Vita starben anfang des Millenniums die letzten “Diven” Berliner Provenienz.
Nach den ganzen letzten produzierten Nachkriegsfilmen ist eine fragwürdige Inszenierung der Knef wahrscheinlich. Ich möchte Heike Makatsch nicht zu nahe treten, ich schätze ihre Rollen und sie hat sich von einer Teenie-Moderatorin bei VIVA und BRAVO-TV dank Detlef Buck und Doris Dörrie zu einer guten Darstellerin entwickelt. Mit der Verfilmung “Hilde” des Knef-Buches “Der geschenkte Gaul” kann sie sich aber auch verheben – am schlimmsten wird es ja,wenn Wessies Berliner Dialekt versuchen.
Wer Walter Benjamin und T.W. Adorno aufmerksam liest, kann ein Unbehagen der beiden Autoren an der Massenkultur herausarbeiten. Es geht dabei nicht um ein mit schnöseligen Wertungen besetztes Gegensatzpaar von Massenkultur versus Elite- oder Hochkultur, sondern um die Frage der Technik und Wirkung massenkultureller Phänomene und Produkte. Adorno und Benjamin haben diese Fragen in ihren Schriften ausführlich niedergelegt.
Ich gehe mit gemischten Gefühlen in die Premiere. Es tut mir leid, aber die Knef als kopftuchtragende Trümmerfrau geht nach “Der Brand” für mich überhaupt nicht mehr.
PS: Zur Grabstelle von Marlene Dietrich gibt es eine Fussnote, die in das Wiedervereinigungsszenario wie Arsch auf Eimer passt. Der Stein war kaum aufgerichtet,schon wurde er mit der Parole PELZSCHLAMPE beschmiert.
references:
Taylorbob
Sonntag
Das Mullahregime in Iran feiert nun sein 30 jähriges Bestehen – bei Erich wurden es ja bekanntlich 40 Jahre – und Ramon hat einige interessante Details zum denkwürdigen Datum auf seinem Blog bereit gestellt. Ob der 32. Jahrestag noch als Mullahstaat mit Atomraketen befeiert werden wird, ergibt der Weltenlauf. Obamas ausgestreckte Hand nach Teheran wird ja wohl von den Mullahs – als Zeichen der Schwäche – nicht angenommen, der Ruf des Mahdi ist wohl zu verlockend.
Pünktlich zum Geburtstag des Mullahregimes wollen natürlich die Kulturschranzen von der Berlinale 2009 nicht hinten anstehen – sie stehen bei Lobhudeleien auf den schiitischen Gottesstaat seit Jahren nicht hinten an sondern sie sind ganz vorne bei den Jubelpersern auf Khomeinis Erbe dabei. Es wird ein filmisches Portrait des Präsidenten Ahmadinedjad gezeigt. Das dies in Berlin nicht ohne Einspruch geschieht, ist auch erfreulich. Mehr Infos gibt es bei dissi.
Zitat des Tages
(…) Ich möchte nicht vulgär werden, aber mir fällt dazu nur eine Redewendung ein, die in den USA öfter gebraucht wird. Es geht um eine tiefe Gemeinsamkeit zwischen Arschlöchern und Meinungen. Jeder hat welche … By Paul Auster
Fliewatüüt und Antikapitalismus
Im Fernsehen wurden heute zwei Engländer mit ihrem fliegenden Auto vorgestellt. Mit dem Auto nach Timbuktu fliegen: “Eine völlig durchgeknallte Idee” sagt selbst der Chef der Mission: Mit einem Auto, das auch fliegen kann, will eine Gruppe Briten von London nach Mali reisen. Angetrieben wird das “Skycar” von einem Biosprit-Motor, der den Antrieb für die Räder und den Gleitschirmventilator gewährleisten soll. In der Berichterstattung fiel öfters der Begriff des FliWaTüüt (Fliegen-Wasser-Fahren) , was mich prompt an ein Kinderbuch in den Sechzigern erinnerte: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt von Boy Lornsen, in den frühen Siebzigern gab es auch eine filmische Inszenierung des Buchstoffs von der Augsburger Puppenkiste Armin Maiwald (Sendung mit der Maus) im öffentlich-rechtlichen Fernsehen/WDR. Die Puppen und das Fliewatüüt können in Bad-Kreuznach heute noch besichtigt werden. Das Auto der Engländer kann fahren und fliegen, aber nicht wie das Fliwatüüt auch schwimmen.
- Der linke Antikapitalismus treibt immer neue Stilbüten aus. Der aus Pforzheim an die Spree gewechselte Journalist Jürgen Elsässer (*1957, HP) ruft eine Kampagne “Volksinitiative gegen Finanzkapital” aus und bekommt dafür nicht nur Applaus aus der Linken. Aus der Ecke der Neurechten und NPD kommen bei solcherlei ideologischer Querfront ebenfalls Avancen zur ideologischen Kooperation – mehr ist da vorerst aber nicht zu erwarten. Elsässer, der bis vor einigen Jahren noch die antideutsche Linie publizistisch in der Konkret-Redaktion mit vertrat, hat sich nun dem antikapitalistischen Ressentiments, der Verschwörungstheorie inklusive Antiamerikanismus zur Beförderung nationalrevolutionärer Umtriebe verschrieben. Im NEUEN DEUTSCHLAND konnte man seine ideologische Verpuppung in den letzten Jahren verfolgen. Der linke Ideologe der dummen Kerls spricht weiterhin als Lehrer, allerdings in eine ihm zunächst unbekannt zusammengesetzte Klasse, in die sich immer mehr auch Braune freiwillig hocken. Versucht Elsässer, in die ideologischen Fussstapfen von Ernst Niekisch zu treten? UPDATE Ungewohntes aus dem Hause eifrei, AFL bricht eine Lanze für (den noch linken) Elsässer und die Meinungsfreiheit.
references:
Jürgen, Roger und die Dummies
“jürgen elsässer beeindruckt muslime”
Classless Kulla: Elsässers Volksquerfront
Jürgen Elsaesser schmiedet die Volksfront
Querfront von Rechts nach Links
Der Zettelkasten
Wissenserschliessung in einer digitalen Welt.

Kompagnon A5
In der analogen Zeit habe ich mir Sachverhalte aus Bibliotheken und Archiven mit Hilfe von DIN-A-5 Notizbüchern (ähnlich diesem Kompangon), meiner Praktica-Kamera und Karteikästen aus Holz erschlossen – heute übernimmt das ein Subnotebook oder der Palm. Texte wurden handschriftlich vorbereitet, mit der Kugelkopf- oder später einer Typenrad-Schreibmaschine in die letzte Form gegossen, dafür gab es kompetente Schreibdienste – ich frage mich bis heute, wie die Leute dort mein Gekrakel so fehlerfrei entziffern konnten. Kopierdienste oder -studios haben dann den Verfielfältigungrest erledigt. So war sie, die gute alte Zeit.
Mit Helga vom Tellstübchen (dort wird eben nicht nur hochprozentig konsumiert sondern auch gelegentlich vielversprechend nachgedacht oder zuletzt auch dem Kabarettsternchen Wolfgang Neuss aus Charlottenburg zum 85. gedacht) hatte ich in den letzten Monaten öfters die Systemtheorie und Olle Niklas Luhmann – “die Welt ist über die Analyse von Kommunikation erschliessbar” – in der Mache. Wir nahmen uns dazu die eine oder andere Hermeneutik z.B. von Siggi Freud vor. Etwa zu gleicher Zeit hat Marco vom nerone-Blog eine schmale Anwendung – den Zettelkasten (800kb) von Daniel Lüdecke aufgetan. Daniel hat Luhmanns Zettelkasten zur Anwendung programmiert und freundlicherweise kostenlos im Netz abgelegt.
Ich habe nun beschlossen, den Versuch systemtheoretischer, digitaler Felderschliessung mit Hilfe des Zettelkastens aufzunehmen. Premiere wird aller Voraussicht nach das Buffy-Thema werden. Ob aus mir – hermeneutisch verdorben bis zum jüngsten Tag – wohl auch noch ein Systemtheoretiker werden kann? Im Zweifelsfall wird es eine Selbstbedienung im methodisch-technischen Steinbruch des Hildesheimers.
PS: (offtopic) Nun meuchelt der Klima- und CO2-Wahn der EU auch noch das Andenken an Edison einfach dahin, das Siechtum der Glühbirne ist beschlossene Sache – sachliches zu Staatsraub und EU-Warentotalitarismus gibt’s bei Zettel. Ich aber sage: Der Krug geht solange zum Brunen, bis er bricht. Nimmst Du mir Glühbirne weg, mach’ ich Athen-Exarchia!
references:
Herr Paule zum Arbeitstechnikfetisch:Wissen unter Kontrolle
kurz notiert
- Da macht die EU einmal etwas für die Bürger und sie unterschätzt natürlich das grosse virtuelle Bildungsinteresse am Geschichts- und Kulturkorpus des Kontinents:
Zuviel Traffic, EUROPEANA Website is down. - Kokskalle stellt das neue Album “Gute Sprüche” von L’Avantgarde vor, auch zum herunterladen.
- In gut zwei Stunden gibt es WordPress 2.7 auch für die WordPress.Com User. Und das alles noch vor Weihnachtsmann und Christkindl. Toll 😉
Filmfestival in Berlin
Hingehen,gucken,labern,machen: Blog 3. PornfilmfestivalBerlin 22.-26.10.2008 und hier die Festival-Homepage. Via dissi
Personalikonen
Personenkult ist mir fremd. Es gibt aber Personen, an deren Vita bestimmte zeitgeschichtliche Phänomene nachvollziehbarer werden. Und wenn Dokumente erhalten gebleiben sind,ergibt sich vielleicht auch ein aussagekräftiges personales Bild über eine künstlerische Ikonographie hinaus.
Richard Wagner möchte dem deutschen Reigen über die Avantgardistin Romy Schneider nicht folgen,leider hat er auch nur Magda Schneiders PR-Konzept von der Sissi als Alternative zur Projektion anzubieten: Sissi in Paris. Im Mai letzten Jahres war ihr 25. Todestag, dazu meine Jubiläumsgedanken. Ich gebe gerne meine Sensitivtät für das Tragische in der Welt zu.
Wolf Biermann öffnet sich nun auch endlich dem WWW, er hat seine Homepage ins Netz gestellt – oder sein Verlag hat ihn dazu genötigt / überredet. Der virtuelle Streitraum wird so um einen wackeren Streitaxtträger erweitert. Zum 70. Jahrestag im November 2006 gab es meine Hommage für den wandelbaren Künstler “Wolf Biermann ist 70″ , gut ein Jahr später kam das unseelige Havemann-Buch von Robert Havemanns Sohn ( und Radaubruder für die DDR-Dissidentenszene ) Flori Have auf den Markt – und entschwand auch sogleich wieder vom eben solchen. Übrig blieben aber einige unbeantwortete Fragen an Wolf Biermann. An den Stellen des Schweigens entzündet sich ja oft so mancher Zweifel und Zwist – das späte Gift des MfS ?
RAF-Film: Zuschauerreaktionen
Die RAF lässt die Nation einfach nicht zur Ruhe kommen – Täterfilm, Opferdemütigung, im besten Fall naive Terroristenempathie oder doch eher Täterverherrlichung? Wie der Eichinger-Streifen so beim Zuschauer ankommt,wird hier in loser Folge dokumentiert:
- Buch- und Filmrezension: Der Baader-Meinhof-Komplex
- Der Baader-Meinhof-Komplex
- Anaximander: RAF-Film floppt
- Scrutograph: Wenn das Mass voll ist – Ignes von Hülsen/Ponto, die Witwe von Jürgen Ponto , gibt ihr Bundesverdienstkreuz zurück.
- Nichtidentisches: Der Baader-Meinhof-Komplex – Dokutainment und Halbbildung
- Power of Will war zur Matinee: Mit Frau Ensslin in der Wanne
- Gideon geht erst garnicht in den Film:Der Tropic Thunder Komplex (ein Kinoabend ohne die RAF)
- Michael Buback: Buback-Sohn sieht im RAF-Drama einen Täter-Film
- Interview. mit Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek und Regisseur Uli Edel im
- Moritz Bleibtreu über die RAF nach der Premiere in Berlin.
references:
Ab heute wird zurückgefilmt
RAF Debatte 2008: Carolin Emcke
Causa Buback 2007
OFFtopic:Musikterror aus dem Ruhrgebiet
23.10.2008 Die Kassierer Bahnhof Langendreer,Bochum
An Pfingsten …
kam bekanntlich der Heilige Geist auf die Jünger Jesu herab. Nachdem vergangenes Wochenende die Piet-Kong-Fraktion des Protestantismus ihre mühselige PR-Arbeit in Bremen abgeleistet hat,sind nunmehr die vornehmlich jungen Protestanten,die sich unter dem Banner der Amtskirche versammeln möchten, zum EVA in Dresden zusammen gekommen.
Das diesjährige Motto in Dresden ist eine Frage aus dem 1. Buch Mose 4,9 :“Soll ich meines Bruders Hüter sein?” Hier gibt es sicherlich allerhand Meditationsspielraum,trotz meiner eher missmutigen Einschätzung gehe ich nicht von einem Auftrag zur GesinnungsStasi aus. Es geht bestimmt um Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Aufbau am Glaubensbruder oder der Glaubensschwester.
Während ich noch überlegte,ob ich mich zur Faht ins Büro einem erhöhten Hautkrebsisiko aussetzen kann – also Fahrrad fahre oder doch besser die BVG nehme, trällerten im ARD Vormittagsprogramm junge Frauen vom EVA besinnliche Weisen ins Mirkofon. Beim nächsten Hinschauen waren die zahlreichen Zuschauer vor der Bühne auch schon in armeschwingenden Aktionismus eingegliedert. Und das alles vor historisch wieder aufgebauter Domkulisse.
Wie notwendig eine breitere Implementierung der christlichen Sozialethik in der Ostzone ist,kann jeder Besucher zwischen Pirna, Werder bis Usedom im offenen Feld studieren. Ein in sich selbst versunkener Christ ist mir allemal lieber als ein Nazi oder fremdenfeindlicher (Ex-) Sozialist. Und nach dem Christentum kommt ja bekanntlich die Aufklärung.
Zettel widmet sich viel sachlicher und in einer allgemeineren,kulturkritischen Weise den vom Vergessen bedrohten Pfingstmythen: Was feiern wir eigentlich an Pfingsten? Nebst zwei Lesetips. Eine umfassende, sehr lesenwerte Darstellung.