Raumzeit

et Philolog

Taschenstöckchen

with 8 comments

Martin von MMSenf hat es völlig unverbindlich losgetreten,ich mach mal weiter,die Handycam gibt eine Ahnung von den Objekten des heutigen Nachmittags.

1. Take a picture of your bag.

Die grüne Tasche nehme ich meistens,wenn keinerlei Einkaufspflichten im Supermarkt meinen Alltag versauen.

bag

2. Now dump everything out and neatly adjust them, and take a picture (no matter how embarrassing).

Inhalt 1

i

i

Inhalt 2

3. Talk about the items inside. Detail.

Inhalt 1 von links oben nach rechts unten:

Meine Minitaschenlampe am Minikarabiner – damit kann ich z.B. auch im düsteren mein Zahlenschloss am Rad öffnen und schliessen,Bus- und Tramfahrpläne lesen oder heruntergefallenes Kleingeld aufsammeln.Meistens ist aber die Batterie leer und das Gerät liegt völlig nutzlos in der Tiasche herum – vor allem,wenn es wirklich benötigt wird.

Das rote Brillenetui beherbergt meine Sonnenbrille,die ich n Berlin ganzjährig und nicht nur wegen des Klimawandels in Gebrauch habe.

Mein palm ist mein Gehirn,es wird seit der besseren Leistungsfähigkeit der USB-Sticks aber nicht mehr so intensiv genutzt,praktisch ist aber die drahtlose Tastatur,wenn ich in freier Wildbahn mein eigener Sekretär
sein muss.Für Laptopschleppen fehlt mir meist die Bereitschaft.

Meine Notizblöcke – ich bin seit Zypern auf ein grösseres Format umgestiegen – sind mit Skizzen,Modellen und Buchstabensalat vollgestopft,einen Tag nach Aufzeichnung kann ich das Geschreibsel schon selbst nicht mehr entziffern,aber wer weiss,wofür das noch einmal gut sein könnte.Zuppi kritzelt am liebsten mit Lamy-Kugelschreibern.

Das untere Buch ist ein frisch erworbenes Geschenk für nächstes Wochenende,es handelt von der Vereinigung jiddischer Polizisten.Oben auf liegt ein von meiner Kollegin ausgeliehener Titel von Jens Clausen: Das Selbst und die Fremde – über psychische Grenzerfahrungen auf Reisen.Ich reise bekanntlich höchst ungern,seit dieser Buchlektüre wird mir zunemend klarer,was ich mir durch diese Miesepeterei bis heute so auch an verzichtbaren Erlebnissen erspart habe.Eigentlich habe ich auch von der Welt das gesehen,was mir wichtig war – ein Besuch in Pakistan fehlt mir aber noch.

Inhalt 2 von links oben nach rechts unten

Der Text ist von GRENZENLOS über die Redaktion BAHAMAS,ein ganz frischer Lese-Tipp von Laura.Es scheint sich um die direkten geistigen Nachfahren der Leute von Cafe Morgenland,Fluchschriften – den legendären Fluttext aus 2002 empfehle ich hiermit ausdrücklich zur Lektüre – oder 6000 zu handeln,die dem deutschen Michel von links nach rechts bis in die Mitte kräftig die Migrantenbefindlichkeiten in dieser Republik um die Ohren hauen. Im besagten GRENZENLOS-Text wird Justus Werthmüller des deutschtümelnden Orientalismus bezichtigt,natürlich habe ich die zitierte Zeitschriftenausgabe #54 derzeitig in meinem Bestand,aber online kann der Text auch eingesehen werden – ich bemühe mich um raschen Zitatabgleich des 5. Kapitels: Iwan Kirejewski: Die Aggression gegen den Universalismus,der von antiwestlicher Slawophilie im Russland des 19. Jahrhunderts handelt und den Werthmüller kurz mit dem antiwestlichen Orientalismusverständnis von E. Said in Beziehung setzt.Ansonsten nur historischer Disput,garniert mit fortlaufender Kritik am deutschem Idealismus,um den es den Antideutschen der BAHAMAS besonders zu tun ist.

Aufliegend auf dem Text befinden sich mein leerer Kameraakku, Klebezettel für Kurznotizen und meine Mintpastillen,die über Monate kaum weniger werden wollen,die aber ein rasselndes Laufgeräusch erzeugen,an dem mich Bekannte auch von hinten herannahend rechtzeitig identifizieren können.

Das blaue Buch ist mein Gremienbuch,dort werden alle Notizen und Schriftsätze aus direkten,dienstlichen Besprechungen mit den Ämtern eingelegt,Alan Turing hätte auch hier beim entziffern seine Herausforderung finden können,im Zweifelsfall lese ich meine Einlassungen aber fehlerfrei heraus.Was Andere gemeint haben könnten,ist mir sowieso wurscht. Und wozu gibt es überhaupt Protokolle?

Auf dem blauen Buch liegen ein paar Tintenballschreiber für Käsekästchen, Schiffe Versenken oder TicTacToe,je nach Langweiligkeitsgrad der besuchten Veranstaltungen. Die obligaten Taschentücher und die neu erworbene Dollar Brand CD “Echoes from Africa” – meine 20 Jahre alte Musiccassette hat vor ein paar Tagen endgültig ihren Musikgeist aufgegeben und die Langspielplatte befindet sich im wohlfeilen Besitz von Henriette in Frankfurt.

That’s it,wer Lust hat, auch seine Tasche auszukippen,macht halt weiter mit dem Krams …..

Written by admin

July 14, 2008 at 11:10 pm

Posted in Blogwelt, Egoshice

Tagged with

8 Responses

Subscribe to comments with RSS.

  1. du meinst 2002, oder? also diesen text?
    http://www.fluchschrift.net/archiv/dammbru.htm

    Laura

    July 15, 2008 at 11:13 am

  2. huhu laura,
    merci für den link und die richtige jahreszahl,habe das entsprechend ergänzt und verbessert 😉
    mein lieblingspassage aus der fluchschrift:
    “… Ungebremst strömte, durch einen so genannten Rückstau, diese braune Kloake über die Kloschüssel zurück zu seinem Ursprung, in die Ossi-Wohnstuben, an den Ossi-Küchentisch, also urgewaltlich an jene Orte der rassistischen, antisemitischen und spießbürgerlichen Palaverthings. Dort, wo die Kultur dieser Population wächst und eskaliert. Dort, wo sie deutsch ist und wird. Dort, wo die Bilder von abgefackelten Flüchtlingsheimen bejubelt und mit dem rassistischen, aktivistischen Nachwuchs manch Bierfass auf erfolgreiches “Fidschiklatschen” geleert wird. Dort, wo die Alten Hass und Neid predigen und jedes Kleinkind schon innerlich zerfressen, moralisch ruiniert wird. Dort, wo der rassistische Mord geplant und der Völkermord gedacht und gefordert wird. Ein Hochwasser, das diese familiäre und nachbarschaftliche Infrastruktur des deutschen Grauens, für einige Tage punktuell lahm legt, ist für uns alles in allem eine gute Nachricht, Anlass zur Freude oder zumindest zur Schadenfreude….”
    in diesem jahr habe ich folgende inkunable massenhaft verschenkt: die grosse flut,.o.k.,das geschenk kam nicht bei allen beschenkten so wirklich gut an,dazu könnte auch der widmungsspruch beigetragen haben: ob grimma,dresden,wittenberge: nieder mit den deutschen gartenzwergen!
    tja,so war zuppi auch mal drauf.
    ps:
    und natürlich muss es auch heissen:freiheit für “unter dem strich”!!! welcher finsterling hat denn dein blog so übel gekapert??

    zuppi

    July 15, 2008 at 5:34 pm

  3. huhu zuppi,

    ich find den fluchschrift-text große klasse. meine lieblingsstelle: “Diese Linken benehmen sich wie konkurrierende Erbschleicher.”

    der blog steht wieder, allerdings sind alle inhalte futsch 😀

    naja.

    Laura

    July 18, 2008 at 11:15 am

  4. huhu laura,

    ich stellte mir bis vor 5 jahren ja auch noch die frage,um welches erbe die radikale linke eigentlich so herumschleicht.
    bei den antiimps ist mir das relativ klar,bei den antideutschen sehe ich keine einheitliche linie. ob die derivate aus der psychoanalytischen rumpelkammer – die ich therapeutisch durchaus für hilfreich halte – sinnvolle erklärungen für politische oder gesellschaftliche sachverhalte liefern,bezweifle ich auch.da sind die aktuellen sozialwissenschaften doch eindeutig weiter,weil die kollektivistischen zuschreibungen – so denn man die braucht – feingliedriger und pluralistischer herunter gebrochen werden können.
    den “grossen wurf” gibt es halt nicht.

    lag der blog-crash am neuen wp-release?

    zuppi

    July 18, 2008 at 9:54 pm

  5. huhu

    ahja, ich habe bei der psychoanalyse manchmal auch meine zweifel. einiges halte ich für gelungen, aber ich lehne sehr oft die art und weise, wie sie heute in der linken verwendet wird ab. wenn ich schon ‘projektion’ höre, krieg ich ne wut, weil es sich meiner meinung nach zu 98% bei diesem geschrei auch nur um abwehr handelt. 😀 viele ads verzichten doch auch schon seit längerem auf argumente. (ich wurde in letzter zeit ja auch als usa-hasserin und kulturrelativistische linke rassistin enttarnt! haha)
    naja, und dann bin ich auch noch sozialwissenschafterin! wobei anzumerken wäre, dass die frankfurter schule auch empirisch gearbeitet hat … ich komm insgesamt halt ganz wonders her, von der uni – und nicht aus antifa-kreisen oder sonst woher. hab daher insgesamt doch ein anderes verständnis von auseinandersetzung. so ist es ja unvorstellbar, dass man nur sachen liest, die die eigene position stützen; oder dieses ganze guilt-by-association-ding , das ja in der linken blogosphäre meiner meinung nach andauernd zu finden ist (acb hat xyz in der blogroll…) – das ginge in der wiss. auseinandersetzung nie! zu recht!

    zu antiimps will ich mich gar nicht erst äußern. insgesamt gibt’s aber mehr als nur ad und antiimp, zum glück.

    crash: hatte mir was eingefangen, virenalarm, wenn auf den blog gekommen. naja, und dann bei reinigung alles kaputt 😦
    mit dem upgrade hatte das nix zu tun.

    Laura

    July 19, 2008 at 10:54 am

  6. nochmals zu guilt-by-association: dient in der linken auseinandersetzung meiner meinung nach nur zu frontenbildung, auch da, wo es diese fronten so nicht gibt.

    abc sagt blabla (eine aussage).
    xyz sagt: das sagt ‘der feind’ auch (eine aussage aus einem ensemble), daher bist du ‘der feind’.

    das ist blödsinnig und schlussendlich ist das das, was zu dem führt, was ich in “verdachtsmomente” beschrieben habe. auch. kritik ist so nämlich nicht mehr möglich.

    Laura

    July 19, 2008 at 10:59 am

  7. huhu laura,

    zur projektion,wie ich sie verstehe,gibt es auf wikipedia eine brauchbare beschreibung:

    In der Psychoanalyse nach Sigmund Freud versteht man unter Projektion einen Abwehrmechanismus, bei dem eigene, unerträgliche Gefühle und Wünsche einem anderen Menschen (oder Gegenstand) zugeschrieben werden. Ein prominentes Beispiel ist die Paranoia.”Projektion ist das Verfolgen eigener Wünsche in anderen. Sigmund Freud

    in wie weit diese beschreibung auf politische oder ideologische auseinandersetzungen brauchbar ist,weiss ich nicht – ich kann mir aber nicht vorstellen,dass eine politische auseinandersetzung auf der couch erledigt oder gar entschieden würde. in der behandlung von neurotisch gestörten individuen haben freuds hypothesen durchaus auch heute noch einen sachlich begründeten stellenwert.nach wkII und auschwitz wurde zwar immer wieder versucht,den holocaust psychoanalytisch zu ergründen,heraus ge kommen sind dabei aber meist nur therapiebedürftige patienten und eben keine politisch oder gesellschaftlich ernst zu nehmende positionen und die dahinter stehenden personen oder gruppen,um die ein streit zu führen lohnen würde.

    eine andere frage ist,wie beweggründe/motive für bestimmte,unhaltbare politische hypothesen angegangen und erklärt werden können – was zb. gerade bei debatten über israel und das judentum notwendig erscheint.hier hat sich die radikale linke ja in ihren eigenen konzepten verheddert oder gar anschluss an die rechtsetremisten gefunden,im “günstigsten fall” teilen sie nur das ressentiments der mitte gegen den judenstaat – was auch nicht tröstlich sein kann.

    virenalarm: das iss natürlich eine ganz grosse scheisse,an der wp zum glück nicht anteil hat.aber: ohne zerfall gibt es auch keine erneuerung 😉

    zuppi

    July 19, 2008 at 11:45 am

  8. oh, falsch verstanden: projektion wird einfach von jedem 2. ad-blogger geschrien, wenn ihm was komisch vorkommt – ums mal zu übertreiben. 😀
    und da krieg ich ne wut, weil es eben eine pathologisierung ist, und damit eben auch eine entmündigung.

    dabei aber meist nur therapiebedürftige patienten und eben keine politisch oder gesellschaftlich ernst zu nehmende positionen und die dahinter stehenden personen oder gruppen,um die ein streit zu führen lohnen würde.

    ja, sehe ich auch so.

    ansonsten auch zustimmung im ganzen; obwohl es linke gibt, die einfach aus prinzip gegen staaten sind und da auch bei israel nicht halt manchen. da würde ich schon noch nen unterschied manchen wollen, denn die wollen auch keinen palistaat oder deutschen staat.

    gruß, laura

    unterdemstrich

    July 19, 2008 at 7:14 pm


Leave a comment