Raumzeit

et Philolog

Archive for the ‘Afrika’ Category

EU,Europa und die Hoffnung

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Im 60. Jahr der EG/EU wird gefeiert und minimalistisch deklariert. Die Römischen Veträge waren bekannter Weise ein staatspolitisch notwendiges Projekt vor allen Dingen für Frankreich und Deutschland im Kalten Krieg. Es wurde ein gemeinsamer politischer Bund gegen die UdSSR geschlossen. Ökonomisch wurde die Verteilung von Montanindustrie und Nukleartechnologie zuverlässig geregelt. Und für ein Frankreich unter De Gaulle war die junge BRD nicht solitär an die USA angebunden.
Nach dem Zerfall des Warschauer Pakts und dem Zusammneschluss der beiden deutschen Staaten rückten juristische und ökonomische Fragen in den Fokus der EU. In einer multipolaren,globalisierten Welt wollten die nördlichen, reichen Staaten die EU als Globalplayer am Weltmarkt platzieren. Die gemeinsame Währung war dafür ein vordringliches Ziel. Die Maastricht-Kriterien wurden als nationale Hausaufgabe zur Pflicht – weithin bekannt ist das Staatsverschuldungslimit bei 3% des BIP. Inwieweit hier Segnungen für breite Bevölkerungsschichten möglich sein können,wurde den gewählten Nationalführungen überlassen – eine getrübte Tendenz der Wohlstandsverteilung von oben nach unten war allerdings zu verzeichnen.
Seit den letzten Jahren gibt es vielerlei Verunsicherung für die Freunde der EU. Die Austrittsposse Großbritanniens ist nur die Spitze des Eisbergs. Rechtspopulisten versuchen mit EU-Feindlichkeit und Hetze gegen Flüchtlinge das EU-Projekt zu annulieren. Die nationalistischen Bewegungen bekommen Zulauf, in Polen und Ungarn sind sie an der Macht.

Es wird versucht, die EU als Wertegemeinschaft zur  Garantierung von Liberalität, Freizügigkeit und  Menschenrechten zu fassen. Andere monieren völlig zu Recht die Abschottung der Festung Europa vor den systematisch Benachteiligten aus Afrika, dem Mittleren Osten und Asien.
Grundlegend ist für mich die Überlegung,ob und wie eine republikanische Föderation der EU-Staaten möglich werden kann. Wenn man die Handlungen der EU vor diesem Hintergrund anschaut, ist der Umgang mit der EU-Aussengrenze in den letzte Jahren immer mehr diskussionswürdig und selbst Angela Merkel musste sich zu mehr maritimen Engangement ihrer Flotte im Mittelmeer durchringen. Wer das EU-Projekt nur als Imperialismus begreift, nimmt dem Projekt die Nebenchancen. Nicht nur Erasmusstudenten oder Schüleraustauschfreunde können die ideellen Vorteile einer offenen EU bestens beschreiben. Bei der Wohlstandsverteilung wäre noch viel zu tun. Man muss nicht beim Nord-Süd-Gefälle anfangen,in der BRD sind immer noch zu viele Menschen ökonomisch, sozial und kulturell abgehängt – Stichwort Hartz IV.

Wenn heute institutionelle Föderalisten und EU-Idealisten auf die Strassen Europas gehen, um den Miesepetern etwas entgegen zu setzen, dann ist das eine erfreuliche Entwicklung. Nicht mehr und auch nicht weniger.

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March 26, 2017 at 3:41 pm

Konzerttip Zuerich

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Heute  Abend gibt es ja bekanntlich wieder “Pommes in the wind” in der Max Schmeling Halle in Berlin,  Bob Dylan spielt dort wieder auf (SET LIST). In  zwei Wochen wäre ich gerne in Zürich, dort werden Toots & The Maytals, Urgesteine des  Roots Reggae & Soul, ihr einziges Konzert in der Schweiz  geben.

Ich höre ihre Platten aus den Sechzigern heute immer noch gerne – und ich habe keine Ahnung, wie die in 2009 herüberkommen, zu Herrn Sturm kann ich auch nichts sagen. Hoffentlich wird es nicht so unsagbar scheisse wie  bei Dollar Brand aka Abdullah Ibrahim vor ein paar Jahren, das war nämlich nur noch nerviges afrikanisches Worldmusic-Geklimper, die kompositorische Stärke des Künstlers  wurde im Big-Band Sound zum akustischen Rohrkrepierer und ich  gehe zu ihm nur noch hin, wenn er alleine am Piano spielt.

maytals-zuerich-2009Hier die Eventdaten

Toots, vocals & band 

Sebastian Sturm, vocals & Jin Jin Band

im Rahmen des 20. Afro-Pfingsten-Festivals

Mi  15.04.2009

20.00 Uhr

Volkshaus Zürich

Stauffacherstrasse 60
8004 Zürich
Switzerland
Tel: +41 44 241 64 04

references:
Toots and The Maytals and Sebastian Sturm

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April 1, 2009 at 4:25 pm

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Ich höre dauernd nur Amok

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Durchgeknallte Pickelfressen aus Schwaben sorgen für nationales Gruseln und den Ruf nach dem umfassenden, sekuritären Staat.
Zur Abwechslung eine wirklich traurige Nachricht aus Hamburg:

NEWSLETTER Hamburger Edition und Zeitschrift »Mittelweg 36«
Hamburg, im März 2009
Liebe Abonnentinnen, liebe Abonnenten,
wir, die Mitarbeiter der Hamburger Edition, trauern um Alison Des Forges. Die Ruanda-Expertin und Autorin der Hamburger Edition kam am 12. Februar bei einem Flugzeugabsturz in Buffalo ums Leben.

Jetzt werde ich wieder monatelang kein Flugzeug betreten.

Alison, R.I.P.

references:
Sachdienliches zur Causa Tim K. wie immer bei Zettel

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March 13, 2009 at 6:45 pm

Mumbai,Bombay,Mumbai. Städtenamen.

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Nach den verheerenden Anschlägen in Mumbai, deren antisemitischer Charakter durch die Folterungen und Ermordungen der Bewohner des jüdischen Zentrums unzweifelhaft in das Relief der islamistischen Geschichtsschreibung Asiens gemeisselt wurde, kam durch dieses Massaker auch bei dem letzten Hinterweltler die Umbenennung der Stadt Bombay in Mumbai an – ein zu hoher Preis für Allgemeinbildung,wie mir scheint.

Einige interessante Überlegungen zur “neuen”  Namensgebung der indischen Metropole sind bei Gedankensolo abgelegt. Mumbai ist der vorkoloniale Name dieser Stadt gewesen,wir haben es also mit einer Rückbenennung zu tun, Ich habe zwei Haltungen zur Namensgebung der Stadt aus dem Netz gefischt. Bei Wikipedia.de wird der Sachverhalt so beschrieben:

Der Name der Stadt

Seit Beginn der Kolonialisierung Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt als Bombay bekannt. Der Name Bombay leitet sich von der portugiesischen Bezeichnung „Bom Bahia“ (Gute Bucht) und der späteren Abwandlung „Bombaim“ her.[3] Der Name Mumbai wird angeblich von der örtlichen Bevölkerung schon genauso lange verwendet und der regionalen Hindu-Göttin Mumbadevi zugeschrieben. Am 4. Mai 1995 beschloss die Regierung Maharashtras, dessen Hauptstadt Bombay seit der Gründung des Bundesstaates am 1. Mai 1960 ist, die Umbenennung der Stadt in Mumbai. Die Namensänderung wurde vom indischen Parlament 1997 bestätigt. Inder verschiedener Muttersprachen in Mumbai, die oft ohnehin auf Englisch kommunizieren, verwenden Mumbai und Bombay nebeneinander. Auch öffentliche Einrichtungen wie etwa die Börse, der Gerichtshof und die technische Eliteuniversität IIT tragen weiterhin Bombay in ihrem Namen.[4]

Auf der offiziellen Homepage der Stadt ist heute folgendes Selbstverständnis zur Namensgeschichte Mumbais abgelegt:

The Municipal Corporation of Greater Mumbai

Mumbai has lived up to the reputation for which it was established. It is a city built by the residents of the city. Mumbai is more than a cosmopolitan made of concrete buildings.
Mumbai was given by Portuguese as dowry to Charles II of England when he married Catherine. The group of seven islands was leased to the East India Company who offered freedom of business and religion to persons who came and settled here. Initially a few Parsis and Gujarati came but soon a sizeable population began to thrive here.
This was way back in the 17th century. Today also Mumbai is a city of migrants. People from all over the country have come and settled here. This gives the society of Mumbai a multi-lingual and multi-cultural colour.
In the 18th century Mumbai grew rapidly and it also became one of the leading centers for the activists in the freedom struggle. Britishers played their role by shifting the presidency from Surat to Bombay, the former name of Mumbai. Also, the first railway line on which train moved was laid between Bombay and Thane.
Bombay played a formative role in shaping the freedom struggle. It hosted the first Indian National Congress and was also a venue for the declaration of ‘Quit India’ by Gandhiji. Today Mumbai is the capital of Maharashtra. Bombay was re-named as Mumbai in 1996.
Skyline It is a city which never sleeps, its streets are never empty. The factories and mills of operate day and night to meet the growing demands, their efforts has made Mumbai the commercial capital of India.
The marvelous natural port of Mumbai is fit for handling an ever expanding world trade. The city situated on the edge of Arabian sea has some thing or other to offer to everybody but one has to struggle to achieve that and one who is left behind parishes in the race of life in Mumbai with no one to care for.
For decades the city has attracted migrants who come here to earn bread, many fail and those who survive are absorbed in the pace of Mumbai.

Mir scheint,die Offiziellen in Mumbai haben kein grosses Problem damit,die Kolonialgeschichte ihrer Stadt als historische Faktensammlung hinzunehmen und das Beste daraus zu machen.

Berlin ist ja dankenswerter Weise nicht in Germania umbenannt worden.  Props an die Alliierten der Anti-Hiltler Koalition!!!

Auch die realsozialistischen Seitenhiebe der DDR-SED – sie nannte Berlin ja ganz offiziell “Hauptstsadt der DDR” – ein Namens- und Ortsrecht, das den Westdeutschen von 1947 bis 1990 verwehrt blieb – mit ihrer Hauptstadtnamensgebung führten nicht zu einer Namensdebatte: Berlin blieb Berlin. Ganz anders war die Situation für Strassen- und Plätzenamen im Ostteil der Frontstadt, hier wurde in extremer Weise umbenannt. Die Erinnerungskultur der SED sollte sichtbar aus den Stadtplänen der Nachwendezeit verbannt werden. Berliner  Stadtpläne aus der Zeit der DDR haben seitdem historischen Wert, vergleichbar mit Seekarten aus dem 16. Jahrhundert. Wie es um die Strassennamensgebungen in anderen ex-DDR-Metropolen bestellt ist,weiss ich leider nicht.

Ein deutsches postkoloniales Überbleibsel in der Strassennamensgebung Berlins gibt es allerdings noch. Es reicht thematisch in die Kaiserzeiten Wilhelms zurück. Die Kolonisierungen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) und Deutsch-Ostafrika (Tansania) finden sich bis heute in Strassennamen wieder, im “Afrikanischen Viertel” im Wedding ist z.B. eine Strasse nach dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz benannt, der die vertraglichen Vorarbeiten (Lüderitzbucht) zur Erschliessung Afrikas (des heutigen Namibias) für die kolonialen Interessen Wilhelms mit leistete – böse Zungen behaupten, er habe dem Häuptling der Nama den Landstrich für ‘nen Appel und ‘nen Ei ( 100 Pfund in Gold und 200 Gewehre ) abgeluchst. Nach ihm ist im Wedding bis heute eine Strasse benannt.

Für den Völkermord an den Hereros hat sich die “Rote Heidi” vor einiger Zeit als Bundesministerin entschuldigt, Knete gibt es aber wegen des Völkerrechts trotzdem keine.

Und morgen kommt der Weihnachtsmann: Alle sollten schön brav die Stiefel herausstellen.

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December 5, 2008 at 12:15 pm

kurz notiert

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  1. Ende Oktober 2008 ist der Guerilla-Journalist Studs Terkel gestorben,einen Nachruf gibt es hier + hier und hier etwas Presseecho. R.I.P.
  2. Wenn Homos ideologisch in Sippenhaft genommen werden,kommt nur Stuss dabei heraus.Adrian hat sich das Thema aus aktuellem Anlass von Migrantengewalt gegen Homos genauer vorgenommen.
  3. Die Versetzung des Israelkritkers Ludwig W. sorgt für späten Protest: Aufstand in der Reha-Klinik
  4. In Sachen Überwachungsstaat sind die britischen Sozialdemokraten (New Labour) ganz vorne dabei,mehr Infos gibt es bei Jan Filter.
  5. Die FREE KAREEM!-Kundgebung an der ägyptischen Botschaft Berlin für den immer noch inhaftierten Blogger ist bei FDOG mit Videomaterial unterlegt, Die weltweiten Unterstützungskampagnen sind bei FREEKAREEM.ORG gelistet.
  6. Wolf Biermann hat gestern endlich sein Diplom für das Fach Philosophie von der HU-Berlin erhalten,obendrauf gab es auch noch einen Dr.h.c..  Biermann war von 1955 bis 1957  im Fach Politische Ökonomie eingeschrieben und von 1959 bis 1963 in Philosophie und Mathematik,dann wurde er der SED zu unbequem,ihm blieben die Gitarre,seine Stimme und seine Freunde. (#)
  7. Egotronicparties sind aus unterschiedlichen Gründen interessant,man trifft sich eben dort und das Thema Marktwirtschaft vs. Raubkopieren (#) kam schon im Vorfeld  zu seinem Stellenwert.

Termine:

  • Der Gedenkmarsch zur Reichspogromnacht 1938 durch Berlin-Moabit am Sonntag, 09. November 2008 ab 14 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße/Jagowstrasse – nach der Kundgebung geht es wieder zur Putlitzbrücke am S-Westhafen. Ein Nationalliberaler meinte zu mir, “dieser Schuldkult gehe ihm auf die Nerven”,ich habe ihn zur NPD zum sich weiter ausheulen geschickt. Folge:meiner Intoleranz ist wohl ein Gesprächspartner weniger in der Frontstadt. Kurzum:Umfeldverkleinerung,denn “small is beautful”. Broder mag den dt. Betroffenheitskult nicht mehr ertragen. Gideons Gedanken: Nie wieder 9.November 1938!!! Und überhaupt,die eigentlichen Juden des 21. Jahrhunderts sind ja wohl die Anthroposophen. Moabit Demo-UPDATE: Dämlicher Zivibulle von Antifa verkloppt – Berichterstattungsvarianten  I II .
  • Am Sonnabend  15.11.08 / ~21:00  gibt es wieder einen polnischen Abend im Club49 in der Ohlauer-31 mit Helga.

Lesestoff
Lily E. Kay: Das Buch des Lebens, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1746,Frankfurt a.M. 2005
– Das Libertäre Manifest von Stefan Blankertz kann online via Freiheitsfabrik gelesen/herunter geladen werden.

Iran und der europäische Westen

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Ich weiss, dieser Wahnsinn mit den Mullahs wird schon fast langweilig:

  1. Ende September begeht die weltweite Fangemeinde des iranischen Mullahregimes seit 1979 den Jerusalemtag – in iranfreundlichen Kreisen auch ganz autochthon  als Al-Quds-Tag bekannt. Hauptforderung der Chomeinifreunde ist die Befreiung Jerusalems/des Nahen Osten von Juden und Christen. Auch Berlin bleibt von diesem “Feiertag” nicht verschont, am 27. September marschiert die antisemitische Internationale wieder durch Berlin-Charlottenburg. Das bleibt natürlich nicht ohne Widerspruch, eine Gegenkundgebung ist auf dem Breitscheidtplatz anberaumt.  Ein Bündnis mit  – man höre und staune – der Abgeordneten Evrim Baba von DIE LINKE im Abgeordnetenhaus Berlins.:In dieser Partei scheint es einige Menchen zu geben,die doch noch alle Tassen im Schrank haben.  Aber keine Angst, zu einem massenhaften Ausstand wie in Köln letztes Wochenende wird es in Berlin nicht kommen, der hiesige Antifaschismus hat enge Grenzen. Hier wie im Rest der Republik gedenkt man lieber der schon getöteten 6 Millionen Juden, der nächste Holocaust an Israelis wird dann sicherlich auch irgendwie von den Aufarbeitungsweltmeistern national bearbeitet. Bis dahin kriecht man den Mullahs gerne ganz tief in deren Rektum, wie es der Rest der EU halt auch gerne tut, das gehört zur doppelbödigen Staatsräson wohl dazu: Man ist verantwortlich solidarisch mit Israel und pflegt den kritischen Dialog mit seinen zukünftigen Vernichtern in Teheran. Gaaanz toll!
    27. September 2008 ab 13.00 Uhr auf dem Berliner Breitscheidplatz – AUFRUF

    Am gleichen Tag findet in Greiz eine Nazikundgebung statt. Unter dem Motto “
    Mehr Förderung für unsere Deutschen Kinder“ wird eine Mahnwache der NPD gegenüber der Greizer Asylbewerber -unterkunft  am Fußgängertunnel abgehalten.  Ein Schelm,der etwas böses dabei denkt. Die AFA-Greiz ruft zu Gegenaktivitäten auf.
  2. Bei seiner Rede an der New Yorker Columbia Uni hat der iranische Ministerpräsident kürzlich das Vorhandensein von Homosexuellen im Iran kategorisch abgestritten – und die dekonstruktivistische Gender- und Cultural Studies-Fraktion pflichtet ihm schon seit Jahren in dieser Leugnung bei,weil Homosexualität angeblich ein rein westlicher Export in den angeblich homofreien Rest der Welt darstellt. Ein Quäntchen Wahrheit steckt schon in Achmadinedschads Behauptung: Homos, die sich im Iran als solche outen oder geoutet werden, leben tatsächlich nicht lange, denn sie müssen mit der Todesstrafe am Galgen rechnen. Da muten die Emanzipationsforderungen der westlichen Homos schon fast luxuriös an. Nun hat sich Farhang –  ein homosexueller Blogger aus dem vorgeblich homofreien Teheran gemeldet. Er beschreibt die aktuelle Lage in der islamischen Republik: “We don’t exist!” – An Interview with Farhang, Gay Blogger and Activist from Tehran. (LINKTIPP)
    Warum erinnern mich diese Darstellungen nur immer an die 50/60ger Jahre im piefigen Westen des vorigen Jahrhunderts – kurz nach Rosa Winkel,Totschuften und Gaskammer?  Bis auf Auspeitschen und Hängen von Staatswegen –  in Familien war man damals auch im Westen  nicht so zimperlich mit den abtrünnig orientierten Familienteilen – waren das damals ähnliche gesellschaftliche Wellen der Ignoranz und Feindseligkeit.
    Den ganzen aktuellen Rest könnt ihr dann bei den Kollegen von GayWest nachlesen. Sie haben immer wieder Einwände gegen allzu optimistische Abwiegler, die den Westen – bei zugegegeben Fortschritten –  heute schon als von Homophobie und Diskriminierung freien Raum mit Absolution belegen wollen.
    Darauf ein beherztes “Stößchen” 😉

references:
1973:Als Chomeini den heiligen Krieg gegen Israel ausrief
Matthias Küntzel: Adolf Ahmadinejad vor den UN
Denounce Iran UN Speech
Neue Übersetzungsprobleme ?
Achmadinedschad vor der UNO-Vollversammlung

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September 25, 2008 at 12:08 am

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  1. Fast vergessen: Meine Reisen durch Nordafrika sind ohne diese Künstlerin nicht denkbar. Die Musik von Sapho, damals noch durch den Walkman. Mehr Infos auf ihrer Homepage.
  2. Aufklärung: Was geschah wirklich in Georgien?  Teil  I, II ,
  3. Letztes konservatives Aufgebot: Krawallschachtel Gloria “früher machte ich in Haarspray” und Kardinal “ich war nicht immer Mönch”  Meissner

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September 15, 2008 at 8:52 pm

Afrika und Filmfestivals

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Afrika wird selten hilfreich von Popstars thematisiert,George Clooney hat sich in den letzten Jahren um die unhaltbare Situation in Darfur gekümmert und von Sir Bob Geldoffs globalen Afrikafestivals kann man halten,was man will.Auch Madonna hat mit ihrem neuen Film Afrika wieder in den Focus der Öffentlichkeit gebracht.Es ist ja nicht so,dass dieser Kontinent keine Anlässe zur Befassung böte. Der Völkermord in Darfur,der sozialistische Populist Mugabe in Harare und kürzlich die Bootsentführungen an der Küste Somalias bieten immer wieder Einsprengsel in der aktuellen Tagesberichterstattung. Zwei Filmfestivals gaben dem Thema Afrika einen Raum: Das Sahara Filmfestival in Dejla und das TRIBECA-Filmfestival in New York. Madonna stellt ihre Malawi-DokuI am because we are” dem internationalen Publikum vor und Javier Bardem schlägt auf dem diesjährigen Sahara Filmfestival ebenfalls ein Brücke zum angeblich vergessenen Kontinent. Das Saharafestival 2008 [V Festival Internacional de Cine del Sahara] ist in drei Sektionen untergliedert:

  • FISAHARA (Sahara International Film Festival)
  • Creation of a network of video shops, one in each of the camps
  • Workshops and audiovisual training courses

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April 27, 2008 at 1:51 pm

Völkermord in Ruanda und die Literaten

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sartre rde65 sartre 181Bärfuss 100 Tage

Sartre hat sich zwangsweise kurz nach dem 2. Weltkrieg mit der Frage befasst,was ist Literatur? [Qu’est ce que la littérature? (1947)].In den späten 50igern wurde sein Text in der rde-Reihe [rde#65] von Ernesto Grassi bei Rowohlt herausgebracht,erst seit den 80igern gibt es eine Neuauflage in der Übersetzung von Traugott König,die um die Fussnoten und Anmerkungen ergänzt wurde – erst mit diesen Zufügungen wird der Streitraum genauer deutlich,in dem sich Sartre mit seinen Essays Ende der vierziger Jahre bewegte. Die politische Erbauungsliteratur der 60/70iger Jahre war ein Versuchsmoment der Aufnahme von Sartres Einmischungs-Verdikt. Gonzo fasst in seinem Leserkommentar die damalige Diskurs-Situation trefflich auf amazon so zusammen:

In seiner Zeitschrift “Temps Modernes” trat Sartre in mehreren Artikeln für eine engagierte Literatur ein, was ihm einige polemische Kritik im Stile von “Dann treten Sie doch der Kommunistischen Partei bei” einbrachte. Als Erwiderung darauf verfaßte er 1947 den Essay “Was ist Literatur?” In den Kapiteln “Was ist Schreiben?”, “Warum schreiben?”, “Für wen schreibt man?” und “Situation des Autors 1947” gibt versucht er eine Definition von Literatur, die erklären soll, warum Prosa (aber weder Lyrik noch andere Kunstformen wie Malerei und Musik) engagiert sein muß. Die Forderung nach einer “zeitgenössischen” Literatur von einem der einflußreichsten Denker des 20. Jahrhunderts hatte erheblichen Einfluß auf die Nachwelt, beispielsweise die Literatur der 60er Jahre. Einfach zu lesen ist der Text sicher nicht, aber die Lektüre lohnt sich für alle Literaturinteressierten und ist quasi Pflicht für Studenten. Diese Ausgabe enthält zudem nützliche Literaturhinweise und erklärende Fußnoten.

BärfussSartres Verdikt,Prosa muss engagiert sein,erfährt eine Neuauflage an einem negresquen Stoff,der vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit in der ersten Hälfte der neunziger Jahre stattfand: Der Genozid der Hutus an den Tutsis in Ruanda – UNO,Medien und Wissenschaft waren nur Zuschauer dieser grausamen Charade. Nun hat sich Lukas Bärfuss dieser Thematik literarisch in seinem Roman “Hundert Tage” angenommen. Das Buch wird vom Wallstein-Verlag in Göttingen wie folgt beworben:

Die Geschichte eines moralischen Irrtums, der in Ruanda eines der größten Verbrechen des Jahrhunderts ermöglichte. Der Roman zweier Menschen, die im Chaos ihrer Zeit um ihre Unschuld kämpfen. Ruanda, April 1994, in Kigali wütet der Mob. David, Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe, hat das Flugzeug, mit dem die letzten Ausländer evakuiert wurden, abfliegen lassen. Er versteckt sich hundert Tage in seinem Haus, vom Gärtner mit Nahrung versorgt und mit Informationen über Agathe, Tochter eines Ministerialbeamten, die der Grund für sein Bleiben ist. Die vergangenen vier Jahre ihrer Liebe ziehen ihm durch den Kopf, die Zeit, die er als Entwicklungshelfer in Kigali verbrachte. Millionen wurden in ein totalitäres Regime gepumpt, das schließlich, als es die Macht an eine Rebellenarmee zu verlieren drohte, einen Genozid organisierte. Auch David wurde zum Komplizen der Schlächter, und als die Aufständischen Kigali einnehmen, flieht er mit den Völkermördern über die Grenze. Dort findet er in einem Flüchtlingslager Agathe wieder, aber es ist nicht die Frau, die er einmal liebte. (via perlentaucher)

David Signer hat in der WELTWOCHE seine erhellende Rezension “Wenn Schweizer Afrika retten wollen” zu Lukas Bärfuss stofflichem Motivierungsprozess veröffentlicht. Er schreibt:

Letzten Herbst meldete sich Theaterautor Lukas Bärfuss unter dem Titel «Warum schweigen die Schweizer Schriftsteller?» im Tages-Anzeiger zu Wort. Er beklagte das Verstummen der Intellektuellen im Land angesichts eines Wahlkampfs, der die britische Zeitung The Independent zur Schlagzeile «Switzerland: Europe’s heart of darkness?» inspiriert hatte. Bärfuss fragte sich, wo die kritische, engagierte Literatur geblieben sei. Es gehe nicht darum, zu den untauglichen, pfeiferauchenden Vorbildern der Vätergeneration zurückzukehren, aber diese Abwendung dürfe auch nicht einfach zum Schweigen verführen. Bärfuss’ ziemlich wirrer Artikel trat eine kleine Debatte los, und dann widmeten sich die heimischen Schriftsteller wieder ihrer kleinen, vertrauten Welt.

Martin Halter fasst das Anliegen von Bärfuss in folgende Begriffe: Die Schweiz schwimmt in den Blutbädern, die andere anrichten. Kehrt der politische Roman zurück, und gar in die Schweiz? Dafür spricht der aufwühlende Roman von Lukas Bärfuss über den Völkermord in Ruanda.

Grundsätzlich verfolgt der Roman zoomartig die Ethik von schweizer Entwicklungshelfern mit all ihrem tugendhaften Ballast in Zentralafrika. Die Ethik entpuppt sich als funktionales Rädchen im Räderwerk des Völkermordplanes in Ruanda . Alle Organe – denen der wohlmeinende Beobachter diese Funktion nie zugetraut hätte – haben prospektiv wie auch in der Rückschau völlig versagt. Dieses Versagen wurde aber nicht in eine Änderung der Praxis umgesetzt – Irren ist menschlich- stattdessen wurde lieber das Mäntelchen des Schweigens/der Ahnungslosigkeit über die Causa gelegt. Eine PR-taugliche Änderung der Sprache sollte ausreichen,um Entwicklungshilfe so weiter zu machen wie bisher.

Nun sind 800 000 tote Tutsis kein Pappenstiel und die Entwicklungshelfer nur ein verantwortlicher Teilbereich,das Abgeben von Verantwortung an grössere Institutionen – z.B. die UNO – liegt nahe. Aber die Infrastruktur für das Gemetzel wurde von Entwicklungshelfern aufgebaut, es wurden Wäldchen gepflanzt, Brunnen gesetzt,Telefonleitungen gelegt und Strassen gebaut. Strassen,auf denen die Lastwagen der Mörderbanden von Ort zu Ort fuhren,um mit Macheten (wer hat die eigentlich bezahlt?) den geplanten Genozid umzusetzen.Bei kritischer Selbstreflexion müsste den Entwicklungshelfern ihr Gutmenschentum förmlich im Halse stecken geblieben sein.Tat es aber nicht. Bärfuss klagt diese Heuchelei in seinem Buch an. Wenn aber die Dabeigewesenen sich so unwissend und unschuldig wähnen,wie soll die schreibende Zunft mit der Seismik ausgestattet sein,solche Misstände anzuprangern? Das wäre ganz einfach: Anspruch und Wirklichkeit sollten einem kritischen Vergleich unterzogen werden,alles ander wäre Fatalismus,Schicksalsglaube.Dann schweigt auch die schreibende Zunft lieber.

Zugegeben,der Vorwurf von Bärfuss kommt mit einer unverschämten Verallgemeinerung daher,die schwer verdaulich ist. Er wird auf dem Literaturblog von Emil Zopfi wie folgt beantwortet:

«Warum schweigen die Schweizer Schriftsteller?» Die Antwort ist einfach: Gebt uns Raum in der Zeitung und wir schreiben. Oder lest unsere Bücher.

Hier beisst sich die Katze in den Schwanz,am unsicheren Broterwerb lag es wohl nicht – eher fehlte doch die Idee vom eigentlichen skandalon – da nehme ich mich selbst garnicht aus. Und Lukas Bärfuss zeigt,dass es anders gehen kann,wenn auch erst 14 Jahre nach dem Skandal.”Besser spät als nie”,pflegte meine verblichene Grossmama immer zu sagen.

Aktuelle Veranstaltungen zu diesem Buch:
Buchpräsentation mit Lukas Bärfuss Anschließend Gespräch mit dem Ethnologe Jürg Helbing
Termin: 17.4.2008 um 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: Literaturhaus, Zürich
SPRACHform präsentiert: Lukas Bärfuss stellt «Hundert Tage» vor Der Dramatiker liest aus seinem ersten Roman. Moderation und Gespräch: Werner Morlang.
Termin: 19.04.2008 um 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: Schlachthaus Theater, Bern
Lesung
Termin: 2.5.2008 bis 4.5.2008
Veranstaltungsort: Solothurner Literaturtage, Solothurn
Lesung
Termin: 4.7.2008 bis 6.7.2008
Veranstaltungsort: 13. Literaturfestival Leukerbad, Leukerbad

references:
Das ungebrochene Interesse am Buch
Entwicklungshilfemythen

Mathias Kuentzel

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Als ich in 2002 die Broschüre “Djihad und Judenhaß – Über den neuen antisemitischen Krieg” aus dem ca-ira-Verlag das erste Mal las, war ich beschämt über meine politischen Fehlschlüsse, die mich jahrelang die Welt in Unterdrücker und Unterdrückte aufteilen liessen. Kurzum, ein antiimperiales Weltbild leitete meine Einschätzungen über globale Konflikte. Erste grobe Zweifel an diesen Einschätzungen überkamen mich im Herbst 2001 nach den Attentaten auf das WTC, etc. .. und die Reaktionen der “avantgardistischen”, linken Publizistik, die den antiimperialistischen modus vivendi an 9/11 in aller Konsequenz bis hin zur Verschwörungstheorie durchexerziert und die diesen Ungeist bis heute beibehalten hat. Ein Blick in irgendeine Ausgabe der jungen-welt illustriert diese Tendenz tagtäglich aufs Neue. Die Adepten der “Kritischen Theorie”, die sog. Adorniten, grenzten sich von dieser ideologischen Linie der revolutionären-radikalen Linken eindeutig ab.

küntzel djihad dt.Geradezu wohltuend ist der Text des Politologen und Publizisten Mathias Küntzel, der anhand historischer Linien des 20. Jahrhunderts den Djihadismus und den Judenhass aufrollt, ein Blick in das Inhaltsverzeichnis verdeutlicht die thematische Argumentationlinie des Autors:

  • I. Die Muslimbrüder und der Palästinakonflikt
    • Islamistische Avantgarde
    • Von der “Kunst des Todes”
    • Antideutscher Boykott
    • Antijüdischer Djihad
    • Die Muslimbrüder, der Mufti und der NS
    • Nashashibis gegen Husseinis
    • Die Heimstätte des NS
    • Krieg gegen Israel
  • II. Ägyptischer Islamismus von Nasser bis zur Gegenwart
    • Die Demütigung
    • Genosse Bruder Nasser
    • Islamismus unter Sadat
    • Einheit und Unterwerfung
    • Sayyid Qutb
    • Djihad gegen die Muslime
    • Islamisierung unter Mubarak
  • III. Der Djihad der Hamas
    • Islamistischer Terror im Gaza-Streifen
    • Die Charta der Hamas
    • El-Husseini und Arafat
    • Massenmord als Strategie
  • IV. Der 11. September und Israel
    • Bin Laden und die Muslimbrüder
    • Haß auf Amerika
    • Das antisemitische Fanal
  • Epilog: Der Mufti und die Deutschen

Insbesondere die Schnittmengen des islamischen Nationalismus (Muslimbrotherhood Egypt, Nasser), des palästinensischen Nationalismus unter Arafat und der Hamas mit der NS-Ideologie werden herausgearbeitet und so wird die ambivalente Haltung heutiger Nationalsozialisten zum Islamismus und Djihad als antiamerikanische und antisemitische Identifikationsfigur gegen die USA und Israel deutlicher. Aber auch die ideologische Querfrontstrategie von links nach rechts, die im Antiimperialismus zusammen findet, erhellt sich über diese historische Verbrüderungslinie in ihrem völkischen, militant antisemitschen Denken.

kuentzel jihad englishNun hat der US-Amerikanische TELOS-Verlag den in die englische Sprache übertragenen Text von Küntzel in sein Programm mit aufgenommen und die publizistische Aufmerksamkeit der Verleger wurde auf den Londoner Buchtagen in diesem Jahr belohnt, der Titel “Jihad and Jew-Hatred: Islamism, Nazism and the Roots of 9/11 (hardcover)” wurde mit einem Preis ausgezeichnet:

2007 LONDON BOOK FESTIVAL WINNERS The 2007 London Book Festival has named Matthias Kuntzel’s “Jihad and Jew-Hatred: Islamism, Nazism and the Roots of 9/11” as the grand prize winner of its annual competition honoring books worthy of greater attention from the international publishing community. Kuntzel’s work, released through New York-based Telos Press Publishing, traces the alleged impact of European fascism on the Arab and Islamic world, drawing parallels between ancient prejudice and modern radicalism. Now translated to English and updated from its German publication in 2002, Kuntzel’s examination of the roots of the current strife between cultures and religions and its impact on world affairs has earned him the festival’s grand prize of $1500 and a flight to London or Los Angeles.

Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis der englischen Edition ergibt eine weitestgehende thematische Identität mit der dt. Ausgabe:

Table of Contents
Foreword, by Prof. Jeffrey Herf
Preface
Introduction

1. The Muslim Brotherhood and Palestine

The Islamist Vanguard
On the “Art of Death”
Anti-German Boycott
Anti-Jewish Jihad
The Muslim Brothers, the Mufti and the Nazis
The Mufti’s Antisemitism
Nashashibis versus Husseinis
The Sanctuary of National Socialism
War against Israel

2. Egyptian Islamism from Nasser to the present day

The Humiliation
Comrade Brother Nasser
Islamism under Sadat
Unity and Submission
Sayyid Qutb
Jihad against the Muslims
Islamization under Mubarak

3. The Jihad of Hamas

Islamist terror in Gaza
The Hamas Charter
El-Husseini and Arafat
Mass Murder as Strategy

4. September 11 and Israel

Bin Laden and the Muslim Brothers
Hatred of America
The Antisemitic Signal
New Alliances

Epilogue: “…the Beginning of Complicity.”

Mathias Küntzel, herzliche Glückwunsche nun auch zur internationalen Anerkennung 😉

references:
Herzlichen Glückwunsch, Matthias Küntzel!

Extremismus und Freiheit – Abdelwahab Meddeb

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Europa und Islam Abdelwahab MeddebM. Abdelwahab Meddeb (* 1946 in Tunis) , ist ein französischer Autor, Literaturwissenschaftler (Europe/Islam, Francophonies) und muslimischer Islamkritiker tunesischer Herkunft.

Er lebt und forscht in Paris-Nanterre. Sein 2006 in Frankreich veröffentlichtes Buch “Contre-prêches. Chroniques” eröffnete in Frankreich eine Streitdebatte über den Islam, nun ist es innerhalb kurzer Zeit in 2007 beim deutschen Wunderhorn-Verlag unter demTitel “Zwischen Europa und Islam – 115 Gegenpredigten” erschienen.

Der Verlag bewirbt das Buch wie folgt:

»Wir legen in diesem Buch Wert auf Ausdrucksformen des Islams, die nicht die Norm, sondern die Abweichung darstellen« so beginnt Meddeb sein Buch. Seine Gegenpredigten, die alles andere sein wollen als »Predigten«, entwickelte er aus Rundfunkbeiträgen, die der streitbare Romancier und Philosoph zwischen 2003 und 2006 für Radio Méditerranée in Tanger verfasste. Meddeb sieht das Religiöse im Alltag, er entschleiert Mythen, geht die Tabus an. Fasziniert folgt der Leser diesen ebenso aufschlußreichen wie spannenden Stücken, die Kultur, Lebenskunst und Politik vereinen zu dem Mosaik einer Weltreligion, die ihre befreienden Potenzen noch nicht wirklich entdeckt zu haben scheint. Exzellent übersetzt von dem Paul-Celan-Preisträger Rainer G. Schmidt.

Meddeb wird in den deutschsprachigen Zeitungen als Protagonist eines offenen, humanistischen und selbstkritschen Islam zitiert. Arno Widmann hat das neue Buch kürzlich in der FR rezensiert und er zitiert Meddeb am Beispiel des Exzess, das ist der Begriff – “ghulw” im Arabischen, mit folgenden politischen Erkenntnissen:

(…) – “ghulw” -, mit dem die Saudis den islamistischen Extremismus kritisieren. Es sind drei Seiten, auf denen Meddeb klarmacht, dass es falsch ist, den Extremisten ihren Extremismus zum Vorwurf zu machen. “Der Krieg findet nicht zwischen Übermaß und Klugheit statt. Er findet zwischen der wortwörtlichen Auslegung auf der einen Seite statt und der Freiheit auf der anderen Seite, welche die Bedeutung schwanken lässt. In der Anstrengung der Interpretation können der Exzess, die Maßlosigkeit, das Wort sogar von dem Sinn befreien, der es einschränkt. Um die Radikalen besiegen zu können, muss man die vorderste Linie der Freiheit neu beleben.” Dazu sind die Saudis nicht nur nicht bereit. Dazu sind sie nicht in der Lage. (…)

Den Islamismus schätzt Meddeb als psychopathologisches Phänomen ein,wenn er schreibt:

… “Bei den Islamisten erleben wir eine obszöne Regression: der Mensch tritt wieder an die Stelle des Tiers. Das Symbolische und das Imaginäre werden im Wirklichen verwirklicht, nicht als solche, sondern indem sie selbst im Wirklichen aufgehen. Dieses Vorgehen entspricht der Definition des Wahnsinns im klinischen Sinne.” …

Es handelt sich also um einen jener Muslime, der westliche Denkweisen mit einer muslimischen Verbinden will und kann. Und solche Autoren gibt es wahrlich zu wenige. An M. Abdelwahab Meddebs Literatur sollten interessierte Zeitgenossen nicht achtlos vorbeigehen, er ist ein Mensch des Dialogs.

references:
Extremismus und Freiheit

Maître de Conférences habilité en Littérature comparée (Europe/Islam, Francophonies)
Département de lettres modernes,
Université Paris X Nanterre.

Intellektuelle Seilschaften: E. Said

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Edward Said (1935-2003) , zuletzt Prof. für Literaturwissenschaft an der Columbia Uni NYC, hat mit seinem Buch “Orientalism” dem antiimperialistischen Kampf der Palästinenser bereits in den 80iger Jahren ein theoretisches Vermächtnis hinterlassen: Die postkolonialen Studien (postcolonial studies) versuchten, den kulturellen und gesellschaftlichen Anteil der kolonialen Hinterlassenschaften zu benennen, dann dessen Herauspreparierung aus dem Wertekanon der ehemals kolonialisierten Gesellschaften vorzubereiten um dann eine eigene, vom Westen befreite Werte- und Kulturskalierung vornehmen zu können um diese dem westlichen Diskurs entgegen zu halten. Diese Denkschule macht nun heuer den Islamismus stark, und zwar nicht nur im Orient – dort wird sie mehr als Alibi benötigt – sondern vornehmlich an westlichen Unis.

Joseph Massad

Einen personalen Ausfluss dieser Said-Tradition haben sich Gay-West in ihrem Beitrag “Der böse schwule Westen” vorgenommen. Im Jahr 2002 veröffentlichte Joseph Massad seinen kontrovers diskutiertes Text mit dem Titel “Re-Orienting Desire: The Gay International and the Arab World” – der später in seinem Buch “Desiring Arabs” ausgearbeitet wurde. Adrian nimmt sich der Geisteswelt des Herrn Massad im Detail an. Ob in Massads Gedankengebäuden der aktuelle Weltgeist bezüglich Homosexualität klingelt oder nur eine überkommene Ideologie in neuem Textkleid daherkommt, wird weiter zu untersuchen bleiben.

By the way: Die These, Sexualitäten seien doch nur Konstruktionen, führen in die irrige Gedankenwelt der dekonstruierenden Judith Butler Gemeinde, die mit ihren “gender-studies” auch kein anderes intellektuelles Geschäft als Prof. Said und seine Epigonen betreiben kann. Langsam aber sicher beginne ich meine seinerzeitgen Befassungen mit Foucault und den Postmodernisten/-strukturalisten an den Unis zu hassen, wenn ich heute mitbekomme, was für eine ideologische Gülle damit unterfüttert wird.

PS: Die Columbia-University gibt sich 2007 weltoffen, der iranische Präsident kann dort die kruden Sichtweisen des djihadistischen Mullahregimes gegen die USA, Israel und die westliche Welt am 24.September unter die Elite streuen, nachdem er der UN-Vollversammlung ein halbstündiges “briefing” seiner Pläne unterbreitet hat und fast alle Staatsvertreter werden dem Schurken behende lauschen: ” SIPA Announcement and President Bollinger’s Statement on Forum with President of Iran” More …

references:
Cartoon by Patrick O’Connor, the Los Angeles Daily News

iran no homs
Evangelikale, Poststrukturalisten und Islam von Damien
Wird Homosexualität von “Kolonialisten” und Zionisten produziert?
Gigi erklärt Massad und seine Kritiker
Bollinger versus Ahmadinedschad
Ahmadinedschad an der New Yorker Uni von anaximander
Neues aus dem Gottesstaat
+ passend: Fight back von cliff cosmos
mahmud superstar von dissidenz
Nachruf auf E. Said

Gay Life in Egypt

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Adrian von GayWest hat sich den Text “Alles Böse kommt von hinten” von Negar Azimi im Magazin genauer vorgenommen. In der islamischen Republik Ägypten ist das Leben für Homos in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Dort werden sie zwar nicht so drangsaliert, aufgehängt oder gesteinigt wie im iranischen Gottesstaat. Aber in ägyptischen Gefängnissen und Polizeiwachen als Homo “zu Tode zu kommen” ist ist auch nicht unwahrscheinlich. Und was Mubaraks Polizeistaat nicht erledigt, werden die islamistischen Horden der Muslimbruderschaft zu Ende bringen, die warten ja schon seit den 40iger Jahren auf ihre Zeit. bad times -(

Written by admin

July 20, 2007 at 4:21 pm