1968 als Erinnerungsort – Tagung im DVPW Mai 2006
Die in Kooperation des DVPW-Arbeitskreises “Politik und Geschichte” mit dem ZZF veranstaltete Tagung “1968 als Erinnerungsort” soll die Frage diskutieren, welche Erzählungen, Bilder und Mythen von “1968” existieren, welche Akteure sie in welchen Kontexten geprägt haben bzw. prägen und inwieweit sie das historische Ereignis überlagern, reduzieren oder instrumentalisieren.
Die bisherigen Interpretationen bewegen sich bekanntlich zwischen der Auffassung, 1968 habe eine Revolution stattgefunden, und der Position, es habe sich lediglich um einen Reformimpuls gehandelt. Zu diesem Deutungsspektrum gehören ebenso das Verständnis von “1968” als der Geburtsstunde einer systemoppositionellen Bewegung und die Meinung, es habe sich im Gegensatz dazu um die bis dato ausstehende, zivile Neugründung der Demokratie gehandelt.
Das Problem der angemessenen Deutung von “1968” ist mithin ein zentraler Aspekt der politischen Geschichte dieses “mindestens ein Jahrzehnt” währenden Jahres. Da “1968” in der Forschung längst als unscharfe Formel erkannt und deshalb im Kontext der “langen” 1960er Jahre zwischen 1958 und 1974 eingeordnet wird, soll im Rahmen unserer Tagung erarbeitet werden, welche Faktoren jener Ära neben studentischer Bewegung und Protest für vergangenheits- und geschichtspolitische Deutungen von und nach 1968 relevant sind. Weitere Fragen sind: Wie hat “1968” den Blick auf frühere Phasen der Geschichte etwa die Geschichte des Nationalsozialismus verändert? Welche historischen Perspektivverschiebungen werden retrospektiv mit “1968” verbunden? Die Tagungsbeiträge werden die Fragestellungen am Beispiel von “1968 als Erinnerungsort” in Tschechien, England, Polen und Deutschland diskutieren.
Programm
Der Arbeitskreis “Politik und Geschichte” in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) lädt hiermit zu seiner in Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam konzeptionierten Tagung “1968 als Erinnerungsort” am Freitag, 19. Mai und Samstag, 20. Mai 2006 ein.
Tagungsort:
Zentrum für Zeithistorische Forschung, Am Neuen Markt 9d (Seminarraum, bitte folgen Sie der Beschilderung), 14467 Potsdam
Freitag, den 19. Mai 2006
14:30 – 14:45
Begrüßung seitens der Gastgeber durch Prof. Dr. Konrad H. Jarausch, ZZF Potsdam
14:45 – 15:00
Begrüßung durch den AK-Vorstand und thematische Einführung
Dr. Claudia Fröhlich, Freie Universität Berlin
Moderation: PD Dr. Horst-Alfred Heinrich, Stuttgart
15:00 – 16:00
Vortrag und Diskussion
Dr. des. Andrea Genest, ZZF Potsdam
Die Rezeption der Märzereignisse 1968 in der demokratischen Opposition in Polen in den siebziger und achtziger Jahren
16:00 – 16:15 Kaffeepause
16.15 – 17.15
Vortrag und Diskussion
Mgr. Zdenek Nebrensky, Karlsuniversität Prag
Zwischen Herrschaftslegitimation und Emanzipation eines Volkes: Die 1968er Jahre im tschechischsprachigen historiographischen Diskurs
17.15 – 18.15
Vortrag und Diskussion
Dr. Steffen Bruendel, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld/Hertie-Stiftung Frankfurt am Main
1968 in England – ein vergessener Erinnerungsort?
Pause
19.00 – 20.30
Abendvortrag und Diskussion (Moderation: Dr. Michael Kohlstruck, TU Berlin)
Dr. Jürgen Danyel, ZZF Potsdam
Dutschke in Prag – Dubcek in Rom. Die Erinnerung an 1968 in transnationaler Perspektive
ab 20.30 Gelegenheit zum gemeinsamen Abendessen
Samstag, 20. Mai 2006
Moderation: Dr. Claudia Fröhlich, Berlin
10.00 – 11.00
Vortrag und Diskussion
Andreas Pettenkofer, Institut für Soziologie, Georg-August-Universität Göttingen
Die Nostalgie der Revolte. “1968” im Gedächtnis der Protestbewegungen der 70er Jahre
11.00 – 12.00
Vortrag und Diskussion
Dr. des. Marcus M. Payk, ZZF Potsdam
“1968” als intellektueller Impulsgeber für den westdeutschen Konservatismus der 1970er Jahre
12.00 – 12.15 Pause
12.15 – 13.15
Vortrag und Diskussion
Alexandra Oeser, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales et Ecole Normale supérieure, Paris
“1968”er Lehrer: gibt es sie? Wer sind sie? Was wollen sie? “1968” als kollektiver Referenzrahmen für die Vermittlung des Nationalsozialismus im Unterricht. Eine Hamburger Fallstudie
Ende der Tagung gegen 13.15
Im Anschluss an die Tagung findet eine Arbeitskreissitzung statt, zu der alle Interessierte herzlich eingeladen sind.
Wir würden uns über ein großes Interesse an der Tagung freuen. Um das Treffen vorbereiten zu können, bitten wir alle, die daran teilnehmen wollen, sich per E-Mail bei Dr. Claudia Fröhlich, Berlin, anzumelden (polhist5@zedat.fu-berlin.de
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